Holzhausen (Leipzig)

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Wappen von Leipzig
Holzhausen
Stadtteil von Leipzig
Koordinaten 51° 18′ 50″ N, 12° 28′ 0″ OKoordinaten: 51° 18′ 50″ N, 12° 28′ 0″ O.
Fläche 12,85 km²
Einwohner 6713 (31. Mrz. 2022)
Bevölkerungsdichte 522 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1999
Postleitzahl 04288
Vorwahl 034297
Stadtbezirk Südost
Verkehrsanbindung
Eisenbahn Leipzig–Geithain
Bus 74, 172
Quelle: statistik.leipzig.de

Holzhausen ist der Ortsteil 35 im Stadtbezirk Südost sowie ein Stadtteil von Leipzig. Er entstand zum 1. Januar 1999 durch Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Holzhausen in die Stadt Leipzig.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzhausen umfasst die beiden Gemarkungen Holzhausen (mit dem alten Ortskern von Holzhausen) und Zuckelhausen (mit dem alten Ortskern von Zuckelhausen).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Holzhausen
Zuckelhausener Ring mit Gutshöfen

Holzhausen und Zuckelhausen weisen zwei grundverschiedene Dorfkerne auf. Im 7. Jahrhundert wurde die Siedlung Zuckelhausen als Sorbisches Rundangerdorf gegründet. Der damalige Ortsname „Zschukolosa“ scheint vom sorbischen „Leute, die roden“ oder vom slawischen „trockenes Gereut“, „dürre Lehde“ abgeleitet zu sein. Bereits im 12. Jahrhundert wurde die noch heute erhaltene Kirche Zuckelhausens als romanischer Saalbau errichtet. Im Jahr 993 schenkte König Otto III. seinem Kämmerer sechs Königshufen im Dorf Holzhausen, gelegen in der Grafschaft des als Graf in Thüringen bezeichneten Markgrafen Eckehard I. von Meißen, welcher auch bei der Übergabe anwesend war. Ebenfalls war der Bischof von Merseburg, Giselher (gleichzeitig Ebf. v. Magdeburg) dabei, da das Dorf in seiner Diözese lag. Demnach existierte der vom Namen her fränkische Ort bereits, wahrscheinlich seit der Karolingerzeit. Das Dorf Holzhausen, ein Straßenangerdorf, auch als „Dorf am Wald“ bezeichnet, erhielt vermutlich zwischen den Jahren 1150 und 1200 Zuzug von Flamen vom Niederrhein.

Nach der Säkularisation der Klöster im Zuge der Reformation fiel der Besitz an den Landesherren. Herzog Moritz schenkte 1544 Holzhausen, Zuckelhausen und drei weitere Dörfer der Leipziger Universität. Bis 1844 übte diese die Gerichtsbarkeit aus und empfing Naturalleistungen und Frondienste. Holzhausen lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Leipzig I und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[2]

Während der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) hatten beide Dörfer viele Menschenopfer und große Zerstörung zu beklagen. Nach 1870 setzte eine rasche Bevölkerungszunahme in Holzhausen und Zuckelhausen ein.

Um 1900 wurde die Apfelsorte Edler von Leipzig in Holzhausen gezüchtet.[3]

1934 erfolgte die seit den 20er Jahren angestrebte Vereinigung von Holzhausen und Zuckelhausen. Als gemeinsamer Name wurde Holzhausen gewählt. Das Entstehen vieler attraktiver Siedlungen in den 30er Jahren führte zu einer weiteren Erhöhung der Einwohnerzahl, zeitweise über 7000. Die territoriale Ausdehnung von Holzhausen mit 12,9 Quadratkilometern ist beträchtlich.

Holzhausen in der Völkerschlacht bei Leipzig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzhausen mit zerstörter Kirche nach der Völkerschlacht, 1815
Denkmal auf dem Kolmberg

Am Vorabend der Völkerschlacht bei Leipzig am 14. Oktober 1813 zog Napoleon seine Truppen um Leipzig zusammen. Auch in Holzhausen lagen französische Truppen und lieferten sich erste Schusswechsel mit den österreichischen Truppen General Baumgartens am Pösgraben an der Poststraße nach Grimma. Am 15. Oktober 1813 kam der französische Kaiser und Kriegsherr Napoleon von Liebertwolkwitz über Holzhausen nach Baalsdorf und inspizierte seine Truppen.

