CHC-Helikopter-Service-Flug 241

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CHC-Helikopter-Service-Flug 241

Eine Maschine vom Typ Eurocopter EC 225

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Absturz durch Zerstörung des Hauptgetriebes, Ablösung des Hauptrotors
Ort Skitholmen, Øygarden, Norwegen Norwegen
Datum 29. April 2016
Todesopfer 13
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp FrankreichFrankreich Eurocopter EC 225 LP Super Puma 2
Betreiber Norwegen CHC Helicopter Service
Kennzeichen Norwegen LN-OJF
Abflughafen Flughafen Bergen, Bergen, Norwegen Norwegen
Zwischenlandung Bohrinsel Gullfaks B, Nordsee
Zielflughafen Flughafen Bergen, Bergen, Norwegen
Passagiere 11
Besatzung 2
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen
Lage des Unfallortes
Rechts der Absturzort (Insel)

Beim Hubschrauberunglück von Turøy stürzte am 29. April 2016 ein Eurocopter EC 225 mit 13 Personen an Bord vor der Insel Skitholmen bei Turøy in der Gemeinde Øygarden westlich von Bergen in Norwegen ab.[1] Es handelt sich um das bis dahin schwerste Flugunglück der norwegischen Ölindustrie und das schwerste Hubschrauberunglück in Norwegen seit 1978.

Unfallhergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eurocopter EC 225 LP Super Puma 2 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen LN-OJF wurde von der Firma CHC Helicopter betrieben. Die Maschine startete am 29. April 2016 gegen 11:16 Uhr Ortszeit unter der Flugnummer HKS 241 mit elf Passagieren und zwei Besatzungsmitgliedern an Bord von der Bohrinsel Gullfaks B zum Flughafen Bergen-Flesland. Der Hubschrauber erreichte eine Flughöhe von etwa 3.250 ft (991 m) und verlor nördlich der Insel Sotra plötzlich und rapide an Höhe und Geschwindigkeit. Um 11:54 Uhr Ortszeit brach der Kontakt ab. Nach Augenzeugenberichten kam es zu Problemen und einem Brand am Hauptrotor, der sich daraufhin vom Rumpf des Hubschraubers löste. Die auftriebslose Maschine schlug nahe der Turøy bru auf der kleinen Felseninsel Skitholmen auf, setzte sie in Brand und rutschte danach – mit Ausnahme der Getriebeeinheit – ins Wasser. Das Wrack des Hubschraubers kam etwa 20 m von der Insel entfernt in 5 bis 7 Meter Wassertiefe im Meer zum Liegen. Der Rotor wurde auf einer anderen Insel gefunden. Ein Amateurvideo zeigt, dass sich der Rotor noch mindestens 20 Sekunden eigenständig in der Luft befand, nachdem der Hubschrauber bereits aufgeschlagen war.[2]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unfallmaschine LN-OJF wurde am 13. August 2009 in Norwegen registriert und war direkt vom Hersteller geliefert worden. Nach Angaben der norwegischen Luftfahrtbehörde waren alle Unterlagen zur Maschine korrekt. In den Jahren 2012 und 2013 waren Maschinen dieses Typs aufgrund von Problemen am Hauptantrieb nur begrenzt für Flüge zugelassen. Diese Einschränkungen wurden nach einer Umrüstung im Jahr 2014 aufgehoben. LN-OJF war im Jahr 2016 zweimal wegen Reparaturen außer Betrieb: am 17. Januar wurde nach ca. 1300 Flugstunden das Getriebe, am 27. März der Rotorkopf ausgetauscht.[3]

Opfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Bord der Maschine befanden sich elf Norweger, ein Brite und ein Italiener. Elf Tote wurden innerhalb kurzer Zeit geborgen, Hinweise auf Überlebende gab es nach Aussagen der Polizei nicht. Die Opfer waren neben den beiden Piloten, einem 57-jährigen Norweger und einem 44-jährigen Italiener, Angestellte von verschiedenen Firmen, die auf der Plattform des Betreibers Statoil Arbeiten ausführten:[4][5]

