Zadní Jetřichovice

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Zadní Jetřichovice (deutsch: Hinterdittersbach, auch Kirnitzschschänke) war ein Ortsteil von Jetřichovice (Dittersbach) in Tschechien, welcher heute eine Wüstung ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice) (Aufnahme um 1905)
Grundmauern der Kirnitzschschänke (Aufnahme 2014)

Der Ort befand sich direkt an der Grenze zum Freistaat Sachsen im Kirnitzschtal an der Stelle, wo ein alter Handelsweg, die Böhmerstraße, den Fluss kreuzt.

1798 zogen hier 12.000 preußische Soldaten unter dem Befehl des Generals von Möllendorf durch das Tal.

Die dauerhafte Ansiedlung entstand Anfang des 19. Jahrhunderts. Vermutlich bestanden vorher hier bereits einige saisonal genutzte Hütten von Waldarbeitern. Um 1800 wurde ein erster Gasthof errichtet. 1833 bestanden hier vier Häuser. Weitere Gebäude entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der touristischen Erschließung der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Hinterdittersbach entwickelte sich zu einem Knotenpunkt der Wanderwege zwischen der Oberen Schleuse, Dittersbach (Jetřichovice), Hohenleipa (Vysoká Lípa), Rainwiese (Mezní Louka), und dem Zeughaus. Zur Blütezeit gab es vier Gasthäuser, zwei Forsthäuser, ein Kindererholungsheim und ein Bauernhaus. Das bekannteste Gebäude war die „Kirnitzschschänke“.

Eine Besonderheit war dadurch bedingt, dass die Böhmerstraße seit Jahrhunderten die Grenze zwischen zwei Herrschaften bildete. Das waren bis zuletzt die der Fürsten Kinsky und Clary-Aldringen. Dadurch gehörten die Häuser westlich des Weges („Kirnscht“) zu Hohenleipa (Vysoká Lípa) und die östlich gelegenen Gebäude („Hinterdittersbach“) zu Dittersbach (Jetřichovice).

1907 gab es den Versuch, eine Pferdeomnibuslinie von Schandau (heute Bad Schandau) aus hierher zu betreiben. Eine Telefonverbindung bestand ebenfalls von Deutschland aus. Der Anschluss war allerdings auf deutscher Seite vor der Kirnitzschbrücke installiert. Belegt ist für das Jahr 1928 die Existenz einer Fernsprechleitung von Mezní Louka (deutsch: Rainwiese) nach Hinterdittersbach durch den Malý kozí dùl (deutsch: Kleinen Ziegengrund). Damit war die Anbindung nach Herrnskretschen (Hřensko) an das landeseigene Telefonnetz hergestellt.[1]

Am Tag der Unterzeichnung des Münchner Abkommens, dem 30. September 1938, kam es in Hinterdittersbach zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Angehörigen einer Einheit des tschechischen Wachbataillones und der deutschen SA und SS, wobei ein tschechischer Soldat verwundet wurde.

Nachdem die sudetendeutschen Bewohner 1946 das Land verlassen mussten, verfielen die Häuser und wurden allmählich abgerissen. In den 50er Jahren wurden sie noch als Kinderferienlager genutzt. Belegt ist, dass noch 1956 einige Gebäude vorhanden waren. Den sonst an dieser Grenze im damaligen Zeitraum vorhandenen Zaun gab es hier in diesem Abschnitt wegen der besonderen Topografie des Geländes nicht. Heute künden nur noch überwachsene Reste der Kellergeschosse und einige Kastanienbäume von der einstigen Ansiedlung. Ein weiteres noch vorhandenes Relikt ist der Sockel eines Gedenkkreuzes, das an den 1941 in der Ukraine gefallenen Hieronymus von Clary-Aldringen erinnert. Dieses Objekt ist heute an einem anderen Ort aufgestellt. Seit Oktober 1993 ist die Grenzbrücke wieder als Übergang für Touristen geöffnet. Nun kreuzen sich hier wieder die Wanderwege.

1921 gab es hier 17 Einwohner in fünf Häusern und 1950 nur noch drei Einwohner in acht Häusern.

Weitere Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vereinsheftreihe "Die Botenfrau" Mitteilungsblatt des Heimatvereins Hinterhermsdorf
  • B. Hamák, F.Beran, Edition Pevnosti Heft 20, "Šluknovský Výběřek", Verlag Jan Škoda-Fortprint, Dvůr Králové nad Labem, 2001
  • Jiři Švécar, "Das nördlichste Böhmen" Reiseführer, Verlag Alfred Schwarz und Alžběta Nováková, 1996

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: ehemals Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Griebens Reiseführer Band 16 Sächsische Schweiz 1928 Griebenverlag Berlin W 35.

Koordinaten: 50° 54′ N, 14° 21′ O