jö Bonus Club

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Unser Ö-Bonus Club GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Gründung 2019
Sitz Wiener Neudorf, Osterreich Österreich
Leitung
  • Mario Günther Rauch
  • Nikolai Scheurecker
Branche Kundenbindungsprogramme
Website www.joe-club.at

Der jö Bonus Club (häufig kürzer jö Club) ist ein österreichisches Kundenbindungsprogramm.[1] Er wurde im Jahr 2019 von REWE und OMV mit weiteren Partnern gestartet. Für jeden Einkauf erhalten Teilnehmer sogenannte „Ös“, die in Prämien umgewandelt oder gespendet werden können. Neben dem Punktesystem gibt es weitere Vorteils- und Rabattaktionen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kundenkarten der REWE-Vertriebslinien wie Adeg, Billa, Bipa und Penny waren untereinander nicht kompatibel.[3] Im Februar 2019 kündigte REWE die Gründung eines gemeinsamen Systems namens „jö Bonus Club“ an.[4] Dies wurde von Beobachtern als Angriff auf Payback gewertet.[5][6]

Start des Clubs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der offizielle Start des Kundenbindungsprogramms erfolgte im Mai 2019.[7] Es war von Beginn an offen für weitere Partner. Dazu gehören mittlerweile die Einzelhandelsunternehmen Libro und Pagro Diskont, die Bawag, das Möbelhaus Interio, die OMV-Tankstellen[8] und die Zgonc-Fachmärkte. Innerhalb eines Monats registrierten sich zwei Millionen Nutzer,[9] nach vier Monaten war die Marke von drei Millionen Mitgliedern überschritten. Die parallel zur Kundenkarte eingeführte Smartphone-App installierte mehr als die Hälfte der Teilnehmer.[10]

Neue Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 wurde der jö Bonus Club um die Möglichkeit zur kontaktlosen Bezahlung erweitert. Hierbei setzten die Betreiber auf in der jö-App abrufbare Barcodes, die an der Kassa eingelesen werden. Das „Bluecode“ genannte Verfahren ist mit Face ID, Touch ID oder PIN geschützt.[11]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betreiber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der jö Bonus Club wird von der „Unser Ö-Bonus Club GmbH“ mit Sitz in Wiener Neudorf betrieben.[12] Es handelt sich um ein selbstständiges Unternehmen in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der REWE International und befindet sich damit mittelbar im Besitz der Kölner REWE Group, in deren Konzernabschluss es konsolidiert wird.

Anmeldung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teilnahme am jö Bonus Club ist kostenlos. Zur Anmeldung sind alle natürlichen Personen ab einem Alter von 16 Jahren berechtigt. Voraussetzung ist ein Hauptwohnsitz in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraums oder in der Schweiz. Die Registrierung kann über digitale Stationen in ausgewählten Filialen, auf der Website des Programms oder in der jö-App auf dem Smartphone oder Tablet erfolgen.[13]

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der jö Bonus Club ist mit anderen Kundenbindungsprogrammen wie Payback vergleichbar:[14] Durch das Vorzeigen der jö-Karte oder jö-App bei Einkäufen in teilnehmenden Geschäften werden Punkte („Ös“) gesammelt, die in Prämien umgewandelt werden können.[15]

Derzeit sind 100 Punkte an der Kassa einen Euro wert. Zu den Prämien kommen Vorteile und Aktionen, etwa Rabatte auf ausgewählte Produkte oder andere Vergünstigungen in der sogenannten „Bonuswelt“. Außerdem können Konsumenten gesammelte Ös an karitative Organisationen spenden.[16]

Partner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmen Rabattsammler Einkaufsbonus Kassenprozess
Adeg nein ja ja
Allianz nein nein nein
Bawag nein nein nein
Billa / Billa Plus ja ja ja
Billa Reisen nein nein nein
Bipa ja ja ja
Interio nein ja nein
Libro nein ja ja
Mjam nein ja nein
OMV nein ja ja
Pagro Diskont nein ja ja
Pearle nein ja nein
Penny Markt nein ja ja
Universal nein nein nein
Verbund nein nein nein
Zgonc ja ja ja

Kennzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den ersten drei Jahren seines Bestehens stieg die Nutzerzahl auf über 4,2 Millionen. Die jö-Karte oder jö-App werden täglich eine Million Mal genutzt. Alle Teilnehmer haben zusammen bislang (Stand: Mitte 2022) über 17 Milliarden Ös gesammelt und 612 Millionen „Vorteilsbons“ erhalten.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datenschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Start des jö Bonus Club regte sich Kritik. Es wurde insbesondere vor einer leichtfertigen Weitergabe von Daten gewarnt.[17] Die versprochenen Rabatte stünden in keinem sinnvollen Verhältnis zur Preisgabe des Einkaufsverhaltens.[18] Konsumentenschützer sahen die Vorteile stattdessen eher aufseiten der beteiligten Handelsunternehmen,[19] die ihre Kunden so besser kennenlernen und entsprechende Angebote entwickeln können.[20]

2019 erhielt der jö Bonus Club den Big Brother Award in der Kategorie „Kommunikation und Marketing“.[21] Nach Ansicht der Jury ermögliche die Zusammenführung aller Einkäufe ein weitreichendes Profiling.[22] Für Kunden werde es schwieriger, bei einem Handelsunternehmen einzukaufen, das nicht am Programm beteiligt sei.[23] Kurz nach der Verleihung des Negativpreises riet der Verein für Konsumenteninformation (VKI) zur Abmeldung vom jö Bonus Club.[24] Der Verein hatte Beschwerden verärgerter Mitglieder erhalten.[25][26]

Als Reaktion argumentierten Vertreter des jö Bonus Club, die Entscheidung über den Einsatz der Kundenkarte ermögliche eine aktive Kontrolle der Weitergabe von Daten.[27] Ferner können Kunden jederzeit selbst einstellen, ob sie dem Profiling zustimmen oder nicht.[28] Nach Ansicht von Branchenexperten ist die Sammlung von Daten nicht mit dem Verhalten US-amerikanischer Technologiekonzerne vergleichbar.[29]

2022 verhängte die österreichische Datenschutzbehörde eine Millionenstrafe gegen den jö Bonus Club wegen Verstoßes gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung.[30] Die Behörde hatte bereits im Jahr zuvor ähnliche Verstöße beanstandet.[31] Das Unternehmen wies die Kritik zurück und will sich gegen die Bußgelder wehren.

Lieferanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritik am jö Bonus Club kam auch aus der Industrie.[32] Lieferanten befürchteten eine schlechtere Behandlung, wenn sie sich im Unterschied zu Konkurrenten nicht an der Finanzierung des Kundenbindungsprogramms beteiligen, etwa durch den Kauf aggregierter Daten für Marktforschung und Kundenbindung.[33] Mehrere Verbände sahen dadurch das Vertrauensverhältnis zu REWE ernsthaft gestört.[34] Vertreter des Unternehmens wiesen die Vorwürfe zurück und erklärten, man habe auch bei Kooperationen mit Lieferanten das Wohl der Kunden im Blick.[35]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neuer Kundenclub für die REWE Group. In: Horizont. 1. Februar 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  2. Neuer Bonus-Club im Handel. In: Kronen Zeitung. 1. Februar 2019, S. 4.
  3. Simone Hoepke: Billa-Mutter mischt die Karten neu. In: Kurier. 2. Mai 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  4. REWE startet einen neuen Kundenklub. In: Kleine Zeitung. 2. Februar 2019, S. 31.
  5. „jö Bonus Club“ greift Payback an. In: Tiroler Tageszeitung. 2. Februar 2019, S. 23.
  6. Hannes Gaisch-Faustmann: Das Duell um treue Kunden spitzt sich zu. In: Kleine Zeitung. 2. Februar 2019, S. 22/23.
  7. Start für den jö Bonus Club von REWE & Partnern. In: Handelszeitung. 2. Mai 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2020; abgerufen am 23. Januar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.handelszeitung.at
  8. Nataša Nikolić: REWE startet neuen „jö Bonus Club“. In: Cash. 1. Februar 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  9. REWE-Bonusclub „Jö“ vermeldet zwei Millionen Anmeldungen. In: Horizont. 21. Mai 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  10. Shoppen mit dem Handy. In: Kronen Zeitung. 21. September 2019, S. 49.
  11. Iris Burtscher: Digitales Zahlen „made in Austria“. In: Salzburger Nachrichten. 6. April 2021, S. 16.
  12. REWE gründet eigene Gesellschaft für Analytik & CRM. In: Handelszeitung. 27. November 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Mai 2019; abgerufen am 23. Januar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.handelszeitung.at
  13. Fragen und Antworten zur Neuanmeldung. jö Bonus Club, abgerufen am 23. Januar 2020.
  14. Bettina Pfluger: Verführung à la card. In: Der Standard. 5. Februar 2019, S. 15.
  15. REWE, OMV und Co. starten „jö Bonus Club“. In: Der Standard. 1. Februar 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  16. Jö, so viel Interesse! In: Vorarlberger Nachrichten. 25. Juli 2019.
  17. jö Bonus Club: Verärgerte Kunden, massive Datenschutzbedenken, und doch sind alle dabei. In: Der Standard. 14. Oktober 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  18. Beate Troger: Karten durchleuchten Kunden. In: Tiroler Tageszeitung. 24. Mai 2019, S. 27.
  19. Verena Kainrath: Bonus ohne Malus? In: Der Standard. 3. Mai 2019, S. 20.
  20. Regina Bruckner: Die Mühen der digitalen Ebene. In: Der Standard. 25. Mai 2019, S. 28.
  21. Jö und Post erhielten Big Brother Awards. ORF, 25. Oktober 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  22. Barbara Wimmer: Big Brother Awards an jö Bonus Club und die Post. In: futurezone. 25. Oktober 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  23. Datensammelwahn: jö Bonus Club erhält Negativpreis Big Brother Award. In: Der Standard. 26. Oktober 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  24. jö Bonus Club jetzt kündigen, raten Konsumentenschützer. In: futurezone. 16. September 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  25. Paul Urban Blaha: Ärger bei Jö-Bonus-Club-Mitgliedern. ORF, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  26. Big Brother Award an jö Bonus Club. In: Kurier. 26. Oktober 2019, S. 38.
  27. Kundenkarten als Datensammler. In: YouTube. ORF, 23. Mai 2019, abgerufen am 29. Januar 2020.
  28. Datenschutzerklärung. jö Bonus Club, abgerufen am 23. Januar 2020.
  29. Regina Reitsamer: Nicht ohne meine Kundenkarte. In: Salzburger Nachrichten. 3. August 2019, S. 33.
  30. Datenschutzbehörde verhängt erneut Millionenstrafe gegen Jö-Bonusclub. In: Der Standard. 14. Januar 2022, abgerufen am 29. Juni 2022.
  31. Muzayen Al-Youssef: Jö-Bonusclub soll wegen Datenschutzverstößen Millionenstrafe zahlen. In: Der Standard. 2. August 2021, abgerufen am 29. Juni 2022.
  32. Kritik an Jö-Kundenkarte. In: Oberösterreichisches Volksblatt. 31. Juli 2019.
  33. Lukas Matzinger: Wem bietet der jö Bonus Club unsere Daten an, Frau Schurin? In: Falter. 31. Juli 2019, S. 10.
  34. „Jö“-Karte empört Lieferanten. In: Tiroler Tageszeitung. 31. Juli 2019, S. 19.
  35. Nataša Nikolić: „Wir sind kein Pricing-Tool.“ In: Cash. 11. Juni 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.