Kommende Gorgast

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Johanniterkommende Gorgast)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gutshaus in Gorgast. Errichtet um 1840 von Gustav Wahnschaffe

Die Kommende Gorgast war eine Niederlassung des Johanniterordens in Gorgast im damaligen Lebusischen Kreis der Mark Brandenburg (heute Ortsteil der Gemeinde Küstriner Vorland im Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg). Die Kommende Gorgast gehörte zur Ballei Brandenburg des Johanniterordens und wurde erst 1768 durch Abspaltung von der Kommende Lietzen gebildet. Nach der Aufhebung des Ordens 1811 wurde die Kommende in ein königlich-preußisches Domänenamt, das Amt Gorgast umgewandelt. 1872/4 wurde das Amt Gorgast aufgelöst.

(Vor-)Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Gorgast wurde im Landbuch Karls IV. von 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Es war damals im Besitz des Johanniterordens und gehörte zur Kommende Lietzen. Der Ort hatte eine alt- bis jungslawische Vorgängersiedlung. 1375 hatten die Johanniter hier ein Castrum oder Domus. Gorgast ist im Landbuch neben Gartow, Werbyn, Tempelhofe und Lysen unter der Überschrift Castra et domus ordinis s. Johannis Jerosolimitani aufgeführt. Wahrscheinlich hatten sie hier einen Wirtschaftshof von vier Hufen, denn 1460 gab es hier 13 Hufen, von denen neun Bauernhufen Zins bezahlten. Später wuchs der Besitz der Johanniter im Ort auf neun Hufen an. 1764 hatte dieser Wirtschaftshof oder Vorwerk 1364 Morgen 125 Quadratruten Acker, 197 Morgen 47 Quadratruten Wiesen.

Die Kommende Gorgast[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berthold Schulze und ihm folgend das Historische Ortslexikon bezeichnen Gorgast ab 1767 (bis 1810 oder 1811) als eigenständige Kommende.[1] Berthold Schulze führt Gorgast denn auch als Kommende Gorgast unter den Ämtern des Johanniterordens auf.[2] Er beruft sich dabei auf Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld und dessen Werk Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem … Nach dieser Quelle wurde Gorgast ums Jahr 1767[3] von der Kommende Lietzen abgetrennt und bildete eine eigene Kommende. Einige Seiten später (auf S. 783) präzisiert er das Datum auf 1768[4], auch Heinrich Karl Wilhelm Berghaus gibt 1768 als Zeitpunkt der Verselbständigung der Kommende Gorgast an[5]. Allerdings sollte diese Regelung erst dann in Kraft treten, nachdem der damalige Kommendator von Lietzen Friedrich Heinrich von Schwedt verstorben war. Der erste Expectant sollte die größere Kommende, also die Kommende Lietzen erhalten, der zweite Expectant die kleinere Kommende, eben die Kommende Gorgast. Friedrich Heinrich von Schwedt starb 1788, sodass Gorgast de facto erst 1788 eigenständige Kommende wurde. Erster Kommendator wurde Wilhelm Adrian von Kleist. Die Kommende Lietzen war verpachtet, ebenso die Kommende Gorgast. 1768 erbrachte die Kommende Lietzen 7.000 Taler Pacht jährlich ein, die Kommende Gorgast 5.000 Taler.[5] Nach Winterfeld war der Ertrag aber deutlich geringer. Er beziffert den jährlichen Ertrag (für den Kommendator) auf 1.137 Taler.[4]

Kommendatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1788–1789 Wilhelm Adrian von Kleist (1717–1797), Erbherr auf Stavenow (Gemeindeteil von Karstädt, Lkr. Prignitz), er hielt 1789 die Kommende Lietzen[4]
  • 1789–1792 Ferdinand Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1721–1792), Generalfeldmarschall[6]
  • 4. März 1793–1796 Georg Friedrich von Beerfelde auf Sommerfeld (damaliger Crossenscher Kreis),[7] er erhielt 1796 die Kommende Lietzen
  • 1796 Friedrich Leopold Ludwig von Bornstedt Guttentag aus Oberschlesien, † 4. September 1796.
  • Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin, eingeführt am 13. Juni 1797, hat die Kommende resigniert[8]
  • 29. September 1797–1801 Adolph Friedrich von Waldow (* 19. November 1728, † 7. September 1801), auf Dannenwalde[9]
  • 1801–03 Friedrich Wilhelm August von Lattorf (* 29. November 1735,[10] † 1808) auf Klieken, Hofmarschall des Fürsten Anhalt-Köthen, erhielt 1803 die Kommende Lietzen.
  • 1803–1808 Johann Ernst Graf von Kunheim,[11] er wechselte 1808 auf die Kommende Lietzen
  • 1808–1811 Friedrich Wilhelm Graf von Sparr[4][12]

