Hochstadt (Maintal)

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Hochstadt
Stadt Maintal
ehemaliges Gemeindewappen von Hochstadt
Koordinaten: 50° 9′ N, 8° 50′ OKoordinaten: 50° 9′ 12″ N, 8° 50′ 6″ O
Höhe: 118 m ü. NHN
Fläche: 6,97 km²[1]
Einwohner: 6239 (30. Jun. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 895 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 63477
Vorwahl: 06181
Hauptstraße
Hauptstraße
Abschnitt der nördlichen Ringmauer.

Hochstadt ist ein Stadtteil von Maintal im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Die Stadtverwaltung von Maintal befindet sich in Hochstadt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochstadt liegt im geographischen Zentrum von Maintal auf einer Höhe von 127 m über NN. Frankfurt am Main liegt ca. 15 Kilometer westlich, Hanau ca. 5 Kilometer südöstlich von Hochstadt.

Hochstadt grenzt im Westen an den Stadtteil Bischofsheim, im Süden an den Stadtteil Dörnigheim, im Osten an die Siedlung Hanau-Hohe Tanne, im Nordosten an den Stadtteil Wachenbuchen und im Norden an die Gemeinde Schöneck.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Hochstädter Wald gibt es zwei Gruppen von Hügelgräbern, südlich der Straße nach Hanau am Rande der Braubachniederung das Gräberfeld Töngeswald (wahrscheinlich Hügelgräberbronzezeit)[3] und nördlich der Straße im Walddistrikt Burghege (Hallstattzeit).[4] Sie wurden 1884 bzw. 1878 vom Hanauer Bezirksverein für hessische Geschichte und Landeskunde ausgegraben.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste erhaltene Erwähnung Hochstadts findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 846.

Hochstadt gehörte zum Kurfürstentum Mainz, war aber als Lehen an Hanau vergeben. In der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, ab 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg, gehörte Hochstadt zum Amt Büchertal. Allerdings hatten hier auch zahlreiche andere Rechte und Güter, so die Klöster Lorsch, Fulda und Haina, die Niederlassung des Antoniter-Ordens in Roßdorf und die Herren von Eppstein.[5]

Um 1350 wurde die heute noch größtenteils vorhandene Ringmauer errichtet. 1375 werden ein Pfarrer und ein Vikar erwähnt. Die spätere Wüstung Groschlag war nach Hochstadt eingepfarrt.[6] Groschlag fiel noch vor Beginn des Dreißigjährigen Kriegs wüst. Das Patronat der Kirche von Hochstadt hatten die Herren von Karben, seit 1510 die Georgskirche in Friedberg inne.[7] Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Maria ad Gradus in Mainz, Landkapitel Roßdorf.

Haupterwerbszweige in dieser Zeit waren Landwirtschaft und Weinbau.

Historische Namensformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erhaltenen Urkunden wurde Hochstadt unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Hohunsteter marca (846)
  • Hohstat (1256)
  • Hohinstat (1265)

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi Gebrauch, seinem Recht als Landesherr, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch, so auch in Hochstadt. Während der Zeit der Konsistorialverfassung amtierte der über den Pfarrer von Hochstadt aufsichtsführende Geistliche in Bergen. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts gab es in Hochstadt neben der reformierten auch wieder eine lutherische Gemeinde. Deren Pfarrer betreute auch die lutherische Gemeinde in Kesselstadt.[8] Die lutherischen und reformierten Gemeinden der ehemaligen Grafschaft Hanau-Münzenberg wurden 1818 in der Hanauer Union vereinigt.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Amt Büchertal mit Hochstadt.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisches Rathaus
Obertor
Wehrkirche St. Kilian

Während der napoleonischen Zeit stand Hochstadt von 1806 bis 1810 unter französischer Militärverwaltung und gehörte dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es an Hessen-Kassel, nunmehr „Kurfürstentum Hessen“ genannt, zurück. Hier kam es 1821 zu einer grundlegenden Verwaltungsreform: Das Amt Büchertal wurde dem neu gebildeten Landkreis Hanau zugeschlagen.

