Initiale
Eine Initiale oder ein Initial ist ein Anfangsbuchstabe (auch Initialbuchstabe genannt[1]). Von Initialen spricht man vor allem in zwei Fällen: zum einen bei den Anfangsbuchstaben von Personennamen, zum anderen bei Anfangsbuchstaben in Texten, wenn diese vergrößert und meist auch verziert dargestellt sind.[2][3]
Initialen von Namen und Wörtern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Initialen bezeichnet man die jeweils ersten Buchstaben eines Namens. Zum Beispiel verwenden viele Künstler ihre Initialen, um ein Werk zu signieren. Aber auch im Arbeitsalltag werden Initialen häufig als Abkürzung des eigenen Namens bei Kurznachrichten oder E-Mails verwendet, so zeichnete Angela Merkel ihre SMS stets mit ihren Initialen „am“.[4]
Ein aus den Initialen von Personennamen bestehendes Namenszeichen wird auch als Monogramm bezeichnet,[5] insbesondere wenn die Buchstaben kunstvoll gestaltet sind.
Laut Duden ist eine Initiale bzw. ein Initial allgemein ein Anfangsbuchstabe – und nur „insbesondere“ der Anfangsbuchstabe eines Vor- oder Nachnamens.[6] Demnach ist die Bezeichnung auch bei anderen Namen sowie allgemein bei Wörtern anwendbar. Man spricht beispielsweise auch bei „INRI“ von Initialen – dabei sind I und N die Initialen des Namens Iesus Nazarenus (Jesus von Nazaret), R und I sind die Initialen der Wörter Rex Iudaeorum (König der Juden).
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INRI: die Initialen von Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum
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Geschnitzte Initialen in der Rinde eines alten Baumes
Hervorgehobene Anfangsbuchstaben in Texten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zusammenhang mit der Darstellung von Buchstaben ist eine Initiale ein ausgeschmückter, verzierter oder vergrößerter Anfangsbuchstabe, in der Regel ist es ein Großbuchstabe (eine Majuskel). Man spricht von Schmuckbuchstaben und im Fall von Großbuchstaben von Ziermajuskeln. Initialen können am Anfang eines Buches, eines Kapitels (Kapitelinitialen), einer Kolumne oder eines Absatzes (Absatzinitialen) stehen. Sie tauchen in handgeschriebenen Texten und historischen Druckwerken wie auch im heutigen Werksatz auf.[7]
Handschriften und alte Drucke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Vergangenheit des handgeschriebenen Buches wurden Initialen oft reich verziert.[8][9]
Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 versuchten Johannes Gutenberg und seine Mitarbeiter, besonders Peter Schöffer, die gedruckten Bücher mit technischen Mitteln wie Handschriften aussehen zu lassen. In den frühen Druckwerken (Inkunabeln) blieb die Rubrizierung von Hand üblich. Sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts durch gedruckte Initialen in Holzschnitt oder mit Typenmaterial abgelöst.[10]
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Historisierte Initiale. Hier Papst Gregor IX. in einer Initiale G als Anfang des Namens Gregorius. Handschrift, ca. 1270.
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Bewohnte Initiale. Hier ein P in einer Bibel aus dem Jahr 1407. Der Initialkörper wird oft aus Rankenwerk gebildet.
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Urkunde von 1768 mit Kapitelinitiale und Absatzinitiale
Lombarden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Spätmittelalter und in der Zeit der Inkunabeln, also bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, wurden auch Lombarden verwendet. Sie sehen aus wie kleine Initialen, sind jedoch laut dem Typolexikon von Wolfgang Beinert von diesen zu unterscheiden. Im Gegensatz zu den Initialen dieser Zeit sind Lombarden farblich abgesetzt, aber nicht verziert oder nur wenig verziert. Zudem tauchen sie anders als Initialen auch mitten in Zeilen auf; sie sind dann nur wenig größer als die umgebenden Buchstaben.[11]
Heutige Typografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der heutigen Typografie werden als Initialen meist Versalien aus größeren Schriftgraden verwendet, die ein- oder mehrzeilig angeordnet sein können und stilistisch zur Grundschrift passen sollten. Nach ihrer Platzierung in der Textkolumne unterscheiden Forssmann/de Jong (2004) in ihrem Buch Detailtypografie folgende Arten von Initialen: freistehende Initialen, eingebaute Initialen, überhängende Initialen, angesetzte Initialen und Kassetteninitialen. Weiterhin werden dort die Initialen anhand ihrer Gestalt unterschieden in: Initialen aus einer Satzschrift, verzierte Initialen und illustrierte Initialen.
Wenn der Text mit beispielsweise einem Zitat beginnt und somit ein Anführungszeichen das erste Zeichen ist, werden dieses Zeichen und der nächste Buchstabe als Initialen verwendet. Einschränkend formulieren jedoch Forssman/de Jong dazu in Detailtypografie (S. 288): „Beginnt der Text bei Verwendung von eingebauten Initialen mit einer Anführung, entfällt sie. Nur bei freistehenden Initialen, ob sie stumpf beginnen oder nach Einzug, kann man die Anführung aus der Grundschrift vor die Initialen setzen, und zwar, wie gezeigt, in der Größe der Grundschrift.“
Sprachliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die beiden Wortformen unterscheiden sich im Genus und in der Flexion:
- die Initiale (Femininum) → Genitiv der Initiale, Plural die Initialen.[2] Dies ist die ältere Wortform.
