Zum Inhalt springen

Indian National Developmental Inclusive Alliance

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Logo

Die Indian National Developmental Inclusive Alliance (INDIA; „Indische Nationale Inklusive Allianz für Entwicklung“) ist ein 2023 gegründetes Bündnis von mehreren indischen Parteien unter Führung des Indischen Nationalkongresses (INC, Kongresspartei). Die Parteienallianz trat erstmals bei der gesamtindischen Wahl im Jahr 2024 gemeinsam an. Ihr Gegenspieler ist die von der Bharatiya Janata Party (BJP) angeführte National Democratic Alliance (NDA).

Geschichte und Hintergrund

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Wahlen in Indien gilt das Mehrheitswahlsystem, d. h. Kandidaten sind dann gewählt, wenn sie in einem Wahlkreis die relative Stimmenmehrheit erreichen. In den ersten Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 war die Kongresspartei die bei weitem größte politische Partei Indiens, der es bei Wahlen ohne Schwierigkeiten gelang, die große Mehrheit der Parlamentsmandate zu gewinnen. Die Oppositionsparteien waren zu zersplittert und ideologisch zerstritten, als dass sie eine effektive Alternative hätten bieten können. Dies änderte sich allmählich ab den 1970er und 1980er Jahren. Bei der Parlamentswahl 1977 konnte mit der neu gegründeten Janata Party erstmals eine Oppositionspartei die absolute Mandatsmehrheit gewinnen. Die Janata Party zerfiel in Kürze wieder aufgrund innerer Uneinigkeit. Jedoch begann ab den 1980er Jahren der kontinuierliche Aufstieg der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP), was dazu führte, dass die Kongresspartei ab der Wahl 1989 dauerhaft die Mandatsmehrheit in der Lok Sabha verlor. Für eine Regierungsbildung war der INC in der Folgezeit auf Koalitionspartner angewiesen.

Vor der Parlamentswahl 2004 wurde unter Führung der Kongresspartei die United Progressive Alliance (UPA, „Vereinigte Allianz für den Fortschritt“) gegründet. Zweck dieses Parteienbündnisses war es, sich auf gemeinsame Wahlkreiskandidaten zu einigen und damit bessere Wahlergebnisse zu erzielen. Die Zusammensetzung der UPA fluktuierte in den folgenden Jahren sehr stark und infolge der Wahlsiege der BJP und ihrer Verbündeten bei den Wahlen 2014 und 2019 verließen fast alle UPA-Parteien das Bündnis wieder.

Im Vorfeld der Parlamentswahl 2024 kam es zu erneuten Initiativen zur Bildung eines gemeinsamen Wahlbündnisses gegen die regierende, scheinbar übermächtige BJP unter Premierminister Narendra Modi. Bei einem Treffen am 23. Juni 2023 in Patna, der Hauptstadt Bihars, zu dem der Chief Minister Bihars Nitish Kumar eingeladen hatte, trafen sich Spitzenpolitiker verschiedener Oppositionsparteien um eine mögliche Zusammenarbeit auszuloten. Dabei wurde beschlossen, die Konsultationen in einem weiteren Treffen unter der Leitung des INC-Parteipräsidenten Mallikarjun Kharge in Bengaluru (Karnataka) fortzusetzen.[1]

Bei diesem zweiten Treffen am 18. Juli 2023 in Bengaluru wurde bekanntgegeben, dass das neue Wahlbündnis 26 Parteien umfassen und den Namen Indian National Developmental Inclusive Alliance (INDIA) tragen sollte.[2][3][4] Auch andere Namen waren in der Diskussion gewesen: „Progressive People’s Alliance“ („Fortschrittliche Volksallianz“), „Indian People’s Front“ („Indische Volksfront“) und „People’s Alliance for India“ („Volksallianz für Indien“). Den Ausschlag für den letztlich gewählten Namen gab die proklamierte Zielrichtung der Allianz, dass man dem „Nationalismus“-Narrativ der BJP das Bild eines inklusiven Indien, das auch für Minderheiten da sei, entgegenstellen wollte. Sicherlich spielte auch die plakative Abkürzung ‚INDIA‘ bei der Namenswahl eine wesentliche Rolle. Die INDIA-Allianz proklamierte das gemeinsame Ziel, die Demokratie im Land zu schützen und die verfassungsmäßigen Rechte und die Unabhängigkeit der republikanischen Institutionen zu gewährleisten, die von der gegenwärtigen BJP-Regierung angegriffen würden.[1]

Gründungsparteien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt der Gründung umfasste die Allianz 26 Parteien.