Das Amt Gorgast[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1810/11 wurde der Johanniterorden in Brandenburg aufgelöst und die Güter verstaatlicht. Gorgast wurde nun ein königlich-preußisches Domänenamt, zu dem neben dem Gut und Ort Gorgast auch das Vorwerk Eichwalde gehörte. Der letzte Kommendator Friedrich Wilhelm Graf von Sparr wurde mit 4.200 Talern abgefunden.[13]

  • Eichwalde oder altes Vorwerk,[14] existiert nicht mehr (etwa Welt-Icon)
  • Gorgast, Dorf und Vorwerk[14]
  • Gorgaster Schäferei,[14] (heute Gemeindeteil Schäferei im Ortsteil Gorgast, Gem. Küstriner Vorland)

Das Amt Gorgast ab 1822[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1822 wurde das Amt Bleyen aufgelöst. Das Amt Gorgast erhielt nun auch zwei Orte des Amtes Bleyen zur Verwaltung übertragen. Das Vorwerk Alt Bleyen hatte nach der Topographisch-statistische(n) Übersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. aber eine eigene Polizeiverwaltung. Alt- und Neu-Drewitz wurde auf das Domänenamt Quartschen übertragen.[15][16] Die „Lange Vorstadt von Küstrin“ war nach Küstrin eingemeindet worden.[15][16] Zugehörige Orte ab 1822:

1854 wurden die Kassengeschäfte des Amtes Gorgast an das Untersteueramt Letschin übertragen. 1872/4 wurde das Amt Gorgast aufgelöst. Das Gut wurde jedoch als Staatsdomäne weiter bewirtschaftet. 1879 hatte das Gut eine Größe von 707,5 ha.[17] Gustav von Rosenstiel betrieb zu dieser Zeit auch eine Brennerei auf dem Gut.

Pächter und Amtleute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wirtschaftshof der Kommende Lietzen bzw. später der Kommende Gorgast war nachweislich seit Mitte des 18. Jahrhunderts verpachtet und erbrachte hohe Pachterträge.

  • 1762–1771 Martin Schulz. Er war Pächter von Lietzen und Gorgast. Die Pachtsumme betrug 11.000 Taler. Seine Witwe bewirtschaftete Lietzen und Gorgast für 11.300 Taler weiter bis 1777.
  • Sohn des Martin Schulz.
  • 1818–1828 Pehlemann, Oberamtmann[18][19][20]
  • 1832–1863 Gustav Wahnschaffe, Oberamtmann[21][22][23]
  • 1863 Wahnschaffe Erben
  • seit 1863 Gustav von Rosenstiel, königlicher Amtsrichter, Kreisdeputierter und Deichhauptmann des Oderbruches (1876–1888), Pächter, der mit der Tochter Gustav Wahnschaffes, Clara, verheiratet war.[17][24][25][26][27]
  • 1910 Walter von Rosenstiel (* 1854), Königlicher Amtsrat[28][29]
  • bis 1945 Helmuth von Rosenstiel (1900–1945) (ebenso seit 1944[30] Kommendator im Johanniterorden)[31][32]

