John Glenn

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John Glenn
John Glenn
1998 (STS-95)
Land Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Organisation National Aeronautics and Space Administration NASA
ausgewählt 2. April 1959
(1. NASA-Gruppe)
Einsätze 2 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs
20. Februar 1962
Landung des
letzten Raumflugs
7. November 1998
Zeit im Weltraum 9d 2h 39min
ausgeschieden November 1998
Raumflüge
John Herschel Glenn, 1961

John Herschel Glenn Jr. (* 18. Juli 1921 in Cambridge, Ohio; † 8. Dezember 2016 in Columbus, Ohio[1]) war ein US-amerikanischer Kampfpilot, Testpilot, Astronaut und Politiker. Er war 1962 der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff umkreiste, und von 1974 bis 1999 für den Staat Ohio Senator der Demokratischen Partei im Senat der Vereinigten Staaten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glenn wurde am 18. Juli 1921 in Ohio als Sohn eines Eisenbahnschaffners geboren[2] und besuchte bis 1939 die High School, danach studierte er bis 1942 Ingenieurwissenschaften und trat 1943 dem United States Marine Corps bei. Im Zweiten Weltkrieg sowie später im Koreakrieg diente er als Kampfflieger und verblieb als Testpilot bei den Marines. Im Juli 1957 flog er mit einer Vought F8U-1P in drei Stunden und 23 Minuten von Los Angeles nach New York, der erste Transkontinentalflug in Überschallgeschwindigkeit (Durchschnittsgeschwindigkeit Mach 1,1), und stellte damit einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf.

Bei der NASA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Glenn im Raumanzug, 1962
Glenn während der STS-95-Mission, 1998

Als einer der Astronauten der Mercury Seven war er ab April 1959 für die NASA im Rahmen des Mercury-Programms tätig. Für die suborbitalen Flüge von Mercury-Redstone 3 und Mercury-Redstone 4 stand er als Ersatzpilot zur Verfügung und unterstützte dabei die Astronauten Alan Shepard und Virgil Grissom, denen er half, in das kleine Mercury-Raumschiff einzusteigen und letzte Tests vorzunehmen. Am 20. Februar 1962 startete er als Pilot an der Spitze einer Atlas-Rakete von der Cape Canaveral Air Force Station in Florida zur Mercury-Atlas-6-Mission „Friendship 7“. Er umkreiste damit als erster US-Amerikaner drei Mal die Erde. Die gesamte Mission dauerte vier Stunden, 55 Minuten und 23 Sekunden.

Nach dem Flug wurde Glenn zum amerikanischen Idol aufgebaut. Präsident John F. Kennedy pflegte eine öffentlichkeitswirksame Freundschaft mit ihm, ordnete aber heimlich an, dass Glenn keine weiteren Raumflüge absolvieren durfte, um das Leben des Idols nicht aufs Spiel zu setzen. 1964 verließ Glenn die NASA und wurde Geschäftsführer einer Getränkefirma.[3]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Folgezeit bewarb er sich mehrfach um einen der Sitze seines Heimatstaates Ohio im Senat der Vereinigten Staaten. 1964 musste er seine Kandidatur unfallbedingt zurückziehen, 1970 unterlag er in den Vorwahlen der Demokratischen Partei. 1974 konnte er schließlich die Wahl für sich entscheiden und wurde 1980 mit großer Mehrheit wiedergewählt, ebenso 1986 und 1992. Glenn vertrat die Interessen Ohios bis 1999. 1984 bewarb er sich erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei.

Erneuter Raumflug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 29. Oktober bis 7. November 1998 war Glenn im Rahmen der Space-Shuttle-Mission STS-95 mit der Raumfähre Discovery erneut im Weltraum, diesmal umkreiste er die Erde 134 Mal. Dabei sollte untersucht werden, wie sich die Schwerelosigkeit auf alte Menschen auswirkt. Mit 36 Jahren hält er damit den Rekord für die größte Zeitspanne zwischen zwei Raumflügen. Außerdem war er mit 77 Jahren der zu diesem Zeitpunkt älteste Raumfahrer im All. Diesen Rekord hielt er bis zum 20. Juli 2021, als die 82-jährige Wally Funk einen zehnminütigen Raumflug absolvierte.[4][5] Nach wie vor ist Glenn der älteste Astronaut, der in den Erdorbit gelangt ist. Nach dem Tod von Scott Carpenter war er seit dem 11. Oktober 2013 der letzte lebende Mercury-Astronaut.

