Interlexem

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Das Interlexem (lateinisch inter ‚zwischen‘, altgriechisch λέξις léxis ‚Wort‘) ist ein Terminus der Sprachwissenschaft, insbesondere der Semantik und der Lexikologie.

Begriffsbestimmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Lexem umfasst alle grammatischen Varianten eines Begriffs in einer Sprache. Lexeme unterschiedlicher Sprachen, die klanglich und bedeutungsmäßig weitgehend übereinstimmen, bilden ein Interlexem. Dabei darf die Schreibweise unterschiedlich sein.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Teil des Lexems des Begriffs „singen“ in der deutschen Sprache:

  • (ich) singe
  • (du) singst
  • (er, sie oder es) singt
  • (wir) singen
  • (ihr) singt
  • (sie) singen

Die in Klammern gesetzten Wörter sind nicht Bestandteile des Lexems.

Der Sprachwissenschaftler Johannes Volmert nennt die folgenden Beispiele für Interlexeme mit unterschiedlichen Graden der Übereinstimmung.[1]

  • sehr hohe Übereinstimmung sowohl auf phonetischer als auch auf graphemischer Ebene, z. B.:
    • dt. Festival, Fiasko
    • franz. festival, fiasco
    • ital. festival, fiasco
    • span. festival, fiasco
    • engl. festival, fiasco
    • russ. festival’, fiasko
  • weitgehende graphemische Übereinstimmung mit z. T. erheblichen Abweichungen in der phonetischen Realisierung, z. B.:
    • dt. Figur, feudal
    • franz. figure, féodal
    • ital. figura, feudale
    • span. figura, feudal
    • engl. figure, feudal
    • russ. figura, feodal’nyj
  • Übereinstimmung mit stark differierendem lexikalischen Akzent, z. B.:
    • dt. Télefon
    • franz. téléphone
    • ital. telefono
    • span. teléfono
    • engl. telephone
    • russ. telefon
  • weitgehende phonetische Übereinstimmung mit unterschiedlicher graphemischer Realisierung, z. B.:
    • dt. Farce, Fassade
    • franz. farce, facade
    • ital. farsa, facciata
    • span. farsa, fachada
    • engl. farce, facade
    • russ. fars, fasad
  • fließende Übergänge zwischen Übereinstimmung und Nichtübereinstimmung (sowohl in graphemischer und phonetischer als auch in morphologischer Hinsicht), z. B.:
    • dt. Flanke, Filz, fixieren, frankieren
    • franz. flanc, feutre, fixer, affranchir
    • ital. fianco, feltro, fissare, (af)francare
    • span. fianco, fieltre, fijar, franquear
    • engl. flank, felt, fix, frank
    • russ. flang, fetr, fiksirovat’, frankirovat’

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ümit Özen: Internationalismen. Konzeption einer interlexikologischen Theorie. Dargestellt am Beispiel der Ergebnisse einer empirischen Auswertung von türkischen Zeitungstexten. Dissertation, 1999. oezen_uemit.pdf PDF-Datei, 1,9 MB, 3. Juni 2016
  • Peter Braun, Burkhard Schaeder, Johannes Volmert (Hrsg.): Internationalismen. Studien zur interlingualen Lexikologie und Lexikographie. Niemeyer, 1990.
  • Peter Braun, Burkhard Schaeder, Johannes Volmert (Hrsg.): Internationalismen II. Studien zur interlingualen Lexikologie und Lexikographie. 2003.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Volmert: Interlexeme im Bereich des Buchstabens F. Beobachtungen bei einem Vergleich von Wörterbüchern aus sechs europäischen Sprachen. In: Peter Braun, Burkhard Schaeder, Johannes Volmert (Hrsg.): Internationalismen. Studien zur interlingualen Lexikologie und Lexikographie. Niemeyer, 1990, S. 95–122.