Hochasien

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Üppige Vegetation und reichlich Regen im Makalu-Barun-Nationalpark (Himalaya)
Yak in Tibet: Der weitaus größte Teil Hochasiens ist trocken-karge Hochsteppe

Hochasien (engl.: High Mountain Asia, HMA)[1] ist in den Geowissenschaften ein Oberbegriff für das Hochland von Tibet einschließlich der umliegenden Gebirge und bezeichnet damit die größte und höchste Massenerhebung Asiens und der Erde, in der sich alle Sieben- und Achttausender der Welt befinden.

In der Literatur werden große Teile des südlichen Hochasiens häufig als Hindukusch-Himalaya-Region bezeichnet.

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Hochasien, die Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt wurde, findet sich eher selten in der Literatur. Sie wird etwa in Meteorologie und Klimatologie verwendet, da hier häufig sehr großmaßstäbliche Einheiten untersucht werden.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zur metaphorischen und unterschiedlich verwendeten Bezeichnung „Dach der Welt“ ergibt sich für Hochasien bereits durch die gemeinsame 2500 Meter-Höhenlinie, die im Wesentlichen das gesamte Gebirgssystem umfasst, eine natürliche Begrenzung. Innerhalb dieser Region, die über 3 Millionen km² groß ist, liegt kein Punkt tiefer als 2500 m über dem Meeresspiegel.[3] In den Randbereichen werden zudem unterschiedliche Teile des tiefer liegenden Gebirgsfußes und der niedrigeren Bereiche der nördlichen Gebirgszüge des Tian Shan mit einbezogen. Die größten Abweichungen bei der Festlegung unterschiedlicher Autoren liegen zum einen im Westen beim Hindukusch – der mal ganz[4], mal nur mit dem östlichen Teil[5] einbezogen wird – sowie im Südosten, wo die weitläufigen Gebirge Süd-Chinas (Yunnan-Guizhou-Plateau) und Myanmars (Shan-Hochland) eine klare Begrenzung erschweren. Statt der kompletten Gebirgssysteme[6] wird häufig eine „Abschlusslinie“ gezogen, die sich an den Höhenlinien orientiert. Je nach Begrenzung ist Hochasien insgesamt zwischen 3,7 bis über 4 Millionen km² groß.

Folgende (übergeordnete) Hochgebirge und Hochebenen gehören zu Hochasien (Nummerierung siehe Karte):[4]

Gliederung Hochasiens
  1. Koh-e Baba-Hindukusch (Zentral-Afghanistan – Zuordnung unterschiedlich)
  2. Hoher Hindukusch (O-Afghanistan, N-Pakistan)
  3. Karakorum (NW-Indien, N-Pakistan China: SW-Tibet)
  4. Himalaya (O-Pakistan, N-Indien, China: S-Tibet, Nepal, Bhutan)
  5. Ausläufer HKH-Kette (NO-Myanmar, China: W-Yunnan – Zuordnung nach Körner et al.[6])
  1. Hengduan Shan (China: N-Yunnan, W-Sichuan, O-Tibet, S-Gansu)
  2. Transhimalaya (China: S-Tibet, NO-Indien)
  3. Tanggula-Gebirge (China: O-Tibet, S-Qinghai)
  4. Bayan-Har-Gebirge (China: Zentral-O-Qinghai, NW-Sichuan)
  1. Changthang-Yarmothang-Hochland (China: Zentral-W-Tibet, SO-Qinghai)
  2. Qaidam-Becken (China: NW-Qinghai)
  1. Qilian Shan (China: NO-Qinghai, Gansu)
  2. Altun (China: SO-Xinjiang)
  3. Kunlun (China: S- und SW-Xinjiang)
  1. Pamir (SO-Tadschikistan, NO-Afghanistan)
  2. Pamir Alai (SO-Usbekistan, SW-Kirgisistan, NW-Tadschikistan)
  3. Tian Shan (SO-Kasachstan, N-Kirgisistan, China: Zentral- und W-Xinjiang)
  4. Dsungarischer Alatau (O-Kasachstan, China: NW-Xinjiang)

HKH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus geologischer Sicht bilden die südlichen Gebirgszüge Hochasiens ein gemeinsames Orogen, das bisweilen als Hindukusch-Karakorum-Himalaya-Kette (HKH) bezeichnet wird und die markante naturräumliche Grenze zwischen dem indischen Subkontinent und Zentralasien bildet.[7][8][6] Die Begrenzungen im Osten und Westen sind dabei uneinheitlich (in der Karte an zwei Helligkeitsstufen erkennbar).

Ebenfalls mit HKH abgekürzt wird die Hindukusch-Himalaya-Region, ein grenzübergreifendes ökologisch-ökonomisches Entwicklungsgebiet der Anrainerstaaten.

