Himmelfahrtkirche (Berlin)

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Himmelfahrtkirche
Himmelfahrtskirche
Himmelfahrtkirche am Humboldthain
Himmelfahrtkirche am Humboldthain

Himmelfahrtkirche am Humboldthain

Baujahr: 1890–1893 (1. Bau)
1954–1956 (2. Bau)
Einweihung: 4. Juni 1893 (1. Bau)
20. Mai 1956 (2. Bau)
Baumeister: August Orth (1. Bau)
Otto Bartning (2. Bau)
Stilelemente: Neuromanik (1. Bau)
Moderne (2. Bau)
Bauherr: Evangelische Himmelfahrt-Kirchengemeinde Berlin
Lage: 52° 32′ 40,2″ N, 13° 23′ 22,9″ OKoordinaten: 52° 32′ 40,2″ N, 13° 23′ 22,9″ O
Anschrift: Gustav-Meyer-Allee 2
13355 Berlin
Berlin, Deutschland
Zweck: evangelische Kirche
Gemeinde: Ev. Kirchengemeinde am Humboldthain (ab 2001)
Landeskirche: Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (seit 2004)
Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (1948–2003)
Evangelische Kirche der altpreußischen Union (1893–1948)
Webseite: www.ekhu.de

Die evangelische Himmelfahrtkirche (auch Himmelfahrtskirche) ist der zweite Sakralbau dieses Namens am Volkspark Humboldthain. Die 1956 nach Plänen von Otto Bartning erbaute Kirche steht in der Gustav-Meyer-Allee 2 im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen des Bezirks Mitte. Der Gebäudekomplex aus Saalkirche auf rechteckigem Grundriss, Glockenturm und Anbauten für weitere Einrichtungen der Gemeinde ist denkmalgeschützt. Die Himmelfahrt-Kirchengemeinde fusionierte im Frühjahr 2001 mit der benachbarten Friedenskirchengemeinde zur Kirchengemeinde am Humboldthain.[1] Da die Friedenskirche seit 2001 als serbisch-orthodoxe Friedenskirche Zum Heiligen Sava dient, „war und ist […] die 1956 neu erbaute neue Himmelfahrtkirche“[2] auch Gottesdienstraum der fusionierten Gemeinde.

Die Kirchengemeinde pflegt mit der Gemeinde Mor Izozoel ökumenische Beziehungen. Diese syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde nutzt die Himmelfahrtskirche gastweise und beteiligt sich auch gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde an ökumenischen Feiern.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstes Kirchengebäude: 1890 bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Bebauung der äußeren Vorstädte nach 1870 nahm die Zahl der dort wohnenden Christen zu. Mit einer Serie von Neubauten, unterstützt vom Evangelischen Kirchenbauverein, entstanden für sie wohnortnahe Kirchen, die dann mit einem Teil des Pfarrgebiets aus dem Pfarrbereich der bisher zuständigen Kirchengemeinden ausgegliedert wurden. Die erste Himmelfahrtkirche stand gegenüber der Einmündung der Ramlerstraße in die Brunnenstraße im Nordosten des Volksparks Humboldthain und wurde von August Orth 1890–1893 in neoromanischen Rundbogenformen aus gelbem Backstein und Terrakotta errichtet und am 4. Juni 1893 eingeweiht.[3] Stilistisch ähnelte sie der Dankeskirche Wedding.[3] Die Himmelfahrtkirche war zunächst eine Tochterkirche der Elisabethkirche,[3] bevor deren nördliches Pfarrgebiet ausgegliedert und am 1. Januar 1894 mit der neuen Kirche als Himmelfahrt-Kirchengemeinde konstituiert wurde.[4] Die Friedenskirchengemeinde war am 19. Januar 1891 konstituiert worden und hatte den nordwestlichen Teil des Pfarrgebietes der Bartholomäuskirchengemeinde zugewiesen erhalten.

