Johann Prokop von Schaffgotsch

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Johann Prokop von Schaffgotsch, erster Bischof von Budweis

Johann Prokop von Schaffgotsch, auch: Johann Prokop Graf von Schaffgotsch Freiherr von Kynast und Greiffenstein; tschechisch Jan Prokop Schaaffgotsche (* 22. Mai 1748 in Prag; † 8. Mai 1813 in Budweis) war Weihbischof in Prag und Bischof von Budweis.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Prokop Graf Schaffgotsch von Kynast und Greiffenstein entstammte der böhmischen Stammlinie des Adelsgeschlechts der Schaffgotsch. Zahlreiche Familienmitglieder dieser Linie bekleideten höhere Ämter im böhmischen Staatsdienst und der Kaiserlichen Armee. Johann Prokops Eltern waren Ernst Wilhelm von Schaffgotsch, Rat der kaiserlichen Kammer, königlicher Statthalter sowie Gerichtspräsident, und Maximiliana von Götzen (1704–1772). Ein Neffe Johann Prokops, Anton Ernst von Schaffgotsch, war Bischof von Brünn.

Wappen Graf von Schaffgotsch Freiherr von Kynast und Greiffenstein, Bischof von Budweis

Nach dem Besuch der von Jesuiten geleiteten Theresianische Ritterakademie in Wien begann Johann Prokop Schaffgotsch 1768 ein Studium der Katholischen Theologie an der Universität Wien. Im selben Jahr erhielt er eine Domherrenstelle beim Olmützer Domkapitel.

Am 25. Mai 1771 empfing Schaffgotsch in Wien die Priesterweihe und wurde 1772 zum residierenden Domherrn in Königgrätz berufen, wo er 1775 bis 1776 unter Bischof Johann Andreas Kayser von Kaysern als Generalvikar und Offizial fungierte. 1779 wurde er Generalvikar des Bischofs Joseph Adam von Arco. 1780 übernahm Schaffgotsch die Stelle des Stadtpfarrers von Müglitz, wechselte jedoch schon wenige Monate später als residierender Domherr nach Olmütz. Dort leitete er das Priesterhaus und vertrat das Domkapitel bei den mährischen Landständen in Brünn.

Im Rahmen der Vorbereitung der Gründung eines Bistums Budweis ernannte Kaiser Joseph II. in seiner Eigenschaft als König von Böhmen Johann Prokop Schaffgotsch 1783 zum Weihbischof in Prag sowie zum Prager Generalvikar mit Sitz in Budweis.

Erster Bischof von Budweis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen Bischof von Budweis (1784–1813)

Am 20. Dezember 1784 beantragte Kaiser Joseph II. beim Papst Pius VI. die Gründung des Bistums Budweis und erbat gleichzeitig, entsprechend dem ihm zustehenden Nominationsrecht, die Berufung von Johann Prokop Schaffgotsch zu dessen erstem Bischof. Der päpstlichen Bestätigung vom 26. September 1785 folgte am 11. Dezember 1785 im Veitsdom die Bischofsweihe durch den Prager Erzbischof Anton Peter Příchovský von Příchovice. Der Amtsantritt erfolgte zum 1. Januar 1786.

Schaffgotsch teilte sein Bistum in fünf Archipresbyterate und dreißig Vikariate ein. 1786 gründete er ein Haus für Priesteramtskandidaten, das 1803 zum Priesterseminar mit einer Theologischen Hochschule erweitert wurde. Ein großes Anliegen war ihm die Schulbildung der Kinder, wobei er die Vorschläge des südböhmischen Pfarrers und späteren Bischofs von Leitmeritz Ferdinand von Kindermann aufnahm. Bei der Einrichtung einer organisierten Armen- und Wohlfahrtspflege berücksichtigte Schaffgotsch die Anregungen des Gratzener Grafen Ferdinand Buquoy. 1811–1812 visitierte Schaffgotsch seine Diözese und legte darüber dem böhmischen Landesherrn Kaiser Franz I. einen Bericht vor.

Schaffgotschs Amtszeit war geprägt von den Josephinischen Reformen, die eine staatliche Kirchenhoheit verfolgten und zur Aufhebung zahlreicher Klöster führten. Obwohl er das Staatskirchentum grundsätzlich bejahte, forderte Schaffgotsch 1790 zusammen mit weiteren Bischöfen von Kaiser Leopold II. die Rücknahme von mehreren Verordnungen, vor allem solcher, die die Gottesdienstgestaltung und das religiöse Volksbrauchtum betrafen.

