Johann Philipp Mattlener

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Zwölf-Apostel-Kirche, Frankenthal (Pfalz), 1820–23
Antikenhalle Speyer, 1826
Eigene Zeichnung der von ihm erbauten Antikenhalle
Innenraum der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Neustadt an der Saale, 1834–36

Johann Philipp Mattlener, zuweilen auch Madlener oder Mattlehner (* 1785 in Molsberg, Westerwald;[1]26. Juni 1857 in Würzburg) war ein deutscher Zeichner, Bauingenieur und Architekt im Dienste des Königreichs Bayern.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Mattleners frühes Leben ist wenig bekannt. Er war ein Schüler Friedrich Weinbrenners (1766–1826) und dessen klassizistischen Stil verhaftet.[2] Unter Emmerich Joseph von Dalberg fungierte er um 1808 als verantwortlicher Bauleiter beim Umbau dessen Herrnsheimer Schlosses, nach Plänen von Jakob Friedrich Dyckerhoff.[3]

1816 trat Mattlener in bayerische Staatsdienste. 1825 arbeitete er als Bauconducteur der Regierung des Rheinkreises zu Speyer, wo er am 9. Oktober des Jahres die verwitwete Johanna Maria geb. Pallant heiratete.[4] Sein erstes größeres Werk in dieser Eigenschaft ist die protestantische Zwölf-Apostel-Kirche in Frankenthal, ein imposantes, klassizistisches Gebäude, in welches er den historischen Turm der Erkenbert-Ruine integrierte. Die Kirche entstand 1820–1823 seinen Plänen, erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden, wurde aber wieder renoviert.[5] 1822 baute man nach Mattleners Entwürfen das historische Rathaus von Mutterstadt um und 1826 errichtete er im Auftrag des Regierungspräsidenten Joseph von Stichaner die sogenannte Antikenhalle neben dem Speyerer Dom. Sie sollte der Ausstellung und repräsentativen Aufbewahrung römischer Funde aus dem Rheinkreis dienen, wurde aber schon bald zu klein. Seit 1930 ist sie zum Ehrenmal des 2. Königlich Bayerischen Pionier-Bataillons umgestaltet.[6]

Etwa seit 1830 fungierte Johann Philipp Mattlener als Kreis-Bau-Ingenieur des Untermainkreises in Würzburg.[7] Auch hier entwarf er verschiedene Gebäude. Nach seinen Plänen wurden die beiden sich ähnelnden Kirchen in Partenstein errichtet[8] und er gestaltete 1834–1836 den Innenraum der schon bestehenden Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Neustadt an der Saale. Für den Würzburger Kiliansdom entwarf er einen Tabernakel, der im Zweiten Weltkrieg unterging.[9]

Mit Datum vom 9. Juli 1841 übernahm Mattlener die Stelle eines Kreis-Ingenieurs bei der Regierung von Schwaben und Neuburg.[10]

Am 13. Mai 1848 trat Philipp Mattlener aufgrund geschwächter Gesundheit in den vorzeitigen Ruhestand.[11] Er zog sich nach Würzburg zurück, wo er mit seiner Frau in der Kettengasse Nr. 8 wohnte und am 26. Juni 1857, im Alter von 72 Jahren starb.[12][13] In seiner Pensionärszeit entwarf der Künstler einen Prozessionsschrein für die Häupter der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan.[14]

Johann Philipp Mattlener fertigte öfter Zeichnungen zu seinen Projekten, aber im Regierungs- bzw. Kirchenauftrag auch von aufgefundenen Altertümern, Grabplatten, Inschriften und dergleichen. Es existiert von ihm im Stadtarchiv Speyer eine sehr detaillierte Darstellung seiner Antikenhalle. Auch mehrere Abbildungen von historischen Fundstücken, die er für den Speyerer Regierungspräsidenten Stichaner gezeichnet hatte, blieben erhalten.[15]

Philipp Müller (1804–1870), Theologe und Rektor des Campo Santo Teutonico in Rom, war Mattleners Neffe und lebte zeitweise bei ihm in Speyer.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Sander: Architektur als Spiegel der Geschichte: Die Zwölf-Apostel-Kirche in Frankenthal, in: Frankenthal einst und jetzt, Jahrgangsheft 2014, Stadtverwaltung Frankenthal, S. 15–21
  2. Hans Caspary: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, Deutscher Kunstverlag, 1984, S. 284; (Ausschnittscan)
  3. Clemens Jöckle: Preußische Einflüsse auf die klassizistische Architektur in der Pfalz, in: Pfälzer Heimat, Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Speyer, 29. Jahrgang, 1978, Seite 140, Fußnote 12
  4. Speyerer wöchentliches Anzeige-Blatt, Seite 177 des Jahrgangs 1825; (Digitalscan)
  5. Webseite zur Geschichte der Zwölf-Apostel-Kirche, mit Nennung Mattleners (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
  6. Bebilderte Webseite zur Speyerer Antikenhalle
  7. Regierungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 15, München, 12. April 1832, Spalte 270 des Jahrgangs; (Digitalscan)
  8. Zeitungsartikel der Main-Post Würzburg, zu den Kirchen in Partenstein, mit Erwähnung Mattleners als Architekt (23. Mai 2011)
  9. Ernst Förster: Handbuch für Reisende in Deutschland, München, 1847, Seite 505; (Digitalscan)
  10. Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern, Seite 513 des Jahrgangs 1841; (Digitalscan)
  11. Regierungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 32, München, 22. Mai 1848, Spalte 596 des Jahrgangs; (Digitalscan)
  12. Würzburger Stadt- und Landbote: Allgemeiner Anzeiger für Würzburg und Umgebung, Seite 942 des Jahrgangs 1857 (Digitalscan)
  13. Würzburger Anzeiger, Nr. 176, vom 27. Juni 1857; (Digitalscan)
  14. Die Bayerische Presse, Nr. 162, Würzburg, 8. Juli 1850; (Digitalscan)
  15. Intelligenzblatt des Rheinkreises, Nr. 290, Speyer 20. Oktober 1824, Seite 1252 des Jahrgangs und Tafel danach; (Digitalscan mit Abbildung von Zeichnungen)
  16. Verein für Geschichte von Bad Ems, Vereinsnachrichten, Nr. 66, September 2018, S. 2 u. 3, PDF-Ansicht (Memento vom 19. Februar 2020 im Internet Archive)