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Annie und John Glenn, 1965

Glenn heiratete am 6. April 1943 in New Concord Anna Margaret Castor (* 17. Februar 1920; † 19. Mai 2020). Die beiden kannten sich seit ihrer Kindheit. Sie bekamen zwei Kinder, einen Sohn (* 1945) und eine Tochter (* 1947). John Glenn war Mitglied im Bund der Freimaurer (Concord Lodge # 688 New Concord, Ohio).[6][7]

Glenn wurde am 6. April 2017 mit militärischen Ehren als Mitglied des United States Marine Corps in Anwesenheit seiner Witwe und der Kinder auf dem Arlington National Cemetery unter dem Kommando des CMC Robert B. Neller beigesetzt.[8]

Seine Witwe Annie Glenn setzte sich für Menschen mit Sprachschwierigkeiten und anderen Behinderungen ein, stotterte selbst, verbesserte ihre Sprechfähigkeit im Alter von 53 Jahren durch Teilnahme an einem Kurs und starb im Mai 2020 100-jährig in einem Pflegeheim in Minnesota nach einer COVID-19-Infektion. Die NASA würdigte sie: „Ihre mutige Unterstützung ihres legendären Ehemanns John war unvergleichlich.“[9]

Raumflüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flug Mission Funktion Flugdatum Flugdauer
1 Mercury-Atlas 6 Kommandant 20. Februar 1962 0d 04 h 55 min
2 STS-95 Nutzlastspezialist 29. Oktober bis 7. November 1998 8 d 21 h 43 min

Besonderheiten und Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erster Transkontinentalflug mit Überschallgeschwindigkeit[10]
  • Erster US-Amerikaner in einer Erdumlaufbahn (Mercury-Atlas 6)
  • Bis 2021 ältester Mensch im All (STS-95), seit dem suborbitalen Flug von Wally Funk nur noch ältester Mensch im Orbit
  • Längste Zeitperiode zwischen zwei Flügen

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glenn war einer der ersten sechs Astronauten, denen am 1. Oktober 1978 die Congressional Space Medal of Honor verliehen wurde und 1976 wurde er als erster Raumfahrer in die National Aviation Hall of Fame aufgenommen.[10]

Für seine Verdienste um die Raumfahrt wurde er mit der Ziolkowski-Medaille ausgezeichnet. 2012 wurde Glenn durch Präsident Barack Obama mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet, eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.[11] 2013 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Am 1. März 1999 wurde das NASA John H. Glenn Research Center at Lewis Field nach ihm benannt. Außerdem wurde am 28. Juni 2016 der John Glenn Columbus International Airport in Columbus, Ohio getauft.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: John Glenn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. John Glenn, American hero, aviation icon and former U.S. senator, dies at 95. The Columbus Dispatch, 8. Dezember 2016, abgerufen am 29. Juli 2023 (englisch).
  2. heise online: Der erste Amerikaner, der die Erde umkreiste: John Glenn wird 95. In: heise online. Abgerufen am 18. Juli 2016.
  3. Peter Maxwill: US-Weltraumpionier John Glenn – Das Idol, das aus der Kapsel kam, Spiegel online, 16. Februar 2012
  4. Florian Zandt: Wally Funk ist die älteste Astronautin der Welt. Statista, 22. Juli 2021, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  5. Chelsea Gohd: Wally Funk to break John Glenn's spaceflight record with Blue Origin flight. Space.com, 6. Juli 2021, abgerufen am 15. Oktober 2023 (englisch).
  6. Kupperberg, Paul (2003). John Glenn. New York: The Rosen Publishing Group. S. 96. ISBN 978-0-8239-4460-6. Abgerufen am 24. Juli 2009.
  7. Jon Glenn Freimaurer (Memento vom 8. Februar 2013 im Internet Archive) auf der Website der Lodge St. Patrick No.468, abgerufen am 26. Mai 2014.
  8. Klaus Nerger: Das Grab von John Glenn. In: knerger.de. Abgerufen am 3. November 2020.
  9. NASA Remembers Annie Glenn. In: nasa.gov. NASA, 19. Mai 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  10. a b Glenn, John Herschel, Jr. Astronaut. National Aviation Hall of Fame, abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch): „Enshrined 1976“
  11. The White House: President Obama Names Presidential Medal of Freedom Recipients (englisch, 26. April 2012, abgerufen am 30. Mai 2012)
  12. Elizabeth Howell: New Glenn: Blue Origin's Reusable Rocket. Space.com, 1. Mai 2018, abgerufen am 15. Oktober 2023 (englisch): „New Glenn continues the Blue Origin tradition of naming its boosters after American Mercury astronauts. In this case, Glenn is named after John Glenn, who made the first American orbital flight in 1962...“