Als Liebhaber kostbarer Bücher veranlasste er die Gründung einer bischöflichen Diözesanbibliothek, der er nach seinem Tode seine 6000 Bände umfassende private Büchersammlung testamentarisch hinterließ. Sein Leichnam wurde auf dem Friedhof der Kirche des Hl. Prokop in Budweis bestattet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Bahlcke: Geistliche Karrieren der Schaffgotsch. Aufstiegsstrategien und Karrierewege in der hierchia catholica vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. In: Joachim Bahlcke, Ulrich Schmilewski, Thomas Wünsch: Das Haus Schaffgotsch. Konfession, Politik und Gedächtnis eines schlesischen Adelsgeschlechts vom Mittelalter bis zur Moderne. Würzburg 2010, ISBN 978-3-87057-297-6, S. 187–210.
  • Constantin von Wurzbach: Schaffgotsch, Johann Prokop Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 29. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1875, S. 83–85 (Digitalisat).
  • Rudolf Svoboda:
    • Johann Prokop Schaffgotsch. Das Leben eines böhmischen Prälaten in der Zeit des Josephinismus (Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte 25), Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang, 2015, S. 343, ISBN 978-3-631-65740-9.
    • Jan Prokop Schaaffgotsche. První biskup českobudějovický, Brno: L. Marek, 2009, ISBN 978-80-87127-17-9.
    • Seid den Armen Zuflucht und den Kranken Hilfe, in: Michal Opatrný und Markus Lehner (Hrsg.), Theorie und Praxis der Karitativen Arbeit, Einführung in die Problematik, Praktische Reflexion und Anwendung, České Budějovice: TF JU (Edice Scientia Bd. 5), 2010, S. 10–26, ISBN 978-3-200-01846-4.
    • Typologie biskupů doby josefinismu pod žezlem habsbursko-lotrinské dynastie, in: Daniela Tinková, Jaroslav Lorman (Hrsg.): Post tenebras spero lucem. Duchovní tvář českého a moravského osvícenství (Studie Ústavu českých dějin Filosofické fakulty UK 1/2008), Praha: Casablanca – FF UK, 2009, S. 301–313, ISBN 978-80-903756-6-6, ISBN 978-80-7308-246-8).
    • Proces založení českobudějovického biskupství v letech 1783-1789, Studia theologica 33, roč. 10, č. 3/2008, Olomouc 2008, S. 19–40, ISSN 1212-8570.
    • Jan Prokop Schaaffgotsche: Duchovní směřování prvního českobudějovického biskupa v čase mezi barokem a restaurací, in: Od barokní piety k interiorizaci víry? Problémy katolického osvícenství, Historie – Otázky – Problémy 2/2009, Filosofická fakulta UK, Praha 2009, S. 85–94, ISSN 1804-1132.
    • Legenda o dobrém pastýři, Verba theologica 16, roč. 8, č. 1/2009, S. 24–29, ISSN 1336-1635.
    • Pastores boni? Studie k tématu „rakouské osvícenství“ v souvislosti se vznikem českobudějovického biskupství a činností prvních českobudějovických biskupů, in: Rudolf Svoboda, Martin Weis, Peter Zubko (Hrsg.), Osvícenství a katolická církev, České Budějovice 2005, S. 22–43, ISBN 80-7040-827-8.
  • Kurt A. Huber: In: Erwin Gatz: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648-1803, ISBN 3-428-06763-0, S. 413–414
  • Erwin Gatz: Bistum Budweis. In: Erwin Gatz: Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation. ISBN 3-451-28075-2, S. 155–157
  • Arkadiusz Kuzio-Podrucki:
    • Schaffgotschowie. Zmienne losy śląskiej arystokracji, Bytom 2007, ISBN 978-83-923733-1-5 (polnisch)
    • Das Haus Schaffgotsch. Das wechselvolle Schicksal einer schlesischen Adelsdynastie, Tarnowskie Góry 2009, ISBN 978-83-61458-32-6
    • Schaffgotschowie. Dzieje wielkiego rodu z Europy Środkowej, Katowice 2024, ISBN 978-8367152-61-7. (poln.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

VorgängerAmtNachfolger
---Bischof von Budweis
1784–1813
Ernest Konstantin Růžička