Hydraziniumnitroformat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Hydraziniumnitroformat
Allgemeines
Name Hydraziniumnitroformat
Andere Namen
  • HNF
  • Hydrazin-Trinitromethan
Summenformel CH5N5O6 (1:1)
Kurzbeschreibung

gelber kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 414-850-9
ECHA-InfoCard 100.101.390
PubChem 129868016
Wikidata Q3791908
Eigenschaften
Molare Masse 183,08 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

1,91 g·cm−3[1]

Löslichkeit

leicht in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 201​‐​240​‐​301​‐​317​‐​331​‐​350
P: ?
Toxikologische Daten

128 mg·kg−1 (LD50Menschoral)[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Hydraziniumnitroformat (HNF) ist ein Salz von Hydrazin und Trinitromethan (Nitroform).[6] Es wird üblicherweise als 33-prozentige Lösung in Wasser transportiert.[2]

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hydraziniumnitroformat kann durch Reaktion von Hydrazin mit Trinitromethan gewonnen werden.[1]

Eigenschaften & Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

HNF ist ein starkes Oxidationsmittel und ist neben Ammoniumdinitramid (ADN) Gegenstand der Forschung als umweltfreundlicher und signaturarmer Ersatz für Ammoniumperchlorat (AP)[7] in Verbundtreibstoffen für Raketenmotoren. Im Gegensatz zu AP ist HNF frei von Halogenen (wie Chlor) und führt zu einem deutlich höheren spezifischen Impuls. Der Nachteil ist jedoch die stark eingeschränkte thermische Stabilität, was die Verwendung in Raketentreibstoffen verkompliziert. Insbesondere die ESA forscht an Mono- und Verbundtreibstoffen auf Basis von HNF.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Ernst-Christian Koch: High Explosives, Propellants, Pyrotechnics. De Gruyter, 2021, ISBN 978-3-11-066059-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Registrierungsdossier zu Hydrazine-tri-nitromethane (Abschnitt Guidance on Safe Use) bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 3. Dezember 2022.
  3. Eintrag zu Hydrazin-tri-nitromethan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Dezember 2022. (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag zu Hydrazine-tri-nitromethane im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 3. Dezember 2022. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Registrierungsdossier zu Hydrazine-tri-nitromethane (Abschnitt Acute Toxicity: oral) bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 3. Dezember 2022.
  6. H. F. R. Schoyer, W. H. M. Welland-Veltman, J. Louwers, P. A. O. G. Korting, A. E. D. M. van der Heijden, H. L. J. Keizers, and R. P. van den Berg: Overview of the Development of Hydrazinium Nitroformate. In: Journal of Propulsion and Power. 18. Jahrgang, Nr. 1, 2002, S. 131–137, doi:10.2514/2.5908 (englisch).
  7. Ballistic Properties of Scavenged Solid Rocket Propellants, NATO, 23–26 September 2002.
  8. 2nd International Conference on Green Propellants for Space Propulsion, Juni 2004.