AQK[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch der Nordrand des tibetischen Hochlandes wird von einigen Autoren als zusammenhängendes Orogen betrachtet, das den beteiligten Gebirgszügen entsprechend Altun-Qilian-Kunlun (AQK) genannt wird.[9][10]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochasien ist Teil der alpidischen Gebirgsbildung im Süden Eurasiens und wölbt sich durch die Nordwärtsbewegung der indischen Platte seit rund 40 Millionen Jahren auf.[11] Noch heute hebt sich die Region am Südrand um mehr als einen Zentimeter pro Jahr.[12] Die Erdkruste ist in Hochasien im Durchschnitt fast doppelt so dick wie im weltweiten Mittel und ragt hier im Schnitt fast 5000 m in die Atmosphäre.[13]

Klima und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zentralen Plateaus Hochasiens sind ausgesprochen arid und von Hochlandsteppen und -wüsten mit abflusslosen Becken, endorheischen Flüssen und Seen – zumeist Salzseen und verlandete Salzpfannen – gekennzeichnet. Die äußeren Abdachungen der Randgebirge im Norden sind hingegen semihumid. Im Süden weisen sie humide bis perhumide tropische Gebirgsklimata mit vielfältigem Bewuchs und etlichen Fließgewässern auf, die sich zum Teil extrem tief eingegraben haben: So beträgt etwa der Höhenunterschied zwischen der Talsohle des Indus und dem Gipfel des Nanga Parbat mehr als 5000 m und das Tal Kali Gandaki – das tiefste Tal der Welt – liegt zwischen dem 8167 m hohen Dhaulagiri und dem 8091 m hohen Annapurna.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Conradin Burga, Frank Klötzli und Georg Grabherr (Hrsg.): Gebirge der Erde – Landschaft, Klima, Pflanzenwelt. Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-4165-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. L. Lozán, S.-W. Breckle, H. Escher-Vetter und D. Kasang: Übersicht über die wichtigsten Gebirge der Erde. In: J. L. Lozán, S.-W. Breckle, H. Graßl et al. (Hrsg.): Warnsignal Klima: Hochgebirge im Wandel. S. 39. Online: www.warnsignal-klima.de, doi:10.25592/uhhfdm.9246.
  2. Beispiele (alle abgerufen am 8. Januar 2021):
    Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, 18.–22. März 2019
  3. Visualisierbar in der zoombaren Karte K1 des Global Mountain Explorer, abgerufen am 12. Januar 2021, nach Valerie Kapos, Jonathan Rhind, Mary Edwards, Martin F. Price und Corinna Ravilious: Developing a map of the world’s mountain forests, in: M. Price und N. Butt (Hrsg.): Forests in Sustainable Mountain Development: A State of Knowledge Report for 2000. IUFRO, Research Series 5, CAB International Publishing, New York 2000, doi:10.1007/1-4020-3508-X_52, S. 4–9.
  4. a b Willibald Haffner: Hochasien: Der Effekt großer Massenerhebungen, in Geographische Rundschau 49, 1997, pdf-Version, S. 307–314.
  5. David R. Rounce, Regine Hock, David E. Shean: Glacier Mass Change in High Mountain Asia Through 2100 Using the Open-Source Python Glacier Evolution Model (PyGEM). Frontiers in Earth Science, 2020, Karte nach Bolch et al. (2019), abgerufen am 14. Januar 2021.
  6. a b c Mountain Ranges von Global Mountain Biodiversity Assessment und Map of Life, Map Data 2020, abgerufen am 21. Dezember 2020; basierend auf Christian Körner, Jens Paulsen und Eva M. Spehn: A definition of mountains and their bioclimatic belts for global comparisons of biodiversity data, in Alpine Botany 121, doi:10.1007/s00035-011-0094-4, S. 73–78.
  7. Marcus Nüsser: Die Gletscher des Himalaya: vom „Wohnsitz des Schnees“ zum soziohydrologischen Wirkungsgefüge. Universität Heidelberg 2018, doi:10.17885/heiup.studg.2018.0.23663, S. 21.
  8. Mohd Farooq Azam: Climate-Glacier relationship in the monsoon-arid transition zone: A Case study in Himachal Pradesh, India, Indian Institute of Technology, Indore 2014, Online-Zugang.
  9. Peng, Yinbiao & Yu, Shengyao & Sanzhong, Li & Zhang, Jianxin & Liu, Yongjiang & Li, Yunshuai & Santosh, M. (2019): Early Neoproterozoic magmatic imprints in the Altun-Qilian-Kunlun region of the Qinghai-Tibet Plateau: Response to the assembly and breakup of Rodinia supercontinent. Earth-Science Reviews. 199, 102954. doi:10.1016/j.earscirev.2019.102954.
  10. Yunshuai Li, Jianxin Zhang, Khan Mostofa, Yuebo Wang, Shengyao Yu, Zhihui Cai, Pengfei Li, & Zhou, Guisheng Fu, Mao Changlei, Xiaohong: Petrogenesis of carbonatites in the Luliangshan region, North Qaidam, northern Tibet, China: Evidence for recycling of sedimentary carbonate and mantle metasomatism within a subduction zone. Lithos 2018. 322. doi:10.1016/j.lithos.2018.10.010.
  11. Archivversion. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2009; abgerufen am 1. Mai 2015. Department of Geology and Geophysics: Underneath the mountains. Archiviert vom Original am 8. Februar 2009; abgerufen am 14. Mai 2008 (englisch).
  12. U.S. Geological Survey: The Himalayas: Two continents collide
  13. Rob Butler: Where and How Do the Continents Deform? School of Earth Sciences, Leeds, Oktober 2001, abgerufen am 14. Mai 2008 (englisch).