Jeserig (Groß Kreutz (Havel))

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Jeserig
Koordinaten: 52° 25′ N, 12° 42′ OKoordinaten: 52° 24′ 38″ N, 12° 41′ 39″ O
Höhe: 37 m ü. NHN
Einwohner: 1368 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 14550
Vorwahl: 033207

Jeserig ist ein Ortsteil und Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der heute verlandete Jeseriger See wird 1375 erstmals erwähnt. In Jeserig entwickelte sich aus einem Lehnsinhaber des Klosters Lehnin vor 1644 ein Rittergut. Dieser herrschaftliche Besitz war über mehrere Jahrhunderte ein kreistagsfähiges Gut der Familie von Rochow. Es bildete sich sogar genealogisch eine eigene Familienlinie von Rochow-Trechwitz-Jeserig heraus. Adolf von Rochow (1615–1660), kurbrandenburgischer Major, verheiratet mit Elise Magdalene von Ha(c)ke, ist Grundherr in Trechwitz. Der Sohn August Wilhelm von Rochow erwirbt als Trechwitzer Herr dann Gut Jeserig dazu. Sein Sohn Ludolf Ehrenreich (1680–1751) führt beide Güter. Jeserig erbt dann später sein jüngerer Bruder Ernst Ehrenreich Adolf von Rochow (1686–1752), liiert mit Marie Elisabeth von Bri(e)tzke. Dieser Rochow ist Hauptmann in sächsischen Diensten. Dessen Sohn wiederum war königlich preußischer Leutnant, Friedrich Ehrenreich von Rochow (1722–1771). Sein Epitaph ist bis heute in der Dorfkirche sichtbar. Er war zweimal verheiratet,[3] in zweiter Ehe mit Helene Johanne von Rochow-Stülpe. Nächster Jeseriger Gutsbesitzer wurde der Sohn Friedrich Ehrenreich Adolf Ludwig Rochus von Rochow, Domherr zu Minden, Leutnant a. D. im Eliteregiment der Gardes du Corps. Er war kurzzeitig mit Karoline von Briest verheiratet, die sich nach der Scheidung in zweiter Ehe mit Friedrich de la Motte Fouqué verband. Der bekannteste Gutsherr auf Jeserig diente im gleichen Kavallerie-Regiment, in Jeserig geboren 1794, war Generalleutnant, außerordentlicher Gesandter am Russischen Hof und Rechtsritter des Johanniterordens, verheiratet mit Mathilde Gräfin Wartensleben, Theodor Heinrich Rochus von Rochow, verstorben in St. Petersburg 1854. Nicht historisch eindeutig ist bis heute wann die Rochows das Gut abgaben. Im 1879 erstmals amtlich publizierten General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg stehen sie noch zu Buche. Das Rittergut Jeserig mit 916 ha. Dazu gehörte Neuhaus mit 260 ha und Kemnitz mit 797 ha.[4] Bis mindestens 1907 galten die v. Rochow’sche Erben als Eigentümer von Jeserig Gut mit Nebenbesitzungen. Generalbevollmächtigte[5] waren der Major Hans von Rochow-Reckahn und der Politiker Wichard von Rochow-Golzow, letzterer zugleich Vorsitzender des Familienverbandes. Nach dem Landwirtschaftlichen Adressbuch Brandenburg von 1914 war Hans von Rochow-Reckahn immer noch der Vorsitz für die vier nicht näher bezeichneten Miterben.[6] 1923 war mit Hans Gebauer aus Berlin-Wannsee bereits ein bürgerlicher Gutsbesitzer in Jeserig. Als Pächter[7] agierten der Rittmeister a. D. du Bois und ein Major von Mackensen. Bereits vor der großen Wirtschaftskrise 1929/ 1930 wurde das Rittergut Jeserig aufgesiedelt, auf der einstigen Gemarkung bestanden vierzehn Höfe von 3 bis 80 ha.

Bis 1928 gehörte Schenkenberg als herrschaftliches Vorwerk zu Jeserig. Das ursprüngliche Straßendorf verläuft durch die Schulstraße. An der ab 1804 erbauten Chaussee entsteht die Ausspanne Fernfahrers Ruh. Die Siedlung entstand Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit dem später selbstständigen Schenkenberg.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche

In Jeserig befinden sich die evangelische Dorfkirche Jeserig und die katholische Kirche St. Josef. Beide Kirchen gehören zu den Baudenkmalen in Groß Kreutz (Havel).[8]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jeseriger orientieren sich sportlich nach Schenkenberg. Aktiv ist die Ortsgruppe der Volkssolidarität, der Anglerverein seit 1961, heute mit Grundstück an der Havel, der Rassegeflügelzüchterverein. Der Feuerwehrverein Jeserig 2006 e. V. und der SV Fire Boots Linedance Jeserig e. V. bereichern seit 2006 das kulturelle und sportliche Leben in der Gemeinde.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nördlich verläuft die Bahnstrecke Berlin–Magdeburg. Nächstgelegener Haltepunkt ist Götz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chris Rappaport: Historische Ansichten Gemeinde Groß Kreutz. Detmold: Boken-Verlag, 2009. ISBN 3-935454-05-8.
  • Jeserig. In: Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen. Ernst & Korn, Berlin 1861. (diglib.hab.de)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jeserig (Groß Kreutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Groß Kreutz. Gemeinde Groß Kreutz (Havel), abgerufen am 20. Juli 2018.
  2. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003. StBA.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1905. In: Der Gotha. 6. Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Rochow. I. Linie. 2. Zweig. Trechwitz-Jeserig. Justus Perthes, Gotha 5. November 1904, S. 703–704 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  4. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 230–231, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  5. Niekammer’s Güter-Adressbücher. VII. Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. 1907. Nach amtlichen Quellen auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 1. Auflage. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Zauch-Belzig. Selbstverlag, Stettin 1907, S. 118–119 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  6. Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 2. Auflage. Band VII: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Zauch-Belzig. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 200 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 12. Mai 2022] Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts).
  7. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 3. Auflage. Band VII: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Vorletzte Ausgabe. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 117 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 12. Mai 2022] Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts).
  8. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Potsdam-Mittelmark (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum