Johann Walter von Kerpen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen derer von Kerpen nach Siebmachers Wappenbuch von 1605
Wappen des Hochmeisters Otto von Kerpen († 1208)

Johann Walter von Kerpen (* um 1602; † 6. Februar 1627 in Aschaffenburg) war Mitglied des Ordens vom Heiligen Johannes von Jerusalem (Johanniter, Rhodiser, Malteser).

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie von Kerpen, Kerppen, Karpen, Kärpen oder Kirpin war ein altes rheinisches Ministerialengeschlecht ursprünglich edelfreien Ursprungs. Der Stammsitz befand sich auf der gleichnamigen Burg nördlich von Daun in der Eifel. Otto von Kerpen war der zweite Hochmeister des Deutschen Ordens in der Zeit von 1200 bis 1208. Er starb 1208 und wurde in Akkon begraben.

Dietrich IV. von Kerpen gelangte durch die Heirat mit Geneta von Warsberg ins Saarland; sein Sohn Dietrich V. von Kerpen erwarb 1359 die Burg und Herrschaft zu „Ildingen“ ein alter Besitz der Grafen von Saarwerden, von denen er die Burg zu Lehen hatte.

Aus dieser Linie entstammte Ordensritter Johann Walter von Kerpen. Sein Vater war der kurtrierische Rat und Truchseß Hans von Kerpen (1545–1611), Herr von Illingen und Fürfeld bei Bad Kreuznach, seine Mutter Claudia Freiin von Wiltz. Sie war die zweite Ehefrau, die erste Anna von Schauenburg, die dritte Ehefrau war Anna von Cronberg, sie entstammte dem Flügelstamm der Cronbergs und war verwandt mit dem Mainzer Kurfürst-Erzbischof, Johann Schweikhard von Cronberg (aus dem Cronberger Kronenstamm), dem Erbauer von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg.

Geschwister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stiefbruder Daniel von Kerpen († 1631) war Domkapitular in Fulda.
  • Stiefschwester Ursula von Kerpen zu Illingen „Frau zu Schuldenburg“ ⚭ Wolf Friedrich Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg

Der Johanniter-Komtur Heinrich Nikolaus Faust von Stromberg († 1621) gehörte zu seinen Verwandten. Beider Urgroßväter waren Brüder.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammbaum Johann Walter von Kerpen

Johann Walter von Kerpen trat um 1620 in den Johanniterorden ein; seine Aufschwörung fand am 21. April 1621 in Freiburg im Breisgau vor dem Großprior Johann Friedrich Hund von Saulheim, der dem Ordenskapitel vorstand und dem auch ein Großballeikomtur beiwohnte, statt. Nach den Regeln des deutschen Johanniterordens musste er auch einen Abstammungsnachweis erbringen, der mindestens sechzehn adelige Vorfahren beinhalten sollte. Die Ordensregel verlangte ein Noviziat, mindestens fünf Jahre Dienst in Malta am Hof des Großmeisters und anschließend die Teilnahme an drei „Karavanen“[1] vor der Ablegung der Gelübde und die endgültige Aufnahme in den Orden. Es ist nicht bekannt, wann der junge Kerpen diese Regeln erfüllte, oder ob ihm deutsche Sonderrechte eingeräumt wurden. Dass er eine militärische Ausbildung erhalten hat und auch eine militärische Stellung einnahm, zeigt die Darstellung in seinem Stammbaum und auf dem Denkmal. Dort kniet ein blondgelockter Kavalier, betend vor einem riesigen Kruzifix das aus dem untersten Wappenschild (von Kerpen) zu wachsen scheint. Seine Tracht entspricht der eines kaiserlichen Offiziers im Dreißigjährigen Krieg, Degen, Sporen, die über die Schulter getragene rote Schärpe (Feldbinde), ein Erkennungszeichen der kaiserlichen und spanischen Offiziere. Vor dem angehenden Ordensritter steht auf den am Boden abgelegten Handschuhen sein Visierhelm, der mit Federn in den Kerpenschen Wappenfarben (weiß-rot-weiß) geschmückt ist.