Erste Himmelfahrtskirche am Humboldthain, 1883

Orths monumentaler Backsteinbau wurde „in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört“.[2] Die ausgebrannte Ruine der Kirche wurde abgetragen,[3] der 72 Meter hohe Turm am 14. Juli 1949 gesprengt.[1] Im Turm hatte sich die 5,6 m × 5,6 m große Glockenstube befunden mit einem dreistimmigen Geläut aus Gussstahl-Glocken, hergestellt beim Bochumer Verein. In einer Inventarliste der Gießerei sind folgende Angaben zu finden: die Glocken wurden in zwei Etagen übereinander angeordnet und mittels Antifriktionslager und Seilwinden aufgehängt. Die Herstellung der Glocken samt Zubehör wie Klöppel, Achsen, Lager und Läutehebel kostete 4646 Mark.[5]

Glockenplan
Größe Schlag­ton Gewicht
(kg)
unterer Durch­messer
(mm)
Höhe
(mm)
größte cis 1496 1570 1380
mittlere e 1056 1385 1225
kleinste g 0682 1175 1070

Zweites Kirchengebäude: ab 1951 an neuem Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Enttrümmern der Kirchengebäudereste wurden die Gottesdienste in eine ehemalige Gaststätte an der Swinemünder Straße Ecke Ramlerstraße verlegt. Diese Lösung war aber auf Dauer unbefriedigend, weshalb die weiterhin bestehende Himmelfahrtgemeinde den Bau einer neuen Kirche plante. Am 28. Juli 1951 wurde deshalb ein Kirchenbauverein gegründet. Das abgeräumte Grundstück wurde für die Anlage eines Rosengartens im Humboldthain benötigt, daher tauschte die Kirchengemeinde es mit der Stadt Berlin gegen den jetzigen Standort.[3] Im November 1953 stand die Finanzierung von 200.000 Mark für die Durchführung des ersten Bauabschnitts, ermöglicht durch Spenden, Zuschüsse und Darlehen. Am 30. Dezember 1953 war die Grundsteinlegung für den neuen Bau und am 20. Mai 1956 wurde er als Kirche gewidmet.[3]

Erinnerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologisches Fenster an der Brunnenstraße

Im Frühjahr und Sommer 2015 wurden erhalten gebliebene Fundamente des Vorgängerbaus ausgegraben und gesichert. Eine Informationstafel zur Geschichte der alten Kirche wurde am Rosengarten angebracht.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Himmelfahrtkirche mit Blick zur Humboldthöhe

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Der ganze Bau ist als Gemeindezentrum konzipiert.“[6] Bartning prägte in entscheidender Weise die Entwicklung des modernen evangelischen Sakralbaus. Seine Kirchen zeichnen sich durch ihre klare Struktur des Raumes und das Sichtbarmachen der Konstruktion des Bauwerkes aus. Unverkennbar sind auch die Anklänge an seine standardisierten 43 Notkirchen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.[6][7]

Äußeres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elemente des Tragwerks aus Stützen und Sparren des Kirchenschiffs bestehen aus Stahlbeton. Die Wände sind mit Mauerwerk ausgefacht und verputzt. Zwischen Mauerwerk und Dachtraufe befindet sich ein Fensterband. Im Souterrain und in den seitlich vorgelagerten kubischen Anbauten befinden sich Gemeinderäume. An der Ostseite des mit einem Satteldach bedeckten Kirchenschiffs, durch einen Gang getrennt, liegt die Sakristei. Der Kircheneingang weist nach Norden zum Volkspark.

Im 22 Meter hohen offenen Campanile aus Stahlbeton, mit dem Kirchenschiff durch einen niedrigen Gebäudetrakt verbunden, hängt ein Bronzegeläut aus drei Glocken, das von Petit & Gebr. Edelbrock 1954 hergestellt wurde.

