Judith Sevinç Basad

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Judith Sevinç Basad (2023)

Judith Sevinç Basad (* 1986 in Oberfranken)[1][2] ist eine deutsche Journalistin und Autorin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Judith Sevinç Basad wuchs in einer oberfränkischen Kleinstadt als Tochter einer Deutschen und eines türkischen Arbeitsmigranten auf.

Sie studierte in Stuttgart und Berlin Philosophie, Germanistik, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Politikwissenschaften und schloss mit dem akademischen Grad Master of Arts ab. 2018 arbeitete sie für die Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee und absolvierte 2019 beim Feuilleton der NZZ ein Volontariat.[3][4]

Basad recherchierte für ihren Beitrag „Queere Salafistinnen“ im von Vojin Saša Vukadinović herausgegebenen Band „Freiheit ist keine Metapher: Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik“ (Querverlag 2016) teilweise preisgekrönte Dissertationen der deutschsprachigen Gender Studies, die weibliche Genitalverstümmelung und islamistische Selbstmordattentate relativieren oder gar verteidigen.[5]

Von 2010 bis 2013 spielte sie Bass in der Stuttgarter Punkband City of Cars.[6] Basad lebt in Berlin.[3]

Journalistische Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basad veröffentlichte als freie Autorin u. a. in der der Welt, der FAZ, der NZZ und bei den Salonkolumnisten.[3]

Mitte 2021 wurde sie Redakteurin bei Bild und war dort insbesondere als Kolumnistin tätig, wobei auch dort die Kritik an Identitätspolitik ihr Schwerpunkt war. Nachdem im Juni 2022 in einem Gastbeitrag anderer Autoren in der Welt ein „Indoktrinieren“ von Kindern mit der „Transgender-Ideologie“ durch die Sendung mit der Maus und andere öffentlich-rechtliche Fernseh-Formate beklagt worden war und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner daraufhin den Beitrag gegenüber den Konzernmitarbeitern offen als „unterirdisch“ und „wissenschaftlich bestenfalls grob einseitig“ bezeichnet hatte, kündigte Basad bei Bild und warf Döpfner in einem offenen Brief vor, er sei „vor der unerträglichen Tyrannei der woken Aktivisten eingeknickt“.[7][8] Sowohl Chefredakteur Johannes Boie als auch der Online-Chef Timo Lokoschat widersprachen öffentlich Basads Vorwurf, dass ein Artikel von ihr aus ideologischen Gründen verhindert worden sei, verwiesen auf journalistische Standards, die nicht eingehalten worden seien. Joachim Huber, Medienredakteur des Tagesspiegels, stellt sich unmittelbar nach Basads Bild-Kündigung Mitte Juni 2022 bereits die Frage, ob Basads offener Brief nicht eigentlich ein Bewerbungsschreiben an Julian Reichelt gewesen sei, der damals gerade seinen YouTube-Kanal „Achtung, Reichelt!“ aufbaute.[9] Seit August 2022 ist Basad dort tätig.[10] Markus Linden nannte Basads dortiges Wirken als Beispiel für den von Reichelt geübten „radikalen Krawall-Journalismus“. Während der jedoch „kalkuliertes Empörungsgehabe“ betreibe, schieße Basad übers Ziel hinaus und die Übertreibung sei bei ihr zum Selbstzweck geworden.[11] Stefan Niggemeier warf ihr Lügen und das Erfinden von Aussagen politischer Gegner vor.[12]

Nachdem Basad in Reichelts Blog pleiteticker.de eine transgeschlechtliche Frau als „Mann“ bezeichnet hatte, untersagte im März 2023 das Landgericht Frankfurt am Main ihr und Reichelt diese Aussage per einstweiliger Verfügung. Der Anwalt der Betroffenen sah in der Entscheidung „eine Signalwirkung“ gegen das Misgendern als schwerwiegenden Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Reichelt bezeichnete sie hingegen als „historischen Irrsinn“. Sie ist noch nicht rechtskräftig.[13]

Seit Juli 2023 schreibt sie für das Medienportal Nius.[14]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schäm dich! (2021)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 erschien im Westend Verlag die Streitschrift Schäm dich! Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist, in der Basad sogenannte Wokeness und Identitätspolitik kritisiert.

