Jess Wade

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Jess Wade (2017)

Jessica „Jess“ Alice Feinmann Wade (* 1988 in Manchester)[1] ist eine britische Physikerin. Sie ist Wissenschaftlerin im Blackett Laboratory am Imperial College London.[2] Wade engagiert sich für mehr Frauen in Ingenieurs- und Naturwissenschaften und gegen Sexismus in den Naturwissenschaften. Für ihr Engagement für Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft verlieh ihr die britische Königin Elisabeth II. 2019 die British-Empire-Medaille.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wade wurde an der South Hampstead High School ausgebildet und erhielt dort ihren Abschluss 2007.[3] Danach absolvierte sie einen Grundkurs in Kunst und Design am Chelsea College of Art and Design[4] und schloss 2012 den Master of Science (MSCI) in Physik am Imperial College London ab. Sie setzte ihre Karriere beim Imperial fort und promovierte 2016 in Physik.[5] Ihre Doktorarbeit befasste sich mit Nanometrologie in organischen Halbleitern.[6] Jess Wade untersucht bei ihren Forschungen polymerbasierte Leuchtdioden.

Jess Wade engagiert sich für Kampagnen, die Frauen für die Ingenieurs- und Naturwissenschaften begeistern wollen, darunter die Kampagne WISE und das Netzwerk Stemettes.[7] In dem vom Außenministerium der USA begründeten Austauschprogramm Hidden No More für Frauen mit technischer oder naturwissenschaftlicher Ausbildung in Leitungspositionen, repräsentierte sie das Vereinigte Königreich. Wade hat das Ziel, dass Frauen, die Herausragendes leisten, die verdiente Aufmerksamkeit erhalten, um so Vorbilder für die Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen der Zukunft zu schaffen.[7][8]

Nach der Lektüre von Angela Sainis 2017 erschienenem Buch Inferior. How Science Got Women Wrong hat sie 2018 mehr als 400 englischsprachige Biografien über bedeutende Frauen in der englischsprachigen Wikipedia[9][10][11][12] und bis Ende 2020 etwa 1200 themenverwandte Artikel geschrieben,[13] darunter den der Computerwissenschaftlerin Laura Waller, der Blockchain-Spezialistin Misty Blowers, der Professorin für biomedizinisches Ingenieurswesen Elizabeth Hillman und der Dermatologin Tayyaba Hasan sowie Amy Parish, die nachgewiesen hat, dass Bonobos im Matriarchat leben. Zu ihrer Motivation bezüglich der unterdessen „etwa 2100“ Wikipedia-Einträge äußerte Wade im Tagesspiegel-Interview vom 7. März 2024, sie wolle eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern inspirieren. „Mit einem Wikipedia-Artikel bekommen Personen mehr Sichtbarkeit und erhalten dadurch auch mehr Anerkennung für ihre Arbeit.“[14] Wades Einsatz dafür, das Missverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Biographien in der Wikipedia zu überwinden, löste ein breites Medienecho aus. Dabei gehe es ihr neben der Quantität auch um die Qualität. Gegenüber ORF.at verwies sie darauf, dass sich Marie Curie lange Zeit einen Eintrag mit ihrem Mann Pierre Curie teilen musste.[15] Damit jede Schulbücherei in Großbritannien eine Ausgabe von Angela Sainis Buch führen kann, hat Wade 20.000 Pfund Sterling gesammelt.[7]

Im September 2018 hielt sie einen Vortrag bei einem Workshop am Forschungszentrum CERN, bei dem es um Chancengleichheit unter weiblichen und männlichen Forschern in der Teilchenphysik ging. Sie kritisierte anschließend auf Twitter und in einem Artikel im New Scientist[16] den ebenfalls vertretenen Physiker Alessandro Strumia, der sich diffamierend über Frauen geäußert hatte und daraufhin suspendiert wurde.[17]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nanometrology for Controlling and Probing Organic Semiconductors and Devices. Dissertation. London: Imperial College London, 2016.
  • Mit Melissa Castrillón (Illustrationen): Nano. The Spectacular Science of the Very (Very) Small. Walker Books, London 2021, ISBN 978-1-4063-8492-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jess Wade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anne Demmer: Wikipedia-Biografin bringt Frauen groß raus. Bayern 2, 29. Oktober 2018, abgerufen am 14. Juli 2019.
  2. Dr Jessica Wade. Faculty of Natural Sciences, Department of Physics – Research Associate. Imperial College London, abgerufen am 4. Januar 2019 (englisch).
  3. Former South Hampstead pupil champions female Scientists. In: South Hampstead High School. Abgerufen am 12. Juli 2022 (englisch).
  4. A Day in the Life of a Physicist at Imperial College. Abgerufen am 12. Juli 2022 (englisch).
  5. a b Early career researcher wins the Jocelyn Bell Burnell Medal and Prize. Institute of Physics, 10. November 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Mai 2019; abgerufen am 14. Juli 2019 (englisch).
  6. Jessica Alice Feinmann Wade: Nanometrology for controlling and probing organic semiconductors and devices. April 2016, doi:10.25560/56219 (imperial.ac.uk [abgerufen am 12. Juli 2022]).
  7. a b c Judith Luig: Jess Wade: Für Mathe brauchen Mädchen Mut. Porträt. In: Zeit Online. 31. August 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  8. Suw Charman-Anderson: Five amazing female scientists you’ve probably never heard of. In: The Guardian. 25. Juli 2018, abgerufen am 14. Juli 2019 (englisch).
  9. Melody Kramer: Meet the scientist working to increase the number of underrepresented scientists and engineers on Wikipedia. In: Community, from the Archives, Interview, Profiles, Wikipedia. Wikimedia Foundation, 13. Juli 2018, abgerufen am 4. Januar 2019 (englisch).
  10. Magdalena Pulz: Geschlechterungleichheit bei Wikipedia. Wir müssen brillante Frauen feiern. In: Frauenrechte und Gleichberechtigung. Süddeutsche Zeitung, 22. Oktober 2018, abgerufen am 4. Januar 2019 (Interview mit Jesse Wade).
  11. a b Nisha Gaind: Jess Wade. In: Nature’s 10. nature, 20. Dezember 2018, abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch).
  12. Jess Wade, Maryam Zaringhalam: Why we’re editing women scientists onto Wikipedia. In: Nature. 14. August 2018, abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch).
  13. Lena Puttfarcken: Die Physikerin, die Wikipedia diverser macht. In: Wissenschaftskommunikation.de. Wissenschaft im Dialog gGmbH, 11. Januar 2021, abgerufen am 11. Januar 2021 (deutsch).
  14. Jede Nacht ein Wikipedia-Artikel. „Es wird natürlich weiter über Männer geschrieben.“ Jessica Wade im Gespräch mit Farangies Ghafoor und Sabrina Patsch; in: Der Tagesspiegel, 7. März 2024, S. 12.
  15. Florian Bock: „Women in Red“: Die fehlenden Frauen in Wikipedia. In: ORF.at. 6. Oktober 2018, abgerufen am 14. Juli 2019.
  16. Jess Wade: It is 2018, so why are we still debating whether women can do physics? Kurzversion online des Artikels im New Scientist Magazine vom 6. Oktober 2018. 1. Oktober 2018, abgerufen am 14. Juli 2019 (englisch).
  17. Julia Merlot: Gender-Workshop am Cern: Physiker beleidigt Kolleginnen und wird suspendiert. In: Spiegel Online. 2. Oktober 2018, abgerufen am 14. Juli 2019.
  18. IOM3 Awards 2017. IOM3 – The Institute of Materials, Minerals and Mining, abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch).
  19. Julia Higgins Medal and Awards. Abgerufen am 25. Oktober 2018 (britisches Englisch).
  20. Elizabeth Nixon: Imperial celebrates work to support gender equality. In: Imperial News. Imperial College London, 23. November 2017, abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch).
  21. 2018 Daphne Jackson Medal and Prize. Institute of Physics, abgerufen am 14. Juli 2019 (englisch).
  22. A Physicist Is Writing a Wikipedia Entry Every Single Day to Promote Women in Science. In: ScienceAlert. 26. Juli 2018, abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch).
  23. Knights Commander of the Order of the Bath. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  24. Societal engagement recognised in 2019 President’s Awards for Excellence. In: Imperial News. Imperial College London, 7. Juni 2019, abgerufen am 8. Juni 2019 (englisch).