Johann Baptist Obernetter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Johann Baptist Obernetter

Johann Baptist Obernetter (* 31. Mai 1840 in München; † 12. April 1887 ebenda)[1][2] war ein deutscher Chemiker, Fotochemiker und Drucker. Er gilt als Erfinder des Lichtdrucks.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Baptist Obernetter studierte Chemie an der Universität Leipzig, an der Universität Heidelberg und an der Universität München. Dort wurde er Assistent bei Justus von Liebig. 1860 trat er als Chemiker in das Münchener Atelier von Joseph Albert ein und erfand ein Verfahren zum Einbrennen von Photographien auf Porzellan, Email und Glas, sowie 1868 das Kollodiumpapier.[3]

1869 gründete Obernetter sein eigenes Unternehmen. Er wandte sich dem Lichtdruck zu und gab ihm die Gestalt, die unter dem Namen Albertotypie zur Ausführung gelangte. Später verbesserte er den Lichtdruck wesentlich durch das Einstäubungsverfahren mittels Graphit. 1873 beschäftigte er 22 Mitarbeiter, betrieb 10 Druckpressen und stellte Collodiumpapier her.[4]

Frühe Bildpostkarte mit Lichtdruck eines Fotos von der Ersten Bayerischen Landesausstellung;
1882 in Nürnberg, signiert J. B. Obernetter

1880 bis 1882 beschäftigte sich Obernetter mit der Verbesserung der Trockenplatten und mit dem Farbenlichtdruck, auch erfand er ein Verfahren, von einem Negativ in der Kamera selbst ein beliebig großes zweites Negativ direkt mittels Entwickelung herzustellen. 1884 erfand er ein neues Verfahren der Photogravüre, das den Vorteil einer wirklichen Faksimilewiedergabe ohne Retusche gewährte. Mit dem Fotochemiker Hermann Wilhelm Vogel arbeitete er an orthochromatischen Prozessen, die Bilder farbiger Gegenstände in richtigem Tonwert lieferten, und gelangte hierbei zu den Eosin- und Erythrosin-Silberplatten.[1]

Obernetter betätigte sich auch als Foto-Verleger: Im Jahr 1871 erschien bei Obernetter eine Mappe mit 30 Fotografien des königlich preußischen Feld-Photographie-Detachements aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 unter dem Titel „Bilder aus dem Kriegsleben vor Paris und Strassburg während des Feldzuges 1870/71, nach der Natur photographisch aufgenommen vom königl. preussischen Feld-Photographie-Detachement, vervielfältigt in unveränderlichem Pressendruck (Lichtdruck) und verlegt von J. B. Obernetter in München. B. Straßburg.“[5]

Werke und Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Obernetter. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14: Mittewald–Ohmgeld. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 867 (Digitalisat. zeno.org).
  • Nekrolog in: Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1888, 2. Jg., Wilhelm Knapp, Halle/S. 1888, S. 440.
  • Hans von Berlepsch: Biographische Mittheilungen, in Lepoldina, Mitteilungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Band 23, Halle/S., 1887, S. 110
  • Ludwig Schrank: Johann Baptist Obernetter †, Nekrolog. In: Photographische Korrespondenz, 24. Band. Verlag der Photographische Korrespondenz, Wien / Leipzig 1887, S. 215 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Baptist Obernetter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon
  2. Abweichendes Todesdatum 13. April 1887; siehe Nekrolog von L. Schrank in Photographischer Korrespondenz.
  3. Historische Reminiszenzen. In: Photographische Correspondenz. 47. Jg., 1910, S. 543, (Digitalisat)
  4. N.N.: Wiener Weltausstellung, Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Berlin, 1873, S. 440.
  5. Deutsche Digitale Bibliothek, Archivaliensignatur: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, J-E S 37, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/EWZFG3P5OWWOFDKEEHL4LHVVJJMFXRNM