Johann Rudolf Wettstein (Politiker)

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Samuel Hofmann: Bildnis des Johann Rudolf Wettstein, 1639 (Kunstmuseum Basel)

Johann Rudolf Wettstein (* 27. Oktober 1594 in Basel; † 12. April 1666 ebenda) war ein Schweizer Diplomat und Bürgermeister von Basel.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wettstein war der Sohn eines aus Russikon im Zürcher Oberland zugewanderten Weinbauern, der im Spital als Kellermeister arbeitete und später zum Spitalmeister aufstieg. Von 1600 bis 1608 besuchte er die Schule auf Burg, das heutige Gymnasium am Münsterplatz. Danach machte er in Yverdon und Genf eine Kanzleilehre und heiratete 1611 die um fünf Jahre ältere Anna Maria Falkner. 1616 trat er vorübergehend in venezianische Dienste. Nach Basel zurückgekehrt, machte er Karriere in der Stadt und wurde 1620 in den Kleinen Rat gewählt. In den folgenden Jahren erlangte er weitere öffentliche Ämter. 1635 wurde er zum Oberstzunftmeister und 1645 zum Bürgermeister der Stadt Basel gewählt.

Johann Rudolf Wettstein: Münsterisch Diarium (Tagebuch seiner Gesandtschaft zum Westfälischen Frieden), 1646–1647, Anfang (Universitätsbibliothek Basel)

An den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück nahm Wettstein 1646 als Gesandter der reformierten Orte Zürich, Bern, Glarus, Basel, Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden sowie St. Gallen und Biel teil. Anlass dafür waren Eingriffe des Reichskammergerichts in die Rechtsprechung und Handelsfreiheit Basels und anderer eidgenössischer Orte. Anfangs 1647 erhielt er auch ein Beglaubigungsschreiben der ganzen Eidgenossenschaft. Nach langen Verhandlungen gaben die Vertreter des Kaisers, Frankreichs und Schwedens ihre Zusage zur Aufnahme eines Artikels über die Exemtion Basels und der Eidgenossenschaft vom Reich in den Friedensvertrag. Erst nach Wettsteins Heimreise wurden die Friedensverträge am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet. Damit wurde die Eidgenossenschaft vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation losgelöst und die einzelnen Stände (Kantone) galten seitdem juristisch als souveräne, unabhängige Staaten.

Im Bauernkrieg von 1653 war Wettstein massgeblich dafür verantwortlich, dass die sieben Anführer in der Basler Landschaft öffentlich hingerichtet wurden.

Wettstein starb in seiner Heimatstadt im Jahre 1666. Er gilt als einer der fähigsten Politiker seiner Zeit, jedoch auch als ein wichtiger Exponent der absolutistischen Tendenzen innerhalb der Eidgenossenschaft.

Der Theologe und Bibliothekar Johann Rudolf Wettstein war sein Sohn, der Philologe und Theologe Johann Rudolf Wettstein sein Enkel.

Ehrende Namensgebungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wettsteinbrunnen ging aus dem Kunstkredit Basel-Stadt hervor. Heinz Fiorese, Willi Hege, Peter Moilliet, Jakob Probst, Louis Leon Weber, Adolf Weisskopf und Alexander Zschokke wurden für einen engeren Wettbewerb eingeladen. Die Brunnensäule, an der sich eine rot und blau bemalte Trommel mit Kindern befindet, steht zwischen dem zweistufigen Brunnentrog. Auf der Säule steht der ehemalige Basler Bürgermeister und Staatsmann Johann Rudolf Wettstein (1594 – 1666), der mit seinem Geschick den westfälischen Frieden herbeiführte. Er war ein Jäger und deshalb sitzt sein treuer Hund neben ihm. Am Brunnen steht die Inschrift: „Zum Andenken an Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein 1594 - 1666 und zu Erinnerung an die Vereinigung von Kleinbasel und Grossbasel 1392“. Der Brunnen hätte eigentlich schon 1892, anlässlich der 500jährigen Vereinigung zwischen Gross- und Kleinbasel entstehen sollen, aber anstatt den benötigten CHF 90000.-- kamen ganze CHF 8172.-- zusammen. So dauerte es bis ins Jahr 1954, bis das nötige Geld mit Zins und Zinseszinsen zusammengekommen war
Johann Rudolf Wettstein-Skulptur auf dem Wettsteinbrunnen von Alexander Zschokke

1879 wurde in Basel eine neue Brücke über den Rhein errichtet, die 1881 den Namen Wettsteinbrücke erhielt. Auf der Kleinbasler Seite dieser Brücke befindet sich heute der Wettsteinplatz, die Wettsteinstrasse, die Wettsteinallee und der Wettsteinbrunnen bei der Theodorskirche. Dieser Brunnen gestaltete Alexander Zschokke. Am nahegelegenen Claragraben befindet sich das Schulhaus Wettstein.[1] Im historischen Wettsteinhaus in Riehen, seinem ehemaligen Wohnhaus, ist seit 1972 das Spielzeugmuseum, Dorf- und Rebbaumuseum eingerichtet. An der Fassade befindet sich eine Gedenktafel aus Bronze mit einem Reliefporträt Wettsteins. An der Basler Fasnacht spielt man den Wettsteinmarsch, der von Hermann Suter zum 400. Jubiläum der Zugehörigkeit Riehens zu Basel komponiert worden ist.[2]

Auch in Riehen, Russikon und Zürich sind Strassen und in Rüti ZH ein Weg nach ihm benannt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Acta und Handlungen, betreffend gemeiner Eydgnosschafft Exemption, und was deren, durch die Cammer zu Speyr, darwider vorgenommener Turbationen halb, so wol bey den Westphälischen Fridens-Tractaten, alss am Kayserl. Hoof und anderstwo negocirt und verrichtet worden, Basel 1651.
  • Johann Rudolf Wettsteins Diarium 1646/47, hrsg. von Julia Gauss, Bern 1962.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel (1948) zu Ehren J. R. Wettstein (1594–1666) am Wettsteinhaus in Riehen
Gedenktafel, Wettsteinhaus, Riehen

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mary Lavater-Sloman: Der Schweizerkönig: Historischer Roman aus der Zeit des westfälischen Friedens. Rascher, Zürich 1935. Neuausgabe als Der Schweizerkönig: Johann Rudolf Wettstein. Römerhof Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-905894-08-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Rudolf Wettstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schulhäuser, Primarschule Theodor auf der Website des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 24. August 2018.
  2. Stefan Hess: Wettstein und Riehen – Annäherungen, in: Jahrbuch z’Rieche 2016 (online).