Die Aschaffenburger Ratsprotokolle berichten, dass „Kerppische Reutter“ unter der Führung eines „Capitain-Leutenants“ in Aschaffenburg einquartiert wurden.

Die Sage erzählt, dass im Winter des Jahres 1627 ein herrenloses Pferd, gesattelt, mit losen Zügeln und zu Seite baumelnden Steigbügeln über die Mainbrücke durch das offene Stadttor rannte. Das edle Ross zitterte und schäumte, und in seinen Augen flackerte es von Furcht und Entsetzen Ein Suchtrupp verfolgte die Spur und fand kaum dreißig Minuten entfernt, südwestlich in der Flur[2] nahe dem „Nilkheimer Wäldchen“ den toten Ritter Walter von Kerpen, und neben ihm kniete ein Knappe und bekannte reumütig seine Schuld. Er hatte mit noch ein paar anderen den Ritter meuchlings ermordet.[3] In dem Gedicht „Eine Sage von dem Kreuze in der Busch-Allee zu Aschaffenburg“ verliebt sich der Ordensritter unter Missachtung seiner Gelübde in die bereits verlobte Wirtstochter Käthchen aus der Herberge „Zur güldenen Rose“ in Stockstadt am Main. Als der Ritter „waldeinwärts den Thoren Aschaffenburgs zu“ reitet, lauert ihm Käthchens Verlobter auf und tötete im Zweikampf den vom scheuenden Pferd gefallenen Rivalen[4]. Ob er an diesem Tage von Stockstadt kommend, zu seinem Bruder nach Amorbach, zur Kommende nach Mosbach oder doch nach Aschaffenburg wollte, konnte bis heute nicht geklärt werden.

Seine Brüder Johann Ludwig und Heinrich Ernst ließen den Leichnam nach Lohr überführen und in der dortigen Stadtpfarrkirche bestatten[5].

Denkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kerpendenkmal

Die Brüder von Kerpen beauftragten den Bildhauer Zacharias Juncker den Älteren mit einem Epitaph in der Lohrer Kirche und einem Denkmal in Aschaffenburg.

Auf einem gemauerten mit Sandsteinplatten verkleideten Sockel kniet betend der Ritter Johann Walter von Kerpen in Rüstung, lebensgroß vor einem großen Kreuz mit einem ebenfalls lebensgroßen Korpus, davor der federgeschmückte Visierhelm. (Vorbild: Stammbaum)

Die Inschrift auf dem Aschaffenburger Denkmal-Sockel lautet:

"Anno 1627, den 6. Febrvarii ist an diesem ort erbärmlicher vnd
vnversehener weise mit vier tötlichen Schossen von ...... ermordet
worden, der Wohlehrwürdige vnd Wohledle Herr Iohan Walther von
Kerpen, St: Johannesordens Ritter in dem 25. Jahre seines Alters.
Dessen Seele der Allmechtige Gott genedig und barmhertzig sein
wolle vnd haben seine sämtlichen trauwerige Herren Brüder zur ewi-
gen Gedechnus der an ihrem liebste Herrn Bruder selichen verübten
schandtlichen mortaht dies Epitaphivm allhier aufrichten lassen so
geschehen Anno 1628."

Die mit Punkten gekennzeichnete Stelle wurde schon bald nach Errichtung des Denkmals gewaltsam unleserlich gemacht. Es wird vermutet, dass dieser Teil des Textes die Namen der Mörder enthielt, deren Familien bemüht waren, jede Erinnerung an die Täterschaft ihrer Angehörigen auszulöschen, was ihnen bis heute gelungen ist.

1775 wurde das Denkmal, handwerklich durch einen Maurer ausgebessert und teilweise erneuert, an die neue Allee „Kleine Schönbuschallee“ versetzt. In den Französischen Revolutionskriegen schwer beschädigt, beauftragte König Ludwig I. 1844 den Würzburger Bildhauer Johann von Halbig (1814–1882) mit der Restaurierung, während er die aufgefundenen Bruchstücke der Ritterfigur wieder verwendet haben soll.

