Haus Wilsdruffer Straße 7

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Wilsdruffer Straße mit dem Hotel "Goldenen Engel" (links) im Jahr 1820 (oben) und 1905 (unten)
Erker des östl. Gebäudes

Das Haus Wilsdruffer Straße 7 (Hotel „Goldener Engel“, vormals „Geyersches Haus“) in Dresden war ein barockes Wohnhaus, das bereits seit dem 18. Jahrhundert als Hotel genutzt wurde. Es wurde um 1714 erbaut und 1930 abgerissen.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude hatte fünf Geschosse und war sechs Achsen breit. Der Bau war unter dem Kaufmann und Handelsmann Johann Samuel Drobisch ausgeführt worden. Über dem breiten Korbbogenportal befand sich ein Sandsteinengel von Christian Gottlieb Kühn.[1] Breite Lisenen, die bis zum Gesims reichten, durch das der dritte Stock von einem Mezzaningeschoss getrennt wurde, rahmten die Fassade ein. Die mittleren vier Achsen waren – wiederum nur bis zum dritten Obergeschoss – als Risalit leicht vorgelegt, die Fenster dieser Achsen in den einzelnen Etagen jeweils unterschiedlich verdacht. Unter den Giebeln der Verdachungen des ersten und zweiten Stocks befanden sich Kartuschen mit feinem Roll- und Rankenwerk. Die beiden Außenachsen waren lediglich mit eingestuften Putzfeldern unter den Fenstern des zweiten und dritten Stocks geschmückt.

Über dem Gurtgesims setzte sich ursprünglich der Risalit in Form eines großen Zwerchhauses fort, das von einem über alle vier Achsen reichenden Segmentbogen bekrönt war. Im Zentrum des Bogens befand sich ein ovales Fenster, um das sich in Stuck ausgeführtes Schmuckwerk rankte. Eine Schmuckvase krönte den Giebel.

Das vierte (Mezzain-)Geschoss war erst im 19. Jahrhundert entstanden, als an den Seiten des Zwerchhauses jeweils ein Fenster angebaut worden war.

Im Inneren des Gebäudes führte ein Gang vom Portal zu einem quadratischen Innenhof. Auf der linken Seite befand sich das dreiläufige Treppenhaus. Die Gestaltung des Erdgeschosses war durch die Hotelnutzung im Vergleich zum Originalzustand wohl stark verändert worden. Jedenfalls wurden die zur Straße gehenden Räume im Erdgeschoss immer als Ladengeschäfte verwendet. In den Obergeschossen befanden sich herrschaftliche Wohnräume, die – zur Straße hin – als Enfilade angelegt waren. Die nach hinten gelegenen Wohnräume erhielten ihr Licht aus dem Hof.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menükarte "Hotel zum Goldenen Engel" (1868)

Vermutlich wurde das Haus mindestens seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Hotel genutzt.[2] Für 1785 wurde Friedrich Schiller auf einer im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert angebrachten Gedenktafel am Haus als Gast erwähnt.[3] Auch E. T. A. Hoffmann übernachtete im „Goldenen Engel“ und erwähnte das Hotel in seinen Fantasiestücken. Um 1800 verfügte das Haus über 24 herrschaftliche Zimmer und 24 Stallplätze.[4]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Hotel zuerst um das östliche Nachbargebäude, später um ein weiteres nach Osten anschließendes Gebäude (zuvor Hotel „Stadt Naumburg“)[5] erweitert,[6] die wohl noch aus der Zeit der Renaissance stammten. Die frühbarocken Erker dieser Gebäude werden von Cornelius Gurlitt beschrieben.[7] Die beiden zweigeschossigen Erker waren unten von dorischen, oben von ionischen Pilastern eingefasst. Auf der unteren Brüstung befand sich ein Gehänge, an der oberen eine Kartusche.[8]

Der Kaufhausbau der 1930er-Jahre aus etwa derselben Perspektive

Die Geschäfte im Erdgeschoss verkauften meist Mode und Accessoires. In den 1880er-Jahren betrieben die Gebrüder Thonet hier ein Möbelgeschäft.[9]

Das Hotel wurde 1930 abgebrochen. An seiner Stelle entstand ein Kaufhaus im Stil der Bauhaus-Moderne, das dem Leipziger Kaufmann Karl Kaiser gehörte. In den unteren beiden Etagen wurde ein Woolworth-Kaufhaus eingerichtet, im zweiten Stock befand sich „Die große Stoff-Etage“ von Kaiser & Co. Später wurde aus dem Haus das Kaufhaus Knoof, das im Krieg beschädigt, bis 1952 wiederaufgebaut und 2009 unter Aufhebung des Denkmalschutzes für den Erweiterungsbau der Altmarkt-Galerie abgerissen wurde.[10][11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stefan Hertzig: Das Dresdner Bürgerhaus in der Zeit Augusts des Starken. Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V., Dresden 2001, ISBN 3-9807739-0-6, S. 119–121.
  2. In zwei Listen der Dresdner Gasthäuser aus den Jahren 1737 und 1749 wird es noch nicht aufgeführt.
  3. Dresden und das Elbgelände. Herausgegeben vom Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, Dresden 1909, S. 112.
  4. Manfred Wille: Dresdner Gastlichkeit – von den Anfängen bis zur Gegenwart. A & R Adam-Verlag, Dresden 2008, S. 36 ff.
  5. Siehe etwa das Dresdner Adressbuch von 1850, S. 145 des Häuserbuches.
  6. Das direkt benachbarte Haus wird im Adressbuch von 1859, S. 398 erstmals als zum „Goldenen Engel“ gehörend erwähnt, das zweite Haus erstmals im Adressbuch von 1866, S. 240 des Häuserbuches. Die Hausnummern der drei Häuser lauteten damals (von Ost nach West) 4, 5 und 6.
  7. Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Band 23: Stadt Dresden, Teil 2. In Commission bei C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1903, S. 668 f.
  8. Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Band 23: Stadt Dresden, Teil 2. In Commission bei C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1903, Abb. 527, S. 667–668.
  9. Siehe u. a. das Adressbuch von 1880, S. 375.
  10. Artikel auf das-neue-dresden.de
  11. Adreßbuch für Dresden und Vororte 1932. Teil III, S. 780. Auf dieser Seite auch eine zweispaltige Anzeige des Kaufhauses (online).