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die norwegische Luftfahrtbehörde (Luftfartstilsynet) erließ nach dem Unfall ein Flugverbot für alle in Norwegen registrierten EC 225 innerhalb des norwegischen Luftraums. Auch die britische Luftfahrtbehörde erließ ein entsprechendes Flugverbot. Einen Tag später folgte auch der Hersteller Airbus Helicopters mit einem weltweiten Flugverbot für alle H225.[6] Die Europäische Agentur für Flugsicherheit ordnete zunächst eine Überprüfung der Maschinen an[7][8] und erteilte am 2. Juni 2016 ein vorläufiges Flugverbot für die Hubschraubertypen AS332 L2 und H225 LP.[9]

Das norwegische Königspaar und das Kronprinzenpaar brachen aufgrund des Unfalls ihre Reise nach Schweden ab, wo sie an den Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Carl XVI. Gustaf teilnehmen wollten. Ministerpräsidentin Erna Solberg sprach den Angehörigen der Opfer im Fernsehen ihr Beileid aus und reiste zur Unfallstelle.

Unfalluntersuchung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der vorläufige Untersuchungsbericht des Accident Investigation Board Norway kommt zu dem Schluss, dass es in der zweiten Stufe[10] des Planetengetriebes zum Ermüdungsbruch eines Zahnrades gekommen ist, der zur vollständigen Zerstörung des Hauptgetriebes und damit einhergehend der Ablösung des Hauptrotors geführt hat. Der Bericht stellt weitere Untersuchungen zum Auslöser des Zahnradbruchs sowie des erst kürzlich aufgefundenen Planetenradträgers in Aussicht.[11] Seit der letzten Inspektion und Wartung des Getriebes waren 260 Flugstunden vergangen. Der Ermüdungsbruch sei auf eine Art, die weder von den gängigen Untersuchungsmethoden noch von den Diagnosesystemen des Hubschraubers zu erkennen war, entstanden. Er könnte sich von einer Mikrogrube an der Zahnoberfläche ausgehend ausgebreitet und zum Bruch des Zahnrades geführt haben. 2015 war ein dieses Getriebe transportierendes Fahrzeug in einen Verkehrsunfall verwickelt, dadurch seien jedoch keinerlei für den Absturz relevanten Schäden am Getriebe entstanden.[10]

Airbus Helicopters hat inzwischen ein Video veröffentlicht, das die bisherigen Erkenntnisse zur Unfallursache präsentiert und die getroffenen Maßnahmen für eine sichere Wiederinbetriebnahme des Hubschraubers zusammenfasst.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helikopter mit 13 Insassen in Norwegen abgestürzt. Die Welt online. 29. April 2016; mit kurzem Video von den Bergungsarbeiten an der Unfallstelle
  2. Her flyr rotoren på egen hånd etter helikopterstyrten. TV2, 29. April 2016
  3. Luftfartstilsynet: Ulykkeshelikopteret skiftet girkasse og rotor i år. VG, 29. April 2016
  4. Gerd Tjeldflåt, Kjetil Gillesvik: Ansatte fra syv selskap omkom. Bergens Tidende, 29. April 2016, abgerufen am 20. November 2023.
  5. Erlend Langeland Haugen, Per Lindberg, Ørjan Torheim, Einar Aarre: Disse omkom i helikopterstyrten. In: Bergens Tidende. Abgerufen am 20. November 2023.
  6. Kristian Elster: Setter helikoptrene på bakken over hele verden. NRK, 30. April 2016, abgerufen am 20. November 2023.
  7. Airbus' "Super Pumas" müssen zum Sicherheitscheck. In: orf.at. 4. Mai 2016, abgerufen am 15. März 2024.
  8. EASA Emergency Airworthiness Directive. EASA, 3. Mai 2016, abgerufen am 4. Mai 2016.
  9. Update regarding the crash of a Norwegian Helicopter on 29 April 2016. Europäische Agentur für Flugsicherheit, 2. Juni 2016, abgerufen am 2. Juni 2016.
  10. a b Norway confirms cause of fatal Airbus helicopter crash in 2016. In: Reuters. 28. April 2017 (reuters.com [abgerufen am 19. Januar 2023]).
  11. Investigation of helicopter accident at Turoy near Bergen in Hordaland county, Norway. [Accident Investigation Board Norway], 28. April 2017, archiviert vom Original am 5. Dezember 2017; abgerufen am 5. Dezember 2017 (englisch).
  12. Airbus Helicopters: H225 LN-OJF Accident Investigation Status auf YouTube, abgerufen am 21. Juni 2022.

Koordinaten: 60° 27′ 8″ N, 4° 55′ 49″ O