John Demjanjuk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2006 um 18:22 Uhr durch Bleichi (Diskussion | Beiträge) (→‎Sonstiges). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

John Demjanjuk, eigentlich Iwan Nikolajewitsch Demjanjuk (russisch Иван Николаевич Демьянюк; * 3. April 1920 in Dubowije Macharinzjy, Rajon Kosjatyn (früher Rajon Samgorodok), Oblast Winnyzja, Ukraine) ist ein ehemaliger ukrainischer KZ-Wächter.

Seit 1951 lebte Demjanjuk in den USA. Am 14. November 1958 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Er lebte mit seiner Frau, die er in einem DP-Lager kennengelernt hatte, in Indiana, später in Seven Hills, Cuyahoga County, Ohio, wo er als Automechaniker arbeitete.

Ende der 1970er wurde er beschuldigt, der von den Häftlingen Iwan der Schreckliche genannte Aufseher im KZ Treblinka zu sein, „die Vergasungsanlage betrieben und über 100.000 Juden ermordet sowie sadistische Folterungen an Häftlingen begangen“ zu haben. Im Oktober 1983 stellte Israel ein Auslieferungsersuchen, dem 1986 entsprochen wurde. Am 25. April 1988 wurde Demjanjuk in Jerusalem zum Tode verurteilt.

Das Todesurteil wurde jedoch im August 1993 vom israelischen Obersten Gerichtshof aufgehoben, da es nach Auffassung der Richter nicht ausreichend Beweise gab, um sicher feststellen zu können, dass Demjanjuk mit „Iwan dem Schrecklichen“ identisch sei. Grundlage dafür waren Akten des KGB, aus denen hervorging, dass der Nachname von „Iwan dem Schrecklichen“ eventuell nicht Demjanjuk, sondern Marchenko gewesen sei. Obwohl 18 verschiedene Zeugen Demjanjuk als „Iwan den Schrecklichen“ identifiziert hatten, wertete das Gericht die Zweifel, die durch die KGB-Akten aufgetaucht waren, als ausreichend für den Freispruch. Gleichzeitig stellte das Gericht fest, dass kein Zweifel bestehe, dass Demjanjuk als Wächter in einem Konzentrationslager gearbeitet hatte.

Demjanjuk kam nach siebenjähriger Haft zurück in die USA und wurde vorerst wieder US-amerikanischer Staatsbürger, nachdem ihm die Staatsbürgerschaft vor seiner Auslieferung nach Israel aberkannt worden war.

2001 begann in den USA ein neuer Prozess gegen Demjanjuk, in dem OSI-Chefermittler Edward Stutman Archivunterlagen vorlegte, die das Gericht überzeugten, dass Demjanjuk während des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Vernichtungslagern als Wächter gedient hatte. Bis heute hat Demjanjuk keine glaubhaften anderslautenden Angaben über seinen Aufenthaltsort während des Krieges machen können, deswegen gilt es mittlerweile als gesichert, dass er zumindest in den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibor und Majdanek sowie dem Konzentrationslager Flossenbürg und dem Zwangsarbeitslager Trawniki Dienst versehen hat.

Im Juni 2004 entschied ein US-amerikanisches Gericht, dass Demjanjuk die US-Staatsbürgerschaft entzogen wird. Im Dezember 2005 wurde die Abschiebung Demjanjuks in die Ukraine angeordnet.

Sonstiges

Weblinks