Auf Befehl Napoleons besetzten Marschall Macdonald und Divisionsgeneral Sebastiani mit dem 2. Reiterkorps am 16. Oktober 1813 den Kolmberg zwischen Liebertwolkwitz und Holzhausen. Macdonald scheiterte jedoch in Seifertshain, welches von den Österreichern unter Kavallerie-General Klenau gehalten wurde.[4]

Früh am 18. Oktober 1813 begann der Rückzugkampf Napoleons. Die Verbündeten Armeen unter Bennigsen – Russen (darunter Polen und Kosaken), Österreicher und Preußen – standen den Franzosen gegenüber, welche inzwischen den Kolmberg verlassen hatten.[5] Die von General Henri François Marie Charpentier (1769–1831) kommandierte 36. französische Infanteriedivision verteidigte sich in Holzhausen gegen den Angriff der Österreicher. Gegen Mittag gelang es russischen Divisionen, von Norden und Osten Holzhausen einzunehmen. Das ganze Dorf brannte, die Kirche und viele Bauerngüter waren zerstört. Es starben viele Bewohner auch an den Seuchen, so dass viele Güter verwaisten.

100 Jahre nach der Völkerschlacht wurde in Leipzig 1913 das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht und in Holzhausen als Beitrag Österreichs zu den Feierlichkeiten ein bronzener kaiserlicher Doppeladler als Denkmal aufgestellt.

Ortsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ortsbild prägen vor allem Einfamilienhäuser und kleine Villen aber auch Gutshöfe ehemaliger Großgrundbesitzer. Südöstlich des Ortes liegen der 152 Meter hohe Kolmberg sowie eine rekultivierte Deponie.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernmeldeturm Leipzig-Holzhausen

Die Freiwillige Feuerwehr Holzhausen und das Berggut, welches den Heimatverein Holzhausen beherbergt, liegen im Ortskern von Zuckelhausen.

Schule

In Leipzig-Holzhausen befindet sich auch eine der sechs Regionalzentralen des Deutschen Wetterdienstes[6].

Außerdem befindet sich in Holzhausen der Fernmeldeturm Leipzig der Deutschen Telekom AG.

Auf der rekultivierten Deponie ist der Bau eines Solarparks geplant.[7]

Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche Holzhausen und die Kirche Zuckelhausen bilden das Zentrum ihres jeweiligen Ortskerns. Neu hinzugekommen ist seit 2015 eine orthodoxe Kirche in der Russenstraße in Zuckelhausen. (siehe auch: Geschichte der Religionen in Leipzig)

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsteil verfügt über eine Grundschule mit Hort und Ganztagsangebot. Das Schulgebäude stammt aus dem Jahr 1901. Es gibt auch einen Kindergarten in Zuckelhausen namens Fuchsbau.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltepunkt Leipzig-Holzhausen

Der im Jahr 1900 eröffnete Bahnhof Holzhausen (heute Haltepunkt Leipzig-Holzhausen) liegt auf der Bahnstrecke Leipzig–Geithain. Die Regionalbahnlinie RB113 der DB Regio Südost verbindet Leipzig-Holzhausen stündlich mit dem Leipziger Hauptbahnhof und Geithain.

ÖPNV[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Holzhausen verkehren die Buslinien 74 und 172 der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Des Weiteren befindet sich die Haltestelle „Meusdorf“ der Straßenbahn-Linien 2 und 15 an der Stadtteilgrenze zwischen Meusdorf und Holzhausen.

Seit April 2021 bieten die LVB zusätzlich das Ridepooling-System Flexa Südost an, das auch die Nachbar-Stadtteile Probstheida und Meusdorf umfasst. Fahrten können per App oder Hotline gebucht werden. Es können viele zusätzliche, rein virtuelle Haltestellen bedient werden.