In den 1930er Jahren entstand eine Siedlung westlich des Ortskerns, in den 1960er Jahren die ersten größeren Mehrfamilienhäuser im Osten und zur letzten Jahrtausendwende das Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Firma Kling.

Am 1. Juli 1974 wurden die Gemeinden Hochstadt, Bischofsheim, Wachenbuchen sowie die Stadt Dörnigheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz zur Stadt Maintal zusammengeschlossen.[9][10]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1587: 67 Schützen, 39 Spießer
• 1632: 98 Dienstpflichtige (Familien[11])
• 1707: 102 Familien[11]
• 1753/54: 107 Haushaltungen und 1 Jude mit 602 Personen
• 1812: 109 Feuerstellen, 569 Seelen
Hochstadt: Einwohnerzahlen von 1753 bis 2022
Jahr  Einwohner
1753
  
602
1821
  
569
1834
  
695
1840
  
747
1846
  
810
1852
  
862
1858
  
797
1864
  
841
1871
  
884
1875
  
945
1885
  
963
1895
  
1.067
1905
  
1.303
1910
  
1.460
1925
  
1.616
1939
  
1.719
1946
  
2.428
1950
  
2.592
1956
  
2.560
1961
  
2.972
1967
  
4.178
1970
  
4.253
2003
  
5.300
2006
  
5.270
2012
  
5.430
2015
  
5.743
2018
  
6.190
2022
  
6.239
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; 1821[12]; Stadt Maintal

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1885: 0903 evangelische (= 94,75 %), 17 katholische (= 1,78 %), 33 jüdische (= 3,46 %) Einwohner
• 1961: 2439 evangelische (= 82,07 %), 416 katholische (= 14,00 %) Einwohner

Flächennutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1885 (Hektar): 697, davon 450 Acker (= 64,56 %), 97 Wiesen (= 13,92 %), 108 Holzungen (= 15,49 %)
  • 1961 (Hektar): 697, davon 52 Wald (= 7,46 %)

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein rotes H, über dessen Mittelbalken ein nach links weisender Haken gelegt ist.“[13]

Das Wappen wurde der Gemeinde Hochstadt im damaligen Landkreis Hanau am 16. September 1963 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Das Wappen zeigt den Anfangsbuchstaben der Gemeinde Hochstadt. Darüber liegt die alte Ortsmarke von Hochstadt. Die Farben Rot-Gold gehen auf die Grafschaft Hanau zurück, zu der der Ort früher gehörte.

Flagge

Die Flagge wurde der Gemeinde am 23. März 1965 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und wird wie folgt beschrieben:

„Zwischen schmalen goldenen Seitenstreifen eine breite rote Mittelbahn. Darin in der oberen Hälfte das Wappen.“[14]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahrzeichen des Stadtteils sind das erhöht gelegene Obertor, Teil einer mittelalterlichen, noch weitgehend erhaltenen Ringmauer, und das nördlich in den Streuobstwiesen gelegene Schützenhäuschen aus der frühen Neuzeit.

Bedeutendstes Baudenkmal ist die in der Nähe des Obertores gelegene Wehrkirche St. Kilian. Wesentliche Teile der Kirche und ihrer Umfassungsmauer gehen auf die Zeit vor der ersten Jahrtausendwende zurück. Das Innere ist mit wertvollen Decken- und Wandmalereien ausgestattet. Ungewöhnlich ist ein Gedenkstein für die 1642 am Ort geborenen, nach wenigen Tagen bereits verstorbenen Siamesischen Zwillinge Schernink. Der Wehrturm am Zugang zur Kirche ist heute Glocken- und Uhrturm. Der ursprüngliche Kirchturm existiert nicht mehr.