Während der Sockel bestehen blieb hat der Aschaffenburger Künstler Otto Gentil 1931 die Figuren durch Kopien ersetzt. Im Juli 2013 wurde das Denkmal (Ritter, Helm und Kreuz) mutwillig schwer beschädigt[6].

Grabmal in der Stadtkirche Lohr a.Main

Das Epitaph in der Lohrer Stadtkirche ist noch im Original des Zacharias Juncker des Älteren erhalten. Die Inschrift lautet:

"ADM (= Admirabili) RDO (= Reverendo) praenibili et generoso
heroi Joanni Waltero a Kerpen Dno in Illingen equiti melitensi prodi-
torie a dvobus nefariis satellitibvs prope Aschaffenbvrgvm necato
6. Febrvarii ao 1627 et hic 12, eivsdem tvmvlato favoris ergo hoc
monvmentvm moesti posverunt fratres."

(„Dem bewundernswerten, ehrwürdigen, wohledlen und vornehmen Helden Johann Walter von Kerpen, Herrn zu Illingen, Malteserritter, der verräterischerweise von zwei frevelhaften Begleitern bei Aschaffenburg am 6. Februar 1627 ermordet und hier am 12. desselben (Monats) bestattet wurde haben aus Zuneigung dieses Grabmal errichtet die traurigen Brüder.)“

Weiter unten findet sich folgendes Epigramm;

"Tevto fvi patria, proavis illvstris et armis
Ordine eques Melitae, evltor et imperii.
Corda dedit Mavors, Mvsa artes, signa Joañes,
Roma fidem, tvmvlŭ Lhora, Polvsque thronvm."

(„Ein Deutscher war ich, ausgezeichnet durch Ahnen und Waffentaten, Malteserordensritter und Verehrer des Reiches. Mut verlieh mir Mars, Kunstfertigkeit die Muse, die Feldzeichen Johannes, Rom den Glauben, das Grab Lohr und der Himmel den Thron.“)[7]

Über das wahre Geschehen hätten vielleicht die Kirchenmatrikel Auskunft gegeben, doch die ersten Einträge von Todesfällen beginnen mit dem Jahr 1795. Fragmente aus vorangegangener Zeit sind nicht vorhanden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Winfried von Borell: Wer war Johann von Kerpen? In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 11/12 (1988), ZDB-ID 505480-1, S. 263–286.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Caravanen werden bey denen Maltheser-Rittern diejenige Expeditiones genennet, welche sie zu Wasser vermittelst denen Galeren wieder die Ungläubigen vornehmen müssen, bevor sie zu denen Commanderien und andern Dignitäten ihres Ordens gelangen können.Großes vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste (Zedlersches Lexikon) Bd. 5, Halle/Leipzig 1733
  2. An der „Schafheimer Straße“ so nennt Martin Balduin Kittel den Verbindungsweg zum Wildpark und weiter an Großostheim vorbei, Richtung Schaafheim (Hessen). Er ist deutlich auf einem zeitgenössischen Plan der Schlacht bei Dettingen (27. Juni 1743) zu erkennen. Man sieht deutlich ein Kreuz auf einem Sockel, beschriftet „Kerpisch Creutz“ Martin Balduin Kittel Über Mord- und Sterbekreuze, in: Erheiterungen Bd. 42 (1866) S. 302
  3. Sagen des Spessarts gesammelt von Adalbert von Herrlein. Herausgegeben von A.H. Häcker I. Band Verlag C. Krebssche Buchhandlung (W.Hausmann) Aschaffenburg 1906.
  4. Gustav Stoll Eine Sage von dem Kreuze in der Busch-Allee zu Aschaffenburg in Erheiterungen 37 (1861)
  5. Winfried von Borell Wer war Johann von Kerpen
  6. Christus- und Ritterstatue beschädigt – Zeugen gesucht. Die Hände sowie das Gesicht des Ritters wurden abgeschlagen. In die Jesusfigur wurden mehrere Kerben eingeschlagen. Main-Echo 13. Juli 2013
  7. http://www.epigraphica-europea.uni-muenchen.de/db/dia/6451.id@1@2Vorlage:Toter Link/www.epigraphica-europea.uni-muenchen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.