Liste der INDIA-Gründungsparteien
Nr. Partei Kürzel Informationen bzw. Kurzcharakteristik zum Zeitpunkt der INDIA-Gründung[3]
1 Indischer Nationalkongress INC Der Kongress war zum Zeitpunkt der INDIA-Gründung mit 80 Parlamentsabgeordneten (49 in der Lok Sabha und 31 in der Rajya Sabha) die größte Oppositionspartei und stellte in vier Bundesstaaten – Karnataka, Rajasthan, Chhattisgarh und Himachal Pradesh – die Alleinregierung. Außerdem war er an Koalitionen in Bihar, Tamil Nadu und Jharkhand beteiligt.
2 All India Trinamool Congress AITMC Die von Mamata Banerjee geführte Partei stellte die Regierung Westbengalens und war auch mit Abgeordneten in Parlamenten einiger anderen Bundesstaaten, darunter Meghalaya, vertreten.
3 Dravida Munnetra Kazhagam DMK Eine tamilische Regionalpartei in Tamil Nadu unter der Führung von Chief Minister M. K. Stalin. Die Partei ist auch in Puducherry aktiv.
4 Aam Aadmi Party AAP Die von Arvind Kejriwal gegründete und geführte Partei war in Delhi und Punjab in Regierungsverantwortung.
5 Janata Dal (United) JD(U) Eine Regionalpartei hauptsächlich in Bihar unter der Führung von Chief Minister Nitish Kumar. Die JD(U) war längere Zeit mit der BJP verbündet, wechselte jedoch im Jahr 2022 aus Opportunitätsgründen ins Lager der Kongresspartei.
6 Rashtriya Janata Dal RJD Die von Lalu Prasad Yadav geführte Partei war Teil der Regierungskoalition in Bihar.
7 Jharkhand Mukti Morcha JMM Die Partei von Jharkhands Ministerpräsident Hemant Soren führte eine Koalitionsregierung im Bundesstaat.
8 Nationalist Congress Party (Sharadchandra Pawar) NCP(SP) Die von Sharad Pawar gegründete NCP erlebte nach dem Treffen der Oppositionsparteien in Patna eine Spaltung. Die von Sharad Pawars Neffen Ajit Pawar geführte NCP-Fraktion verbündete sich in Maharashtra mit der BJP. Die verbleibende Sharad-Pawar-Fraktion fungierte fortan unter dem Namen Nationalist Congress Party (Sharadchandra Pawar) und blieb weiter im Bündnis mit der Kongresspartei.
9 Shiv Sena (Uddhav Balasaheb Thackeray) SS(UBT) Shiv Sena spaltete sich im Juni 2022, wobei ein großer Teil der Abgeordneten unter Führung von Eknath Shinde ein Bündnis mit der BJP einging. Die verbliebene Fraktion fungierte fortan unter dem Namen Shiv Sena (Uddhav Balasaheb Thackeray).
10 Samajwadi Party SP Die Samajwadi Party unter Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Akhilesh Yadav war die größte Oppositionspartei in Uttar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat. Sie stellte seit der Wahl 2019 drei Abgeordnete in der Lok Sabha und drei in der Rajya Sabha.
11 Rashtriya Lok Dal RLD Die RLD, die vor allem im Westen Uttar Pradeshs vertreten ist, wurde von Jayant Chaudhary geführt, dem Sohn des Parteigründers Ajit Singh und Enkel des ehemaligen Premierministers Chaudhary Charan Singh. Jayant Chaudhary war der einzige Abgeordnete der Partei (Rajya Sabha).
12 Apna Dal (Kamerawadi) AD(K) Die Apna Dal-Fraktion wurde von Parteigründer Sonelal Patels Frau Krishna Patel und seiner Tochter Pallavi Patel geführt. Die Kamerawadi-Fraktion ist mit der Samajwadi-Partei verbunden, während die Apna Dal (Sonelal) unter der Führung von Unionsministerin Anupriya Patel Teil der BJP-geführten NDA ist.
13 Jammu & Kashmir National Conference JKNC Die Partei unter Führung des ehemaligen Chief Ministers Farooq Abdullah gehört zu den wichtigsten Kräften in Jammu und Kashmir. Sie hatte bei der Wahl 2019 drei Abgeordnetenmandate in der Lok Sabha gewonnen.
14 Jammu and Kashmir People’s Democratic Party JKPDP Die JKPDP ist ein weiterer wichtiger Akteur in Jammu und Kashmir und wurde von der ehemaligen Chief Ministerin Mehbooba Mufti geführt.
15 Communist Party of India (Marxist) CPI(M) Die stärkste Partei des Linksblocks. Die CPI(M) führte die Left-Democratic-Front (LDF)-Regierung in Kerala. Sie hat auch in einigen anderen Bundesstaaten, darunter Westbengalen, Tripura und Tamil Nadu, politische Bedeutung. Sie stellte acht Abgeordnete im indischen Parlament (drei in der Lok Sabha und fünf in der Rajya Sabha).
16 Communist Party of India CPI Die CPI ist Teil der regierenden LDF-Koalition in Kerala. Sie hatte zwei Abgeordnete in der Lok Sabha und zwei in der Rajya Sabha.
17 Communist Party of India (Marxist-Leninist) Liberation CPI(ML)L Die CPI(ML)L war Teil der Regierungskoalition in Bihar. Unter der Führung von Dipankar Bhattacharya verfügte die Partei im Parlament Bihars über 12 Abgeordnete.
18 Revolutionary Socialist Party RSP Die RSP ist Teil des Linksblocks und hatte einen Lok-Sabha-Abgeordneten (aus Kerala). Sie verfügt über eine gewisse Unterstützungsbasis in einigen anderen Bundesstaaten, darunter Westbengalen und Tripura.
19 All India Forward Bloc AIFB Heute ein kleinerer Teil des Linksblocks. Zum Zeitpunkt der INDIA-Gründung war die Partei weder im gesamtindischen Parlament noch in einer Bundesstaatsparlament vertreten. Die Partei genießt jedoch in ehemals links dominierten Bundesstaaten Unterstützung.
20 Marumalarchi Dravida Munnetra Kazhagam MDMK Die MDMK unter Führung des Rajya Sabha-Abgeordneten Vaiko war Teil der von der DMK geführten Koalition in Tamil Nadu. Sie ist in Tamil Nadu und Puducherry aktiv.
21 Viduthalai Chiruthaigal Katchi VCK Unter Führung von Thol. Thirumaavalavan,
22 Kongunadu Makkal Desia Katchi KMDK Die KMDK unter Führung des Geschäftsmanns und Politikers E. R. Eswaran war Teil der DMK-geführten Allianz in Tamil Nadu. Sie genießt eine gewisse Unterstützung im Westen Tamil Nadus. Die Partei hatte ein Mitglied in der Lok Sabha – A. K. P. Chinraj –, der das Abgeordnetenmandat jedoch unter dem DMK-Symbol gewann.
23 Manithaneya Makkal Katchi MMK Die von M. H. Jawahirullah geführte MMK war Teil der DMK-geführten Allianz in Tamil Nadu.
24 Indian Union Muslim League IUML Die IUML, die ihre Basis hauptsächlich in Kerala hat, ist ein langjähriger Verbündeter des Kongresses. Sie hatte drei Mitglieder in der Lok Sabha und eines in der Rajya Sabha.
25 Kerala Congress (M) KC(M) Die in Kerala aktive Partei hatte je ein Mitglied in der Lok Sabha und in der Rajya Sabha. Sie trat bei der Parlamentswahl in Kerala 2021 als Teil der von der CPI(M) geführten LDF an.
26 Kerala Congress (Joseph) KC(J) Die in Kerala aktive Partei war Teil der von der Kongresspartei geführten United Democratic Front, die bei der Parlamentswahl in Kerala 2021 der Hauptkonkurrent der von der CPI(M) geführten LDF in Kerala war.