Schlag­ton Gewicht
(kg)
Durch­messer
(mm)
Höhe
(mm)
Inschrift
g' 689 1030 860 ICH LEBE UND IHR SOLLT AUCH LEBEN.
a' 471 0920 740 MIR IST GEGEBEN ALLE GEWALT IM HIMMEL UND AUF ERDEN.
c" 268 0760 630 SIEHE ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE BIS AN DER WELT ENDE.

Inneres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht

Die Dachlatten unter der Dachhaut sind innen sichtbar.[6] Die Tiefenwirkung des Innenraums wird in Richtung des Altars durch die Rahmen verstärkt, deren vorletzter weiter in den Raum hinein ragt. Noch enger ist der letzte Rahmen gestaltet, in dem sich das als Altarwand gestaltete große Glasfenster in der Wand des Chores befindet. Der Chor ist zwar im unteren Bereich gerade ummantelt, der Betonfries unterhalb des Daches ist aber gerundet und deutet eine Apsis an. Der Innenraum ist auf das kreuzförmig geteilte Glasfenster bezogen, vom Schnittpunkt der Kreuzbalken im Fenster gehen durch die farbige Verglasung leuchtende Strahlen aus.

Der hintere Teil des Saales unterhalb der Orgelempore ist durch eine Glastür in der Mitte und raumhohe Falttüren links und rechts vom Kirchenraum abgetrennt. Er dient als Kirchencafé bzw. Winterkirche. Zur flexiblen Nutzung des Kirchenraums wurde auf ein Kirchengestühl zu Gunsten von Holzstühlen verzichtet, die am Fußboden durch Holzleisten arretiert werden. Kanzel und Altar stehen auf dem Ambo, die Kanzel vorn nahe der Gemeinde, der Altar vor dem großen Glasfenster. Die Orgel stammt aus der Orgelbauwerkstatt Karl Schuke. Nähere Informationen zu dieser Orgel können bei Orgel Database[8] eingesehen werden. Weitere Informationen zur Geschichte der Vorgängerkirche und ihrer Orgel können hier eingesehen werden.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

chronologisch:

  • Ernst von Mirbach: Die drei ersten Kirchen der Kaiserin für Berlin. Erlöser-Kirche, Himmelfahrt-Kirche, Gnaden-Kirche. Berlin 1902.
  • Franz Gottwald (Hrsg.): Heimatbuch vom Wedding. Kribe-Verlag, Berlin 1924, S. 197.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 2. Auflage, CZV-Verlag, Berlin 1986, ISBN 3-7674-0158-4, S. 288 f.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Sakralbauten. (= Berlin und seine Bauten, Teil VI.) Ernst & Sohn, Berlin 1997, ISBN 3-433-01016-1, S. 211, 370.
  • Christine Goetz, Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Himmelfahrtskirche (Berlin-Gesundbrunnen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die Himmelfahrt-Kirche, auf: Brunnenstraße: Vom Rosenthaler Thor zum Gesundbrunnen – Die Geschichte der Brunnenstraße, abgerufen am 12. Januar 2013.
  2. a b „Kirchenbau-Dokumentationsbüro“, auf: Ev. Kirchengemeinde am Humboldthain, abgerufen am 12. Januar 2013.
  3. a b c d e f Günther Kühne und Elisabeth Stephani, Evangelische Kirchen in Berlin, 2. Aufl., Berlin: CZV Verlag, 1986, S. 288. ISBN 3-7674-0158-4.
  4. Die Kirchenbücher der General-Superintendentur Berlin/080, abgerufen am 12. Januar 2013.
  5. Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute; Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St. Josef, eingesehen am 6. August 2019.
  6. a b c Günther Kühne und Elisabeth Stephani, Evangelische Kirchen in Berlin, 2. Aufl., Berlin: CZV Verlag, 1986, S. 289. ISBN 3-7674-0158-4.
  7. Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau: Himmelfahrtkirche
  8. Informationen zur Orgel
  9. Informationen zur Geschichte der Vorgängerkirche und ihrer Orgel