Johann Wilhelm Tatter

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Johann Wilhelm Tatter (* 21. Juni 1719 in Meiningen; † 29. September 1795 in Herrenhausen bei Hannover) war ein königlich Großbritannischer und kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer[1] Gartenmeister[2] und Hofgärtner.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Wilhelm Tatter war ein Mitglied der seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bekannten Gartenmeister- und Hofgärtnerfamilie Tatter[2] und ein Sohn von Georg Ernst Tatter[4] (1689–1755). Er war der Bruder von Johann Jonas Christian Tatter (1729–1812) und der Vater von Wilhelm Heinrich Tatter (1773–1832).[3]

Tatter war zur Zeit der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover ab 1749 als Meistergeselle in der königlichen Orangerie in Herrenhausen tätig.[3] Nach zusätzlicher Ausbildung in England und den Niederlanden wurde er 1752 seinem Vater in Herrenhausen als Gartenmeister im Berggarten zugeordnet. Nachdem er 1755 die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte, war er ab 1780 auch für den Großen Garten zuständig.[2] Tatters Sohn Wilhelm Heinrich Tatter wurde ebenfalls Gartenmeister in Herrenhausen, ab 1772 auf Schloss Monbrillant.[2]

Gartenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tatter errichtete 1755 auf dem Gelände des Berggartens ein 36 Meter langes und 6 Meter breites „Warmhaus“.[5] Er gestaltete den Berggarten von einem geometrisch angelegten barocken Küchengarten zu einem landschaftlichen Garten mit der Natur nachempfundenen Pflanzflächen um.[6] Mit Pflanzen und Samen, die Georg III. aus London sandte, legte er eine Königliche Baumschule an. Die angezogenen Bäume und Gehölze wurden an Städte und Gemeinden, Gutsbesitzer und Förster verschenkt, ab 1780 auch verkauft. Neben den Gewinnen durch Verkauf sollte die Baumschule vor allem die arme Landbevölkerung mit Obstbäumen versorgen.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heike Palm, Hubert Rettich: Der Orangeriegärtner Georg Ernst Tatter und seine Söhne. Arbeits- und Lebenswelt einer hannoverschen Hofgärtnerfamilie des 18. Jahrhunderts. In: Arbeitskreis Orangerien in Deutschland (Hrsg.): „Von der Orangerie…“ und andere Gartengeschichten. Festschrift für Heinrich Hamann. Potsdam 2002, S. 140–170
  • Hubert Rettich, Michael Rohde: Große Gärtner Herrenhausens. In: Marieanne von König (Hrsg.): Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover. Wallstein Verlag, Göttingen, 2006, ISBN 3-8353-0053-9, S. 271 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Carola Piepenbring-Thomas und Hubert Rettich: Neuigkeiten zur Familie von Anna Dorothea und Johann Wilhelm Tatter, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 71, 2017, S. 101–136

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hof-Gärtnereien: a) zu Herrenhausen. In: Königl.-Großbritannisch- und Churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Staatskalender auf das Jahr 1784. Johann Georg Berenberg, S. 6.
  2. a b c d Helmut Knocke: Tatter. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 616f.
  3. a b c o.V.: Tatter, Johann Wilhelm in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 3. April 2012, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2017
  4. Heike Palm (Transkription): Georg Ernst Tatters autobiographische Aufzeichnungen. Eingebundene Handschrift (ehemals durch Siegel verschlossen), in Tatters Exemplar von Johann Christoph Volkamer: Nürnbergische Hesperides, Nürnberg 1708–1714; Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, KGBH 682., PDF-Dokument@1@2Vorlage:Toter Link/wwww.digitale-sammlungen.gwlb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Friedrich Lindau: Hannover: der höfische Bereich Herrenhausen: vom Umgang der Stadt mit den Baudenkmalen ihrer feudalen Epoche. Mit einem Vorwort von Wolfgang Schäche, Dt. Kunstverlag, München Berlin 2003, ISBN 978-3-422-06424-9, S. 109
  6. Bericht der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover 146, 2004, S. 36
  7. Clemens Alexander Wimmer: Zur Entstehung von Baumschulen in Deutschland. In: Sylvia Butenschön (Hrsg.): Frühe Baumschulen in Deutschland: zum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes. Arbeitshefte des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin, H. 76, Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin, Berlin 2012, ISBN 978-3-7983-2414-5, S. 15–44, hier S. 32; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche