Joseph Ziegler (Theologe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Joseph Georg Ziegler)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Joseph Georg Ziegler (* 15. März 1902 in Tauberrettersheim bei Ochsenfurt; † 1. Oktober 1988 in Würzburg) war ein römisch-katholischer Geistlicher und Alttestamentler. Er war Rektor der Universität Würzburg (1961–1962).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph Ziegler, Sohn einer Landwirtsfamilie, studierte nach seinem Abitur 1921 am Würzburger Gymnasium Katholische Theologie und Philosophie an der Universität Würzburg. Ab 1921 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Markomannia Würzburg.[1] 1926 empfing er die Priesterweihe. 1929 wurde er bei Johannes Hehn mit einer Dissertation über die Liebe Gottes bei den Propheten zum Dr. theol. promoviert. Er war zunächst in der Seelsorge tätig. Ab 1930 studierte er am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom, vor allem beim späteren Kardinal Augustin Bea SJ. In Rom entstand seine Habilitationsschrift Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias mit der er 1933 für Alttestamentliche Exegese in Würzburg[2][3] habilitiert wurde und die 1934 in Münster publiziert wurde.[4]

Er war ab dem Wintersemester 1933/34 zunächst Privatdozent für alttestamentliche Exegese in Würzburg[5] und hatte die alttestamentliche Lehrstuhlvertretung inne in Braunsberg (Ostpreußen) (1934) und Bamberg (1934/35). 1937 wurde er zum ordentlichen Professor an die Staatliche Phil.-Theol. Akademie in Braunsberg (Lyceum Hosianum) berufen.[6] Im Sommersemester 1944 musste er unter Verlust seiner gesamten Habe, insbesondere seiner wissenschaftlichen Bibliothek, Ostpreußen verlassen und fand Mitte 1945 zunächst ein Zuhause in der Nähe des unterfränkischen Ochsenfurt. Kurz darauf erhielt er ein Angebot für eine Professur als Orientalist in Göttingen, zudem als Leiter des dortigen Septuaginta-Unternehmens. Diesen wie auch einen Ruf an die Universität in Mainz lehnte er ab.[4]

1946 nahm er einen Ruf an die Philosophisch-Theologische Hochschule Regensburg an. 1948 folgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Altes Testament und Biblisch-Orientalische Sprachen an der Universität Würzburg. Zwischenzeitliche Rufe als Ordinarius nach München (1952) und Bonn (1958) lehnte er ab. Am 31. März 1970 wurde er emeritiert, war aber gleichwohl engagiert in der Septuaginta-Forschung (eine der ältesten Bibelübersetzungen).[4] Er galt als einer der führenden Septuaginta-Forscher seiner Zeit. Insbesondere nachfolgende Arbeiten für die Göttinger Septuaginta gelten als sein Hauptwerk[4]:

  • Isaias (1939)
  • Duodecim Prophetae (1943)
  • Ezechiel (1952)
  • Daniel (1954)
  • Jeremias (1957)
  • Sapientia (1962)
  • Sirach (1965)
  • Job (1982)

Ziegler war Korrespondierendes Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und seit 1959 Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[7] Er hat zahlreiche Arbeiten veröffentlicht, darunter weitere Arbeiten zur Septuaginta und zum Zwölfprophetenbuch[8] und das maßgebliche Werk Dulcedo Deo. Ein Beitrag zur Theologie der griechischen und lateinischen Bibel (1936). 1953 hatte sein Amtsnachfolger Josef Schreiner bei ihm promoviert und habilitiert.

1961 setzte er sich als Rektor für einen neuen und modernen Standort der Universität am Würzburger Stadtrand ein.[9][4]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chokma, Sophia, Sapientia. Würzburger Rektoratsrede, geh. am 18. Nov. 1961. Staudenraus, Würzburg 1961 (= Würzburger Universitätsreden. Band 32).
  • Die Septuaginta, Erbe und Auftrag. Festvortrag, geh. beim 380. Stiftungsfest d. Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg […] am 11. Mai 1962. Staudenraus, Würzburg 1962 (= Würzburger Universitätsreden. Band 33). Auch in: Joseph Ziegler: Sylloge. Gesammelte Aufsätze zur Septuaginta. Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttinge 1971 (= Mitt. d. Septuaginta-Unternehmens d. Akad. d. Wiss. in Göttingen. Band 10). S. 590–614.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wer ist Wer? das deutsche Who's who. 1983, Band 22, S. 1358.
  • Josef Schreiner (Hrsg.): Wort, Lied und Gottesspruch. Festschrift für Joseph Ziegler. 1. 2. Echter, Würzburg 1972 (= Forschung zur Bibel. Band 1.2.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. CV-Gesamtverzeichnis 1961, S. 283.
  2. Josef Scheffezyk: Joseph Ziegler 15.3.1902 – 1.10.1988.
  3. Klaus Wittstadt: Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg während des Dritten Reiches. In: Peter Baumgart (Hrsg.): Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Degener & Co. (Gerhard Gessner), Neustadt an der Aisch 1982 (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg. Band 6), ISBN 3-7686-9062-8, S. 399–435; hier: S. 402 f.
  4. a b c d e f g h i j Josef Schreiner: Nachruf Joseph Ziegler (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive). In: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Band 101, Heft 1 (Jan 1989), abgerufen am 23. März 2016
  5. Klaus Wittstadt (1982), S. 424 und 428.
  6. Biografien aus Bayern: Joseph Ziegler (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive), Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 23. März 2016
  7. Joseph Ziegler Nachruf von Leo Scheffczyk im Jahrbuch 1989 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF-Datei).
  8. J. Ziegler: Die Einheit der Septuaginta zum Zwölfprophetenbuch (1933).
  9. Gunnar Bartsch: Eine neue Uni am Stadtrand (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive). Website der Universität Würzburg, abgerufen am 23. März 2016