Hochgericht Hanau

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Das Hochgericht Hanau ist der ehemalige Richtplatz des Obergerichtes Hanau.

Situation im stillgelegten Kasernenareal, Juli 2011
Ansicht von der Rückseite

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Richtstätte liegt im Bereich der ehemaligen Old-Argonner-Kaserne im Süden des Stadtteils Hanau-Wolfgang der Stadt Hanau. Zur Zeit ihrer Nutzung befand sie sich auf freiem Feld, in der sogenannten Lehrhöfer Heide weit vor den Toren der Stadt. Heute ist sie umgeben von Wohnbebauung der ehemaligen U.S. Army-Kasernen und einigen Nebengebäuden. Nach der Konversion dieser Flächen mit Sanierung der historischen Bauten und einigen Neubauten[1] liegt die Stätte nun in einem Wohngebiet.[2]

Bauart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um eine etwa 2 Meter hohe Bruchsteinfassung, die mit Erde aufgefüllt ist. Sie besitzt einen Durchmesser von etwa 13 m. Eine innen gelegene Treppe führt von Süden auf diese Plattform. Da hier Hinrichtungen ausschließlich mit dem Richtschwert vollzogen wurden, hatte die Plattform keinerlei Aufbau. Die Anlage ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage wurde 1839[4] vom Kurfürstentum Hessen als Ersatz für die historische, aus dem Mittelalter überkommene Richtstätte des Hanauer Hochgerichts errichtet. Diese ältere Richtstätte lag auf der Gemarkung von Hanau-Kesselstadt, zwischen Kesselstadt und Dörnigheim, an der Landstraße nach Frankfurt und in Sichtweite des Schlosses Philippsruhe. Hier stand auch ein Galgen. 1834 wurde sie abgebrochen und das Material für den Bau der neuen Richtstätte verwendet.

Die 1839 gebaute neue Richtstätte wurde im Januar 1861 letztmals genutzt, als der Mörder Nolte dort in einer öffentlichen Hinrichtung enthauptet wurde. Der Hinrichtung sollen mehr als 12.000 Menschen zugesehen haben.[5] 1926 wurde die Anlage als Kulturdenkmal restauriert. Da in ihrem Umfeld ab 1937 eine Kaserne errichtet wurde, die nach dem Zweiten Weltkrieg die US Army nutzte, war die Anlage lange Zeit nicht öffentlich zugänglich. Dies änderte sich erst mit der Umwandlung zu einem Wohngebiet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jost Auler: Katalog erhaltener Hochgerichte in Deutschland und einigen Nachbarländern. In: Ders.: Richtstättenarchäologie. Dormagen 2008, S. 313. ISBN
  • Erich Brücher: Rentner Nolte. Eine kurhessische Kriminalaffäre um die Ermordung der Emilie Lotheisen 1859 – die letzte Hanauer Hinrichtung. Bad Nauheim 1964.
  • Carolin Krumm: Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau . Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006. ISBN 3-8062-2054-9 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Konversion militärischer Flächen in Hanau. Der Magistrat der Stadt Hanau, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Hanau, 2021, abgerufen am 2. Februar 2022.
  2. Uta Grossmann: „OLD ARGONNER“ Wohnen im Lehrhöfer Park. In: Frankfurter Rundschau. Frankfurter Rundschau GmbH, Frankfurt am Main, 2. Oktober 2013, abgerufen am 2. Februar 2022.
  3. Krumm, S. 592.
  4. So Krumm, S. 592, Auler nennt das Jahr 1834.
  5. Todesurteil in Hanau: Mit dem Schwert gerichtet. Frankfurter Rundschau vom 6. Januar 2011.

Koordinaten: 50° 6′ 58,8″ N, 8° 57′ 13,6″ O