Jenaer Forst

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Jenaer Forst

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Allee zum Bismarckturm am Rand des Naturschutzgebietes

Allee zum Bismarckturm am Rand des Naturschutzgebietes

Lage Thüringen, Deutschland
Fläche 5,411 km²
Kennung 452
WDPA-ID 389609
Geographische Lage 50° 53′ N, 11° 32′ OKoordinaten: 50° 53′ 11″ N, 11° 32′ 11″ O
Jenaer Forst (Thüringen)
Jenaer Forst (Thüringen)
Einrichtungsdatum 2008

Das Naturschutzgebiet Jenaer Forst liegt auf dem Gebiet der Stadt Jena und im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen. Es erstreckt sich westlich von Jena und nordöstlich des Kernortes der Gemeinde Bucha. Nördlich des Gebietes verläuft die B 7, östlich verläuft die Landesstraße L 2308 und fließt die Saale, südlich verläuft die A 4.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 541,1 ha große Gebiet mit der NSG-Nr. 452 wurde im Jahr 2008 teilweise unter Naturschutz gestellt. Seitdem laufen Projekte zur Renaturierung und Abriss ungenutzter Gebäude.[1] Das Schutzgebiet wurde teilweise über Altablagerungen und Siedlungsreste gewidmet.[2][3] Im Gebiet des Jenaer Forsts liegen Wanderwege, der 1874 errichtete Forstturm und die Forststernwarte[4], der Jenaer Bismarckturm und das Schullandheim Stern. Der Otto-Schott-Platz mit weiteren Ausflugszielen grenzt an das Gebiet an.

Im Zuge der Renaturierung angelegter Himmelteich

Auf dem Kalkboden gedeihen seltene Orchideen wie Frauenschuh und Knabenkraut. Verschiedene Fledermausarten, bedrohte Vogelarten und Insekten sind im Forst heimisch.

Im Gebiet des Otto-Schott-Platzes wurde im April 2022 das Forum Natura eröffnet.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jenaer Forst – in dem das Naturschutzgebiet u. a. liegt – entstand in den 1930er Jahren eine Unterkunft für die Flakartillerie.[6][7] Von 1939 bis 1945 waren im "Lager Forst" Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter untergebracht.[8]

Zwischen 1960 und 1990 stationierten die sowjetischen Streitkräfte der 8. Gardearmee im Jenaer Forst auch Raketen vom Typ Scud-B und zuletzt SS-23 Spider. Ebenfalls wurden bis 1945 mehrere Barackenlager auf der Hochfläche betrieben, so u. a. ein Arbeiter- und Kriegsgefangenenlager der Firma Carl Zeiss Jena.[9] Der Kernbereich des Kasernenkomplexes wurde nach einer letzten Nutzung als Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende renaturiert, liegt aber großteils nicht im NSG. Durch die Nutzung entstanden zahlreiche Siedlungsreste.[10][11][12] So liegt eine Müllkippe, die ab den 1940er Jahren durch den Kasernenbetrieb entstand, im Naturschutzgebiet.[13] Ebenso existieren im Bereich des NSG zahlreiche Altablagerungen sowie Müllkippen der Gartennutzer südlich des Kasernengebietes. Auf dem Gelände außerhalb des NSG finden sich auch noch weitere Müllschüttungen und -gruben, ein verfüllter Keller im Bereich des Standortes eines früheren Barackenlagers, in weiteren Bereichen alte Kanalisationsgruben, Überreste einer früheren Fahrübungsstrecke sowie etliche Luftschutzgräben. Auch Besonderheiten wie ein verfallener Kinderspielplatz oder Reste eines Volleyballplatzes mit Richterhochstuhl und Netz sind vorhanden. Die obere Bodenkrume weist oft eine hohe Belastung mit Abfällen der vergangenen Jahrzehnte auf. Einige verfallene Gebäude, deren Flurstücke in Privatbesitz übergegangen waren, wurden in den letzten Jahren beseitigt. Die Schott-Deponie als „Altlast“ (i. S. d. Bodenschutzgesetzes) wurde saniert, also verfestigt und abgedeckt, so dass sie nunmehr den Status „Altablagerung“ innehat.[14] Das heißt, dass sie bei feststellbaren Schadstoffaustritten wieder eine „Altlast“ werden kann, mehrere GWM (Grundwassermessstellen) befinden sich Richtung Jena im Wald. Das Anlegen von Teichen, Aufforstungen und weitere Pflegemaßnahmen tragen zur schrittweisen Renaturierung bei. Im Vorgergrund stehen die Nutzung des Waldes als Naherholungsgebiet für Jena, gleichermaßen werden Naturschutz und Waldwirtschaft praktiziert.

Grundwassermessstelleam Fuß der Altablagerung

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forststernwarte

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jenaer Forst – Sammlung von Bildern
Überreste des "Lager Forst" aus den 1940er Jahren

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reste der ehemaligen Kaserne auf dem Jenaer Forst verschwinden | Jena Rathaus. Abgerufen am 27. Juli 2023.
  2. Umweltpädagogik in Mitteldeutschland. Abgerufen am 7. November 2023.
  3. Katja Dörn: Altlasten in Jena: Wenn die Natur entromantisiert wird. 26. Oktober 2020, abgerufen am 7. November 2023 (deutsch).
  4. Volkssternwarte Urania Jena e.V. :: Forststernwarte. Abgerufen am 27. Juli 2023.
  5. Forum Natura. Abgerufen am 7. November 2023.
  6. Veit Becher (vbe): Die Geschichte der Flak-Kaserne im Jenaer Forst. In: Stadtmagazin07. Ausgabe 29, September 2011, S. 4–7, online in: stadtmagazin07.de, abgerufen am 7. Oktober 2017 (PDF; 12,9 MB).
  7. Stadtdokumentation Jena. Verschwundenes. Kaserne Forst. In: stadtdokumentation-jena.de, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  8. Arbeitslager Forst. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  9. Marc Bartuschka (Hrsg.): Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der StadtRegion Jena: Antisemitische Kommunalpolitik - Zwangsarbeit - Todesmärsche. (Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte). Stadtmuseum Jena, Jena 2015, ISBN 3-942176-34-3.
  10. Umweltpädagogik in Mitteldeutschland - Details zum Jenaer Forst. Abgerufen am 7. November 2023.
  11. Barbara Glasser: Barackenfundamente und versteckte Gruben: Die Gefahren des Jenaer Forst. 5. März 2019, abgerufen am 7. November 2023 (deutsch).
  12. Altlasten, Altablagerungen und Müllkippen in Kulturlandschaften und Naturschutzgebieten. Abgerufen am 7. November 2023.
  13. Infofilm Jenaer Forst. Abgerufen am 7. November 2023.
  14. Thüringer Umweltministerium: Sanierung der Schott-Deponie. Abgerufen am 7. November 2023.