Jānis Frīdrihs Baumanis

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Jānis Frīdrihs Baumanis

Jānis Frīdrihs Baumanis (bzw. Johann Friedrich Baumann, * 23. Maijul. / 4. Juni 1834greg. [1] in Riga; † 19. Märzjul. / 31. März 1891greg. in Riga) war ein deutschbaltischer Architekt. Er projektierte ungefähr 150 Bauten einschließlich mehrerer orthodoxer Kirchen im Gouvernement Livland sowie die Bühnen der ersten drei Sängerfeste.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Schulabschluss machte Baumanis eine Lehre als Zimmermann. Von 1856 bis 1860 arbeitete er im Architekturbüro von Heinrich Scheel. Die Unterstützung seines nächsten Arbeitgebers Ludwig Bohnstedt ermöglichte Baumanis ein Studium an der Bauakademie Berlin und der Kunstakademie St. Petersburg, das er 1865 abschloss. Gemeinsam mit Robert Pflug gewann er einen Wettbewerb für den Bau des Ritterschafts-Hauses, welches heute die Saeima beherbergt. Von 1870 bis 1880 war Baumanis Chefarchitekt des Gouvernement Livland. Später war er Ratsherr in Riga und Mitgründer der Rigaer Handwerkskammer (1865), der Rigaer Lettischen Gesellschaft (1868) und des Rigaer Architektenvereins (1879). Er war ein aktiver Organisator und Teilnehmer der ersten lettischen Sängerfeste, für die er auch die großräumigen Bühnen entwarf. Im Süden Estlands und in Vidzeme wurden 17 orthodoxe Kirchen nach Baumanis Plänen errichtet und in Riga mehr als 150 private und öffentliche Gebäude. Die Neubauten auf dem Gebiet der abgerissenen Rigaer Stadtbefestigungen wurden zum großen Teil von Baumanis geplant, dazu etwa ein Drittel der Bebauung der Boulevards der Neustadt.[2] Als er 1891 starb, nahmen mehrere zehntausende Menschen, darunter höchste Staatsbeamte, an der Beerdigung teil.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Postkarte mit dem Rigaer Bezirksgericht

Die Bauten Baumanis’ gehören dem damals herrschenden Baustil des Eklektizismus an. Die Fassaden sind unabhängig von der Funktion im gleichmäßigen Rhythmus mit wiederkehrenden dekorativen Elementen vergangener Stilrichtungen verziert.

Profanbauten in Riga:

  • Haus der Livländischen Ritterschaft, heute Gebäude des Lettischen Parlaments (Saeima), (1863–1867) (zusammen mit Robert August Pflug)
  • Gebäude Raiņa bulvāris 11 (1867)
  • Alexander-Gymnasium (1870–1875) (heute Lettische Musikakademie, Krišjāņa Barona ielā 1)
  • Französische Botschaft (1873) (Raiņa bulvaris 9)
  • Lettische Bank, jetzt Grand Palace Hotel (1877) (Pils ielā 12)
  • Gebäude Merķeļa iela 12 (1881)
  • Residenz am Daugava-Ufer (1883) (11. Novembra krastmala 9)
  • Rigaer Bezirksgericht (1888) (Brīvības bulvāris 34)
  • Rigaer Zirkus (1889) (Merķeļa ielā 4)

Orthodoxe Kirchenbauten in Lettland

  • Ainaži: St.-Arsenij-Kirche (1894–1895)
  • Aloja: Christi-Geburt-Kirche (1895)
  • Bauska St.-Georgs-Kirche (1881)
  • Bērzaune (Bezirk Madona): Kirche der lebensspendenden Dreifaltigkeit (1873, kriegszerstört)
  • Bučauska (bei Dzelzava, Bezirk Madona): Kirche des Propheten Elia (1874)
  • Māļi (bei Skujene, Bezirk Cēsis): Himmelfahrtskirche (1872)
  • Mārciena (Bezirk Madona): St.-Alexis-Kirche (1872)
  • Nītaure: Christi-Geburt-Kirche (1875–1877)
  • Riga, Moskauer Vorstadt: Allerheiligenkirche (1882–1884)
  • Riga-Pārdaugava: Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, zusammen mit Vladimir Lunskis (1892–1895)
  • Valmiera: Sergius-von-Radonesch-Kirche (1874–1877)

Orthodoxe Kirchenbauten in Estland

  • Ilmjärve (Gemeinde Otepää), Kirche der Erscheinung (1873)
  • Plaani (Gemeinde Rõuge), Nikolaikirche (1873)
  • Priipalu (Kreis Valga), Basiliuskirche (1879)

Die Dreifaltigkeitskirche in Mustvee, erbaut 1877, und die Christi-Geburt-Kirche in Kärsa, erbaut 1879, entsprechen in Stil und Erscheinungsbild den nachgewiesenen Kirchenbauten Baumanis, so dass dessen Urheberschaft naheliegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Becker: Aus der Bauthätigkeit Rigas und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Mellin, Riga 1898.
  • Oļǵerts Buka, Jānis Lejnieks (Hg.): Latvijas arhitektūras meistari. Zvaigzne ABC, Riga 1995. ISBN 9984-04-059-3.
  • Kristīne Čakstiņa: Ieskats arhitekta Jāņa Frīdriha Baumaņa daiļradē. Maģistra darbs. Latvijas Mākslas akadēmija, Riga 2010.
  • Pauls Kampe: Architekts Jānis Frīdrihs Baumanis, 1834–1891. Viņa dzīve un viņa mūža darbs. Izglītības Ministrijas Mēnešraksts, Riga 1927.
  • Jānis Krastiņš: Jānis Fridrihs Baumanis. Zvaigzne ABC, Riga 1989.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jānis Fridrihs Baumanis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Letonika.lv
  2. Michael Garleff: Die baltischen Länder. Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1770-7, S. 215.