Weitere kleinere Parteien schlossen sich später noch der INDIA-Allianz an.

Spätere Änderungen in der Zusammensetzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden größeren Mitgliedsparteien schieden wieder aus dem INDIA-Bündnis aus:

Partei Bundesstaat Parteiführer Datum des Austritts Bemerkungen Ref.
Janata Dal (United) Bihar Nitish Kumar Januar 2024 schlossen sich der NDA an. [5][6]
Rashtriya Lok Dal Uttar Pradesh Jayant Chaudhary Februar 2024 [7]
Apna Dal (Kamerawadi) Uttar Pradesh Pallavi Patel März 2024 Verbündete sich mit All India Majlis-e-Ittehadul Muslimeen [8]
Janvadi Party (Socialist) Uttar Pradesh Sanjay Chauhan April 2024 [9]
Aam Aadmi Party Delhi, Punjab Arvind Kejriwal Juni 2025 [10]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b INDIA: Opposition parties’ Alliance for 2024. Webseite des Indischen Nationalkongresses, 26. Juli 2023, abgerufen am 28. September 2025 (englisch).
  2. Indian opposition parties form ‘INDIA’ alliance for 2024 election. In: Al Jazeera. 18. Juli 2023, abgerufen am 27. September 2025 (englisch).
  3. a b The 26 Opposition Parties That Have Formed Mega Alliance For 2024 Polls. In: NDTV. 18. Juli 2023, abgerufen am 27. September 2025 (englisch).
  4. NDA's 38 vs Opposition's 26: Full lists of parties at Delhi, Bengaluru meets. In: Hindustan Times. 18. Juli 2023, abgerufen am 28. September 2025 (englisch).
  5. Why Nitish Kumar left INDIA bloc to rejoin BJP-led NDA. livemint.com, 28. Januar 2024, abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).
  6. Bihar politics: Why did Nitish Kumar leave NDA and form government with RJD in 2022? Hindustan Times, 28. Januar 2024, abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).
  7. Jayant Chaudhary's RLD joins BJP-led NDA. The Times of India, 2. März 2024, abgerufen am 13. Februar 2024 (englisch).
  8. Asaduddin Owaisi's party AIMIM ties up with Pallavi Patel's Apna Dal (K) in UP for Lok Sabha polls. The Economic Times, 31. März 2024, abgerufen am 29. September 2025 (englisch).
  9. Sheenu Sharma: Lok Sabha elections 2024: After Apna Dal-K, Janvadi Party-Socialist cuts ties with Samajwadi Party. www.indiatvnews.com, 23. März 2024, abgerufen am 26. April 2024 (englisch).
  10. AAP exits INDIA bloc, alleges secret BJP-Congress deal. english.mathrubhumi.com/, 4. Juni 2024, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).