- das Initial (Neutrum) → Genitiv des Initials, Plural die Initiale.[3] Diese Wortform ist seltener und wird laut Duden in Österreich nicht verwendet.[3]
Beide Wortformen gehen auf lateinisch litera initialis „Anfangsbuchstabe“ zurück. Das lateinische Adjektiv initialis „anfänglich“ ist eine Wortbildung zu lateinisch initium „Anfang“ (vgl. die lateinische Wendung ab initio „von Anfang an“).
Das Fremdwort initial für „anfänglich“ oder „beginnend“ stammt ebenfalls von lateinisch initialis „anfänglich“ ab.[12] Es ist in einigen zusammengesetzten Wörtern wie z. B. Initialwert (Anfangswert) enthalten.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Akronym (Initialwort)
- Kapitälchen
- Paraphe
- Signet
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- J. J. G. Alexander: Initialen aus großen Handschriften, München 1978.
- Jürgen Gutbrod: Die Initiale in Handschriften des achten bis dreizehnten Jahrhunderts, Stuttgart 1965.
- Christine Jakobi-Mirwald: Text – Buchstabe – Bild: Studien zur historisierten Initiale im 8. und 9. Jahrhundert, Berlin 1998.
- Christine Jakobi-Mirwald: Buchmalerei: Terminologie in der Kunstgeschichte, Berlin 4. Auflage 2015.
- Georg Kaspar Nagler: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben &c. bedient haben. Mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porcellan-Manufacturen u. s. w. Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Formschneider, Briefmaler, Lithographen, Stempelschneider, Emailleure, Goldschmiede, Niello-, Metall- und Elfenbein-Arbeiter, Graveure, Waffenschmiede u.s.w. Mit den rasonirenden Verzeichnissen der Werke anonymer Meister, deren Zeichen gegeben sind, und der Hinweisung auf die mit Monogrammen oder Initialen bezeichneten Produkte bekannter Künstler … auch Ergänzung … des Neuen allgemeinen Künstler-Lexicons, und Supplement zu den bekannten Werken von A. Bartsch, Robert-Dumesnil, C. le Blanc, F. Brulliot, J. Heller u.s.w.
- Erster Band, Georg Franz, München 1858 (auch als Nachdruck ab 1991 erhältlich[13]).
- Alois Schardt: Das Initial. Phantasie und Buchstabenmalerei des frühen Mittelalters. Rembrandt-Verlag, Berlin 1938.
- Rudolf Suntrup: Te Igitur-Initialen und Kanonbilder in mittelalterlichen Sakramentarhandschriften, in: Meier, Christel, und Uwe Ruberg (Hrsg.): Text und Bild: Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mittelalter und früher Neuzeit, Wiesbaden 1980.
- Johann Christoph Weigel und Georg Heinrich Paritius: Zier- und künstlich ineinander geschwungene Initial-Buchstaben Aller Nahmen des Kayserlichen Hauses, aller jezo regirenden Könige, verschiedener so hohen Standes als Privat-Personen: Sam[m]t einem gantzen Alphabeth aller zween Buchstäbigen Nahmen, nebst unterschiedlichen Handels-Zeichen, schönen Einfassungen u. Liebes-Zügen; Zu nuzlichen Gebrauch allerhand Künstler, insonderheit Mahler, Kupferstecher, Goldschmiede, Gold- und Silber-Stücker, Uhrmacher, und Petschier-Stecher etc. / gezeichnet von G. H. Paritio d. P. Joh. Christoph Weigel excudit, Nürnberg 1711 (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Initialbuchstabe bei duden.de
- ↑ a b Initiale bei duden.de.
- ↑ a b c Initial bei duden.de
- ↑ Merkels Schaltzentrale. In: abendzeitung-muenchen.de. Abendzeitung, 24. Oktober 2013, abgerufen am 6. April 2020.
- ↑ Monogramm bei duden.de
- ↑ Initiale und Initial bei duden.de, siehe Bedeutung b).
- ↑ Initiale im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ Historische Beispiele für Zierversalien als Initiale. In: Kunstrichtige Schreibart : allerhand Versalie[n] oder AnfangsBuchstabe[n] der teütschen, lateinischen und italianischen Schrifften aus unterschiedlichen Meistern der edlen Schreibkunst zusammen getragen. Nürnberg 1655 (archive.org).
- ↑ Bildergalerie: Zierinitialen. In: bibliotheca-laureshamensis-digital.de. Abgerufen am 15. April 2024.
- ↑ Hellmut Rosenfeld: Buchschmuck als typographisches Problem bei Gutenberg, in: Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschung, hrsg. von Hans Widmann; Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart 1972 (Bibliothek des Buchwesens, Band 1), ISBN 3-7772-7225-6, S. 200–210.
- ↑ Lombarde im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ initial bei duden.de.
- ↑ Angaben der Deutschen Nationalbibliothek