Das noch erhaltene Gutshaus in Gorgast wurde 1840 von Gustav Wahnschaffe auf den Fundamenten eines älteren Gebäudes errichtet.[31]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. XII, 702 S., Brandenburgisches Landeshauptarchiv Corporation, Böhlau, Weimar 1964 (Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Band 4), ISSN 0435-5946;4, S. 213.
  • Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, auf Veranlassung des Staatsministers und Ober-Präsidenten Flottwell. Dritter Band. XCV S. + 783 S., Druck und Verlag von Adolph Müller, Brandenburg, 1856. Online bei Google Books (im Folgenden abgekürzt Berghaus, Landbuch 3 mit entsprechender Seitenzahl)
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Dritter und letzter Band: Die Neumark Brandenburg enthaltend. VIII, 390 S., Maurer, Berlin 1809 (Im Folgenden abgekürzt Bratring, Neumark Brandenburg mit entsprechender Seitenzahl) Online bei Google Books.
  • Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935 (im Folgenden abgekürzt Schulze, Brandenburgische Ämter und Städte, mit entsprechender Seitenzahl).
  • Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem: mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. XVI, 896 S., Berlin, Martin Berendt, 1859 Online bei Google Books (im Folgenden abgekürzt, Winterfeld, Geschichte des ritterlichen Ordens mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VII, Lebus. 503 S., Weimar 1983, S. 148–151.
  2. Schulze: Brandenburgische Ämter und Städte, S. 110.
  3. Winterfeld: Geschichte des ritterlichen Ordens, S. 758.
  4. a b c d Winterfeld: Geschichte des ritterlichen Ordens, S. 783.
  5. a b Berghaus, Landbuch 3, S. 179 Online bei Google Books
  6. Jakob Mauvillon: Geschichte Ferdinands Herzogs von Braunschweig-Lüneburg. Zweyter Teil. 488 S., Leipzig, Dyk, 1794 Online bei Google Books
  7. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1796. 330 S., George Decker, Berlin 1796 (S. 29)
  8. Anonymus: Die Balley Brandenburg im Jahre 1798. Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, 46: 281, 1869 Online bei Google Books.
  9. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1801. nebst einem Anhang. George Decker, Berlin 1801 Online bei Google Books (S. 76).
  10. Genealogisches Handbuch, Band 2, 3. Teil, 1800 Online bei Google Books, S. 469
  11. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1804. mit einem Anhang. George Decker, Berlin 1804 Online bei Google Books (S. 26.)
  12. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Erledigung der Komturei Gorgast durch den Wechsel des Komturs Graf Johann Ernst von Kunheim zur Komturei Lietzen und Übergang der Komturei Gorgast an Graf Friedrich Wilhelm von Sparr; 1808 - 1811
  13. Winterfeld: Geschichte des ritterlichen Ordens, S. 769.
  14. a b c d e Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. G. Hayn, Berlin 1820 (S. 88 unter Cüstriner Kreis)
  15. a b Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. 270 S., Frankfurt (Oder), Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Hayn 1844.
  16. a b Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Frankfurt a. O., Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867
  17. a b P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. I. Königreich Preußen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, PDF, S. 64–65.
  18. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1818. George Decker, Berlin 1818, S. 199.
  19. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1821. 518 S., Berlin, Georg Decker, 1821 (S. 226)
  20. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1824. 498 S., Berlin, Georg Decker, 1828 (S. 235)
  21. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1832. George Decker, Berlin 1832, S. 253.
  22. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1846. 812 S., Berlin, Georg Decker, 1846 (S. 316)
  23. Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1851. 840 S., Berlin, Georg Decker, 1851 (S. 333)
  24. Peter Fritz Mengel (Hrsg.): Das Oderbruch. Zweiter Band. 430 S., Eberswalde, Verlagsgesellschaft R. Müller, 1934 (S. 382).
  25. Königlich Preussischer Staats-Kalender für 1862 und 1863. 963 S., Berlin, Verlag der Königlichen Oberhofbuchdruckerei (R. Decker), 1863 (S. 407)
  26. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1868. 983 S., Berlin, Georg Decker, 1868 (S. 415)
  27. Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. 1. Das Königreich Preussen. 1. Lieferung Provinz Brandenburg. 2. verbesserte Aufl., 340 S., Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 1885 (S. 74/5)
  28. Ellerholz, Paul: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. Band 1, Teil 1. 5. Auflage, LXXXVI + 377 + 24 S., Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1910 (S. 96/97)
  29. Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz … mit einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden sowie einer Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe 1:1000000. XLV, 433 S., Reichenbach, Leipzig 1914 (S. 288/89)
  30. Walther Threde, Thora von Bonin: Johanniter im Spannungsfeld an Weichsel und Warthe. Die wechselvolle Geschichte der Posen-Westpreußischen Genossenschaft des Johanniterordens. Hrsg.: Posen-Westpreußische Genossenschaft des Johanniterordens. VI. Die Kommendatoren der Genossenschaft, Kommendator Helmut von Rosenstiel. urs una, Neuried, Taufkirchen, Starnberg 1998, ISBN 978-3-89391-610-8, S. 139–140 (google.de [abgerufen am 4. Juli 2022]).
  31. a b Ingrid Reisinger, Walter Reisinger: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser im Land Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme. Band 1, Stapp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-87776-082-6, S. 192–193
  32. UGRIEGERN,: Claras Ring zeugt von Dorfhistorie. MOZ.de, 16. Juli 2009, abgerufen am 11. April 2018.

Koordinaten: 52° 34′ N, 14° 33′ O