Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS

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Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG) war 1951 als Traditionsverband in Deutschland begründet worden. Die Gründer und erste Vorsitzenden der HIAG waren unter anderen Otto Kumm, der letzte Kommandeur der Leibstandarte Adolf Hitler, Richard Schulze-Kossens, Adjutant Adolf Hitlers und zuletzt Kommandeur der SS-Junkerschule in Bad Tölz, Felix Steiner, SS-General des III. Germanischen Panzerkorps, das aus mehreren SS-Divisionen bestand und Paul Hausser, ebenfalls einer der Hauptorganisatoren der Waffen-SS und bekannt durch seine besonders rücksichtslose Politik der Verbrannten Erde in Osteuropa. Nach seiner Begnadigung 1955 stieß auch Sepp Dietrich, zuletzt Oberbefehlshaber der 6. SS-Panzerarmee, der maßgeblich an der Ermordung Ernst Röhms („Röhm-Putsch“) beteiligt war, zur HIAG.

Die HIAG war zunächst dezentral organisiert, doch wurde diese Struktur noch in den 1950er Jahren aufgehoben. Das Ziel der „Hilfsgemeinschaft“ war die rechtliche Gleichstellung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS mit den Wehrmachtssoldaten und die Rehabilitierung der Soldaten der Waffen-SS. Die Vereinigung war tragendes Mitglied im „Verband deutscher Soldaten“ und übte einen großen Einfluss im Netzwerk der Soldaten- und Traditionsverbände aus. Die HIAG arbeitete auch eng mit der österreichischenKameradschaft IV“ zusammen.

Nachdem die Versorgungsrechte der ehemaligen SS-Angehörigen in den 1960er Jahren weitestgehend abgesichert waren, verlagerte die HIAG ihren Schwerpunkt auf publizistische Tätigkeiten.

Ab November 1951 erschien der Wiking-Ruf als Sprachrohr der HIAG. Ab 1956 wurde dieser von der ebenfalls monatlich erscheinenden Zeitschrift Der Freiwillige abgelöst. Sie erschien in einer Höchstauflage von 12.000 Exemplaren, 1992 waren es noch 8.000. Der Herausgeber war Erich Kern, langjähriger Schriftführer des CDU-Bundestagsabgeordneten Hans Wissebach. Die Zeitschrift erscheint noch heute im „Munin-Verlag“.

Bis Mitte der 1960er Jahre saßen Interessensvertreter der HIAG in allen maßgeblichen Parteien und die HIAG war weithin anerkannt. So referierte 1954 Helmut Schmidt bei der HIAG zum Thema „Soldatentum und Sozialdemokratie“. 1978 verfügte die Organisation über 118 Orts- und Kreisverbände. Zeitweilig hatte sie 20 - 40.000 Mitglieder. Von den circa 250.000 Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik waren Schätzungen zufolge phasenweise bis zu 70.000 im HIAG-Bundesverband organisiert. Erst ab den 1980er Jahren beendeten mehrere Bundestagsabgeordnete ihre Tätigkeit für die HIAG, und die SPD fällte einen Unvereinbarkeitsbeschluss. In der Folge verlor die Organisation zunehmend an Einfluss. Über die verbliebenen regionalen Verbände ist sie aber nach wie vor in die Struktur der Soldaten- und Traditionsverbände eingebunden.

Bei der Auflösung des HIAG-Dachverbandes 1992 waren diesem zwölf Landesverbände, zwölf Truppen- und zahlreiche Kreiskameradschaften angegliedert. Dem letzten Bundesvorstand gehörten 1992 Hubert Meyer, August Hoffmann und Johann Felde an. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Bundesführung „Beobachtungsobjekt“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz und es wurden gezielt Informationen im Sinne der §§ 3, 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes gesammelt und ausgewertet.

Einige Landesverbände und regionale Kameradschaften sowie die 1993 gegründete „Kriegsgräberstiftung Wenn alle Brüder schweigen“ werden weiter geführt. Diese Stiftung mit Sitz in Stuttgart wird von dem Vorsitzenden August Hoffmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Berner und dem Schatzmeister Werner Bitzer geleitet. Ihre Aufgabe ist nach eigenem Bekunden in erster Linie, „Soldatengräber im In- und Ausland -- besonders unserer Truppe -- zu suchen, zu sichern und die Grabanlagen dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mitzuteilen“.

Forschungsprojekt zur HIAG an der Uni Bielefeld