Jörg Thomann warf ihr in der FAZ vor, in ihrem Buch die Wirklichkeit dabei der eigenen Agenda anzupassen und übers Ziel hinaus zu schießen, da die Vorsicht gegenüber einem überzogenen identitätspolitischen Aktivismus ohnehin längst im Mainstream angekommen sei. Basad blase das Problem sogar mitunter unverhältnismäßig auf, wenn sie zum Beispiel harmlose ZDF-Beiträge kritisiere.[15] Für Simone Schmollack von der taz war Basads „Abrechnung mit einer linksliberalen Identitätspolitik“ weder „in jedem Fall tiefgründig“ noch erschließe sie neue Denkräume, auch wenn viele der von Basad monierten Defizite besagter Identitätspolitik durchaus von anderen kritisiert würden.[16] Im Freitag warf Daniel Bax der Autorin eine Doppelmoral vor. Ihre Kritik an der linken Identitätspolitik habe zwar einen wahren Kern, doch vertrete Basad selbst eine „rechte Variante eines autoritären und identitären Denkens“, indem sie den Status quo und die „deutsche Tradition und Kultur“ gegen jegliche Veränderung verteidige. Mit der von ihr angenommenen Bedrohung durch einen „Kulturmarxismus“ sei sie darüber hinaus „verdammt nahe dran an ultrarechtem Verschwörungsdenken“.[17] Robert Pfaller bezeichnet das Buch als kenntnisreiche Darstellung und dessen Kritik als gut begründet.[18]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. lt. DNB, abgerufen am 20. Februar 2023.
  2. https://twitter.com/JSevincBasad/status/1253985698211823616
  3. a b c Autorenporträt beim Westend Verlag. Abgerufen am 17. Februar 2023.
  4. Judith Basad: «Was Feministinnen gar nicht gerne hören». In: finews. 29. Mai 2020, abgerufen am 17. Februar 2023.
  5. Anja Thiele: Eine Lanze für den Universalismus. In: Literaturkritik.de. Februar 2019, abgerufen am 7. Juli 2023.
  6. You Know! It´s Not Cool., by City Of Cars. Abgerufen am 8. August 2023.
  7. Stefan Niggemeier: Ohne Judith Sevinç Basad muss man sich bei „Bild“ etwas weniger schämen. In: übermedien. 22. Juni 2022, abgerufen am 17. Februar 2023.
  8. Tomasz Kurianowicz: Judith Sevinç Basad kündigt bei Bild: Mathias Döpfner sei vor den Woken eingeknickt. In: Berliner Zeitung. 16. Juni 2022, abgerufen am 17. Februar 2023.
  9. Joachim Huber: „Vor der Tyrannei der woken Aktivisten eingeknickt“: Junge „Bild“-Journalistin wütet gegen Döpfner und kündigt. In: Tagesspiegel. 16. Juni 2022, abgerufen am 20. Februar 2023.
  10. Eva Casper: Judith Sevinç Basad stößt zum Medienunternehmen von Julian Reichel. In: turi2. 13. August 2022, abgerufen am 20. Februar 2023.
  11. Moritz Serif: Politologe über „Achtung, Reichelt!“: „Reichelt hat nur sich als Person zu bieten“. In: Frankfurter Rundschau. 11. November 2021, abgerufen am 17. Februar 2023.
  12. Stefan Niggemeier: Ohne Judith Sevinç Basad muss man sich bei „Bild“ etwas weniger schämen. In: übermedien. 22. Juni 2022, abgerufen am 17. Februar 2023.
  13. Marc Bartl: Reichelt-Unternehmen darf trans Frau nicht „Mann“ nennen. In: RND Redaktionsnetzwerk Deutschland. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2023.
  14. Judith Sevinç Basad. In: nius.de. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  15. Rezension in der Frankfurter Allgemeine Zeitung. In: Perlentaucher. 28. August 2021, abgerufen am 17. Februar 2023.
  16. Simone Schmollack: brechnung mit linker Identitätspolitik: Überall Opfer. In: taz. 21. Mai 2021, abgerufen am 17. Februar 2023.
  17. Daniel Bax: Cancel Culture - Ideologen sind die anderen. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 6. November 2023]).
  18. Robert Pfaller: Zwei Enthüllungen über die Scham. Fischer E-Books, 2022, ISBN 978-3-10-491562-3 (google.de [abgerufen am 2. April 2023]).