Hochstadt ist Teil der Hessischen Apfelweinstraße, die von Frankfurt nach Hanau führt. Sie erschließt das größte zusammenhängende Streuobstwiesen-Gebiet des Landes. Besondere Bedeutung haben die in der Hochstädter Gemarkung noch vorhandenen alten Speierlings-Bäume.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaftsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochstadt liegt im Rhein-Main-Gebiet, einem guten Wirtschaftsstandort. Im Süden grenzt Hochstadt an das Gewerbegebiet Maintal-Mitte, in dem viele Betriebe ihren Standort haben. Heute ist die Norma-Rasmussen GmbH, ein auf Verbindungstechnik spezialisierter Zulieferer der Automobilindustrie, der größte Betrieb am Ort. Ihren Ursprung hat das Werk in der „Zschopauer Maschinenfabrik J. S. Rasmussen“ (Marke: DKW).

In Hochstadt befindet sich seit 1779 die Landkelterei Höhl, eine der ältesten Apfelweinkeltereien in Deutschland.

Kling war das führende Furnierwerk Europas, ist aber heute geschlossen.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Maintal Ost liegt im Süden des Stadtteils an der Bahnstrecke Frankfurt–Hanau und wird von Regionalzügen der Relation Frankfurt–Maintal–Hanau(–Aschaffenburg) angefahren. Die Bahnstrecke trennt Hochstadt von Dörnigheim.

Die Bundesautobahn 66 verläuft ebenfalls durch den Stadtteil und trennt den Ortskern vom Gewerbegebiet und der Wohnsiedlung „Klingsee“, die bis ca. 2002 auf dem Gelände des ehemaligen Furnierwerkes erbaut wurde. Über Landstraßen sind die anderen Maintaler Stadtteile und Hanau-Hohe Tanne in wenigen Minuten erreicht.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Philipp Böhm (1683–1749), in Hochstadt geborener reformierter Pfarrer in Pennsylvania
  • Lothar Klemm (* 1949), in Hochstadt geborener Politiker, Staatsminister und Abgeordneter des Hessischen Landtags
  • Philipp Stein (1859–1926), Beigeordneter (SPD) und Abgeordneter des Provinziallandtages der preußischen Provinz Hessen-Nassau
  • Hans Ticha (* 1940), in Hochstadt lebender Maler, Grafiker und Buchillustrator

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Aschkewitz: Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau („Hanauer Union“) bis 1986, Teil 1 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 33. Marburg 1984, S. 145.
  • Peter Heckert: Hochstädter Familien. Selbstverlag 2006.
  • Peter Heckert: Rundgang durch Hochstadt. Hochstadt 1993.
  • Herbert Lippert: Beiträge zur Hochstädter Geschichte. Maintal-Hochstadt 1988.
  • Wilhelm Mankel: Der Dinghof und Gericht zu Groschlag. Anhang: Hochstadt im 30jährigen Krieg ... Hochstadt 1949.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 239.
  • Literatur über Hochstadt nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hochstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: maintal.de. Stadt Maintal, archiviert vom Original am 3. August 2022; abgerufen am 29. Januar 2023.
  3. Fritz-Rudolf Herrmann: Grabhügel im „Töngeswald“ bei Hochstadt. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 27. Hanau und der Main-Kinzig-Kreis. Theiss-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1119-1, S. 212–215.
  4. Fritz-Rudolf Herrmann: Grabhügel im Walddistrikt „Burghege“ bei Hochstadt. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 27. Hanau und der Main-Kinzig-Kreis. Theiss-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1119-1, S. 215 f.
  5. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (204).
  6. Aschkewitz.
  7. Aschkewitz geht davon aus, dass das Patronat bis zum Aussterben der Herren von Karben 1729 bei ihnen verblieben ist.
  8. Aschkewitz.
  9. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 367.
  11. a b In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein 1844: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung = Hanauer Geschichtsblätter 45 (2011), OCLC 1073465042, S. 277–320 (289 ff.)
  12. Thomas Klein: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1845. Reihe A: Preußen. Band 11: Hessen-Nassau einschließlich Vorgängerstaaten. Marburg 1979, S. 109.
  13. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Hochstadt, Landkreis Hanau, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 16. September 1963. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1963 Nr. 40, S. 1141, Punkt 1001 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4 MB]).
  14. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Hochstadt, Landkreis Hanau, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 23. März 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr. 15, S. 410, Punkt 349 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,8 MB]).