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaftsräte sind ein Teilorgan der Stadt Leipzig. Zusammen mit der Wahl der Stadträte findet in den Ortschaften die Wahl der Mitglieder der Ortschaftsräte statt. Ortsvorsteher und damit Vorsitzender des Ortschaftsrates in Holzhausen ist Hans-Jürgen Raqué (CDU). Der Vorsitzende wird alle fünf Jahre von den Mitgliedern des Ortschaftsrates gewählt. Der Ortschaftsrat selbst wird von den Wählern in direkter Wahl gewählt, der Vorsitzende in indirekter Wahl. Zurzeit besteht der Ortschaftsrat aus folgenden Mitgliedern:

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Holzhausen betrug 80,0 % und lag damit etwas über der des Wahlkreises 153, zu dem Holzhausen gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die CDU mit einem Vorsprung von 1,1 % zur SPD stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die die Grünen (−11,5 %) und die LINKE (−6,7 %) in Holzhausen vergleichsweise wenige, die CDU (+8,9 %), die AfD (+8,1 %) und die FDP (+ 2,7 %) vergleichsweise viele Stimmen.[8]

Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent)
Partei CDU LINKE AfD SPD Grüne FDP Sonstige
Holzhausen 22,0 8,0 19,3 20,9 9,8 12,4 7,6
Wahlkreis 153 13,1 14,7 11,2 20,9 21,3 9,7 9,1

Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Holzhausen zum Wahlkreis Leipzig 1. Bei Kommunalwahlen besteht nicht nur Stimmrecht für den Leipziger Stadtrat, sondern auch für den Ortschaftsrat Holzhausen.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Holzhausen ansässige Sportvereine sind:

  • FC Eintracht Holzhausen 1993 e.V. (Fußball; die erste Herrenmannschaft spielt seit 2015/2016 wieder in der Stadtklasse)
  • TTC Holzhausen e.V. (Tischtennis; Die 1. Herrenmannschaft des TTC Holzhausen spielt in der Saison 2012/13 in der Regionalliga Süd)
  • SV Holzhausen e.V. (Gymnastik, Judo, Kegeln)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Holzhausen geborene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere mit Holzhausen verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Zalisz (1893–1971), Maler, Grafiker, Bildhauer und Dichter, lebte und arbeitete in Holzhausen
  • Kurt Herschel (1896 – 1979), wissenschaftlicher Illustrator und Pflanzen- und Tierfotograf, lebte und arbeitete in Holzhausen
  • Christian Grunert (1900–1975), Gärtner und Autor, leitete in Holzhausen einen Gartenbaubetrieb

Gedenksteine für Opfer von Zwangsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabstätten mit Gedenksteinen auf dem Ortsfriedhof an der Zuckelhäuser Straße 3 erinnern an drei namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Partnergemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnergemeinde von Leipzig-Holzhausen ist die Gemeinde March (Breisgau) bei Freiburg im Breisgau in Baden-Württemberg.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingeburg Manig: Familienbuch Holzhausen mit Zuckelhausen bei Leipzig 1588–1799. Leipzig: AMF 2015 (= Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher der AMF 81)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Holzhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  2. Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900
  3. Heros Baumschulen
  4. Heinrich Beitzke: Geschichte der Deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814, Bd. 2, Duncker & Humblot, Berlin, 3., verbesserte Aufl. 1864, S. 523–524.
  5. Carl Friccius: Geschichte des Krieges in den Jahren 1813 und 1814. Mit besonderer Rücksicht auf Ostpreußen und das Königsbergsche Landwehrbataillon. Bd. 1: Bis nach der Schlacht von Leipzig. Pierer, Altenburg 1843, S. 472–473.
  6. Regionalzentrale Leipzig (abgerufen am 4. Oktober 2010)
  7. Klaus Staeubert: Leipzig-Holzhausen bekommt einen Solarpark - Stromproduktion reicht für alle Haushalte im Ort. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  8. Leipziger Volkszeitung, So hat Leipzig gewählt, 28. September 2021