Heterophyes heterophyes

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Heterophyes heterophyes

Ei von Heterophyes heterophyes

Systematik
Unterklasse: Digenea
Ordnung: Opisthorchiida
Unterordnung: Opisthorchiata
Familie: Heterophyidae
Gattung: Heterophyes
Art: Heterophyes heterophyes
Wissenschaftlicher Name
Heterophyes heterophyes
(Siebold, 1853)

Heterophyes heterophyes ist ein zu den Saugwürmern gehörender Parasit. Er wurde 1851 von Theodor Bilharz bei einer Obduktion im Dünndarm entdeckt.[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adultes, karmingefärbtes Exemplar. OS – Mundsaugnapf, PH – Pharynx, IN – Darm, AC – Bauchsaugnapf, EG – Eier (mit Uterus).

Dieser kleine, hermaphroditische Darmegel hat im adulten Stadium eine gestreckt ovoide Körperform mit einer Größe von 1,0–1,7 × 0,3–0,7 mm. Lebend ist er von grauer Farbe. Das Tegument ist von feinen Dornen besetzt, die anterior (nach vorne hin) besonders zahlreich sind. Der Mundsaugnapf ist mit 90 µm Durchmesser deutlich kleiner als der im mittleren Körperdrittel gelegene Bauchsaugnapf mit 230 µm. Ein Genitalsaugnapf (150 µm) befindet sich am linken, hinteren Rand des Bauchsaugnapfes. Der Rand dieses zusätzlichen Genitalsaugnapfes (auch Gonotyl oder genitales Acetabulum genannt), eine Besonderheit der Familie Heterophyidae, ist mit winzigen Dornen besetzt und unterscheidet Heterophyes heterophyes von Metagonimus yokogawai. Der Verdauungstrakt umfasst einen engen Präpharynx, einen kleinen, knolligen Pharynx, eine enge Speiseröhre und zwei blind endende Därme. Ein Drittel Körperlänge vom Körperende entfernt liegt der rundliche Eierstock, zwei ovale Hoden liegen nebeneinander am Ende des Körpers.[2] Die Eier, die das Miracidium enthalten, besitzen Abmessungen in einer Größenordnung von 30 × 17 μm und ähneln denen der Gattung Opisthorchis.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heterophyes heterophyes ist im asiatischen Raum, in Nordafrika, im Nahen Osten und im südlichen Europa verbreitet.[2] Hauptverbreitungsgebiete sind Ägypten, der Iran und Korea.[1]

Entwicklungszyklus und Befall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die embryonierten Eier des Darmegels werden mit den Fäzes ausgeschieden und von marinen Vorderkiemerschnecken wie z. B. Potamides conicus (Syn.: Pirenella conica) mit der Nahrung aufgenommen (erster Zwischenwirt). Nach einem Sporozystenstadium und zwei Redienstadien entstehen die Zerkarien, die in Fische wie die Großkopfmeeräsche eindringen (zweiter Zwischenwirt). In den Fischen enzystieren sie sich als Metazerkarien. Werden die Fische dann roh oder nicht ausreichend gegart gegessen, entwickeln sich im Wirt zum Abschluss des Entwicklungszyklus aus den Metazerkarien die adulten Darmegel.

Es werden Menschen oder fischfressende Tiere befallen, der Darmegel besiedelt die Dünndarmwand (Jejunum und vorderes Ileum) und ist oft in den Lieberkühn-Krypten[2] zu finden.[3][1]

Erkrankung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krankheit verläuft häufig asymptomatisch; bei massivem Befall von tausenden Würmern entstehen flache Geschwüre und Entzündungen, die sich in Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden bis hin zur Diarrhoe bemerkbar machen. Die Eier können in Blutgefäße eindringen, in Organe wie Herz, Rückenmark oder Gehirn transportiert werden und zum Beispiel durch Verschluss der Herzgefäße Schäden verursachen.[3] Die Diagnose erfolgt über den Nachweis der Eier. Zur Behandlung wird Praziquantel eingesetzt, nachdem man früher auch Niclosamid eingesetzt hatte.[2]

Als Prophylaxe sollte in Frage kommender Fisch (zum Beispiel aus dem Nildelta oder aus dem Lake Manzala) vollständig durchgegart werden. Die Vermeidung von Verunreinigung des Wassers mit Kot könnte ein mögliches, längerfristiges Ziel sein.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Wiedermann, Herbert Auer: Pathophysiologie, Immunologie, Klinik und Therapie von Wurmkrankheiten, 2006, S. 78f
  • Burton Jerome Bogitsh, Clint Earl Carter, Thomas N. Oeltmann: Human parasitology, 2005, S. 215f
  • Dwight D. Bowman: Feline clinical parasitology, 2002, S. 133f
  • Ralph Muller, Derek Wakelin: Worms and human disease, 1975 S. 51f

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Wiedermann, Auer, S. 78–80.
  2. a b c d e Ralph Muller, Derek Wakelin: Worms and Human Disease. CAB International, 2002, ISBN 978-0851995168, S. 52.
  3. a b c Richard Lucius, Brigitte Loos-Frank: Biologie von Parasiten. Springer, 2007, ISBN 978-3540377078, S. 284.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heterophyes heterophyes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien