Joachim Blüher

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Joachim Blüher 2018 im Garten der Villa Massimo

Joachim Blüher (* 1953 in Uelzen, Niedersachsen) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Kulturmanager. Von 2002 bis Ende Juni 2019 war er Direktor der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joachim Blüher entstammt einer Juristen- und Politikerfamilie, sein Urgroßvater war der Jurist Carl Wilhelm Blüher, sein Großonkel Bernhard Blüher Oberbürgermeister von Dresden. Seine Urgroßmutter Jenny Blüher war die Ehefrau von Kurt Sorge. Geboren 1953 in Uelzen, kam er als Sechsjähriger mit seiner Familie nach Bayern.[1] Nach dem Abitur 1974 leistete er seinen Zivildienst bei der archäologischen Denkmalpflege in Mainz, anschließend studierte er Kunstgeschichte und Archäologie in Mainz, Wien, Rom und Bonn. 1989 wurde er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zum Thema Die ehemalige Martins-Rotunde – Das himmlische Jerusalem im Bonn des 12. Jahrhunderts promoviert.[2] Während des Studiums arbeitete er als Restaurator im archäologischen Bereich in Deutschland und Frankreich.

Blüher ist mit der Bonner Schmuck-Galeristin Birgitta Knauth verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Im Ruhestand lebt er mit seiner Frau wiederum in Bonn.[1]

Der Galerist und die Galerie Joachim Blüher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1989 bis 1993 war Blüher in der Galerie Michael Werner, Köln und New York, tätig.[3] Ab 1993 betrieb er die Galerie Joachim Blüher in der Gertrudenstr. 7 in Köln. Dort stellte er Künstler wie Georg Baselitz, Sigmar Polke, A.R. Penck, Jörg Immendorff und Per Kirkeby aus, vertrat aber auch jüngere Künstler wie Jean-Michel Alberola, Siegfried Anzinger, Saskia Niehaus, Peter Roesch, Dirk Sommer und Barbara Camilla Tucholski,[3][4][5][6][7][8][9]. Ebenfalls präsentierte er Zeichnungen von Victor Hugo,[10] Benjamin Katz[11][12] und Jaroslav Poncar aus.[13] 2001 wurden Bilder des Reportagefotografen Thomas Rabsch gezeigt.[14]

Leiter der Villa Massimo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2002 wurde Blüher vom damaligen Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin zum Leiter der Villa Massimo ernannt und mit der Umsetzung von deren Neukonzeption betraut.[15]

Blüher organisierte viele Veranstaltungen, wie z. B. Sommerfeste, Ausstellungen, Konzerte und Lesungen, adaptierte das Konzept einer „Nacht der Villa Massimo“ und regte an, die Villa Massimo durch sogenannte „Praxisstipendien“ für Personen zu öffnen, die keine Künstler im engeren Sinn sind, aber deren Berufsfelder „mit den Künsten korrespondieren“, so z. B. Sasha Waltz[16], Jim Rakete, Till Brönner[17], Martin Helmchen[18] und der Orgelbauer Philipp Casper Andreas Klais[19]. Weiter wurden auch die Aufenthalte des Typografen Friedrich Forssman, der Opernregisseurin Valentina Simeonova, des Kunstdruckers Till Verclas sowie des Bäckers Josef Wagner ermöglicht.[20]

Blüher beendete nach 17 Jahren seinen Dienst regulär.[21] 2020 wurde ihm für seine Verdienste um die Institution[22] das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Blüher: Egokollektiv – kollektiv ego? Geld oder Leben!, in: Egokollektiv. Peter Zizka, hrsg. von Anna Duque y González und Matthias Wagner K, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2018, S. 322–324, ISBN 978-3-96098-364-4.
  • Joachim Blüher (Hrsg.): Villa Massimo: Deutsche Akademie Rom 1910–2010. Wienand Verlag, Köln, 2011, ISBN 978-3-86832-047-3.
  • Joachim Blüher (Hrsg.): Villa Massimo: Deutsche Akademie Rom. Photografien von Martin Claßen, Texte von Friedrich Christian Delius, Ulla Hahn, Brigitte Kronauer, Michael Krüger, Jochen Missfeldt, Martin Mosebach, Cees Nooteboom, Arnold Stadler und Uwe Timm. Eigenverlag, 2009, ISBN 978-3-00-030017-2.
  • Joachim Blüher: Mein Vater schaut aus dem Fenster, Trinker, Orangenesser. In: Georg Baselitz. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1997, ISBN 3-87439-438-7.
  • Joachim Blüher: Georg Baselitz: Malelade. Michael Werner, Köln 1990, OCLC 30308934.
  • Joachim Blüher, Deutsche Akademie Rom Villa Massimo (Hrsg.): Olevano: Casa Baldi/Villa Serpentara. Publikation der Deutschen Akademie Villa Massimo, Rom 2017, 260 Seiten, Bestellnummer 1568382 bei der Buchhandlung Walther König
  • Joachim Blüher in: Sara Moretti, (Hrsg.): Rom auf Zeit: Villa-Massimo-Stipendiaten im Gespräch, ISBN 978-3-939431-82-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joachim Blüher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b „Wenn ich den anderen lasse wie er ist, bin ich reich“, Langinterview im Deutschlandfunk Kultur vom 8. August 2019, abgerufen selbigen Datums
  2. Die ehemalige Martinsrotunde : Das Himmlische Jerusalem im Bonn des 12. Jahrhunderts / Joachim Hans Heinz Blüher. 1989 . - 201, 62 S., Ill. - Bonn, Univ., Diss., 1989. In: mgh.de. Monumenta Germaniae Historica, abgerufen am 19. März 2019.
  3. a b Kunsthistoriker Blüher neuer Direktor der „Villa Massimo“. In: FAZ Online. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 2. Mai 2002, abgerufen am 19. März 2019.
  4. Biografie - Barbara Camilla Tucholski. In: Website der Galerie Werner Klein. Galerie Werner Klein, Köln, abgerufen am 19. März 2019.
  5. Galerie Joachim Blüher, Köln. In: kunstforum.de. KUNSTFORUM International, abgerufen am 19. März 2019.
  6. Thomas Kliemann: Herrlich geschwätzig: Das Bild zum Stück, Dirk Sommers Plakate fürs Bonner Schauspiel. In: Bonner General-Anzeiger . vom 07.03.1998.
  7. Peter Roesch. In: Website der Galerie & Edition Marlene Frei. Galerie & Edition Marlene Frei, abgerufen am 19. März 2019.
  8. Barbara Tucholski zeichnet eine schöne Wohnung. In: Kölner Stadt-Anzeiger. vom 19.04.2002, Kultur.
  9. J.P.K.: Fenster, Stern, Madonna, Engel. In: Kölner Stadt-Anzeiger. vom 02.06.2001.
  10. Thiele: Intime Protokolle der Phantasie – Der Romancier Victor Hugo als Zeichner. In: Bonner General-Anzeiger . vom 06.04.1994, S. 13, April 1994.
  11. "Ausstellungen im September". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung . 27.08.1994, Feuilleton.
  12. "Internationale Photoszene" Köln. Rheinische Heimspiele." In: Handelsblatt. 13.09.1996, Kunstmarkt, September 1996.
  13. Tal der Loire". In: Die Zeit. 08 vom 13.02.1998, Reiseteil.
  14. Jürgen Kister: Wenn die Grenzen verwischen – Plädoyer für das Unscheinbare: Fotografien von Thomas Rabsch". In: Kölner Stadtanzeiger,. 22.02.2001, Kultur, Februar 2001.
  15. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Dr. Joachim Blüher wird neuer Direktor der 'Villa Massimo' - Nida-Rümelin stellt Neukonzeption der Deutschen Akademie Rom vor. In: www.pressrelations.de. pressrelations GmbH, 30. April 2002, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. März 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/presseservice.pressrelations.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  16. Stipendiaten Details - VATMH (de). Abgerufen am 7. April 2019.
  17. WELT: Stipendiaten der Villa Massimo stellen ihre Arbeiten vor. 22. Februar 2013 (welt.de [abgerufen am 7. April 2019]).
  18. Villa Massimo | Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen. Abgerufen am 7. April 2019.
  19. Villa Massimo | Philipp Caspar Andreas Klais. Abgerufen am 7. April 2019.
  20. Joachim Blüher: Brötchen und Spiele. In: Der Tagesspiegel . vom 15.05.2008, Mai 2008.
  21. David Baum: Eine Italienische Affäre. In: Stern . vom 09.08.2018, August 2018.
  22. Christiane Meixner: Römische Blicke. In: Der Tagesspiegel. 27. Januar 2020, abgerufen am 12. Juli 2020.
  23. Bekanntgabe der Verleihungen / Bekanntgabe vom 1. Juni 2020. In: Der Bundespräsident. 20. Juni 2020, abgerufen am 12. Juli 2020.