Julius Wahle

Julius Wahle (* 15. Februar 1861 in Wien; † 7. November 1940 in Dresden) war ein österreichisch-deutscher Literaturwissenschaftler, der unter anderem als Herausgeber der Briefe Johann Wolfgang von Goethes bekannt wurde.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wahle studierte in Wien Germanistik, unter anderem bei Erich Schmidt studiert, promovierte 1885 und kam durch Vermittlung Schmitts 1886 als Archivar an das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und verbrachte dort sein gesamtes Berufsleben. Von 1887 bis 1919 betreute er als Generalkorrektor die 143-bändige Sophienausgabe der Werke Johann Wolfgang von Goethes. 1908 verlieh im Großherzog Wilhelm Ernst den Professorentitel. Ab 1920 bis zu seiner Pensionierung 1928 war Wahle als dienstältester Mitarbeiter kommissarisch Direktor des Archivs.[1]
Wahle war seit ihrer Gründung im Jahr 1885 Mitglied der Goethe-Gesellschaft, gehörte zwischen 1920 und 1932 ihrem Vorstand an. 1910 zeichnete ihn die Gesellschaft mit der Goldenen Goethe-Medaille aus und ernannte ihm 1931 zum Ehrenmitglied. Wahle war außerdem Mitglied der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft und des Allgemeinen Richard-Wagner-Vereins. Im März 1933 zog sich Wahle aus der Goethe-Gesellschaft zurück, weil er auf ihre Interessen Rücksicht nehmen wollte. Erst im Dezember 1938 legte der Vorstand allen Mitgliedern jüdischer Herkunft den Austritt nahe. Dem war Wahle mit seinem Austritt im November 1938 zuvorgekommen. Im September 1936 schrieb er an Anton Kippenberg: „Es wird mir furchtbar schwer, die geliebte Stadt zu verlassen. Aber Weimar selbst erleichtert mir den Weggang, es ist eben nicht mehr unser Weimar.“ Wahle, der unverheiratet war, zog nach Dresden zur Familie seiner Nichte Elsa Hirschel. Dort starb er im November 1940. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden. Elsa Hirschel, ihr Mann und ihre beiden Söhne wurden 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.[1]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wahles erste Publikation zu Goethe erschien 1892 als Veröffentlichung der Goethe-Gesellschaft Weimar: Das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. Aus neuen Quellen bearbeitet von Julius Wahle.[2] 1896 erschien Wahles Biographie über den Buchhändler und Antiquar Bernhard Friedrich Voigt (1787–1859).[3] 1908 veröffentlichte Wahle mit Bernhard Suphan Aus Goethes Archiv: Die erste Weimarer Gedichtsammlung in Facsimile-Wiedergabe.[4] 1924 gab Wahle mit Victor Klemperer Vom Geiste neuer Literaturforschung – Festschrift für Oskar Walzel heraus.[5]
Weiterhin erschienen:
- Gedichte Goethes an Frau v. Stein. In Faksimilenachbildung herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Julius Wahle. Weimar 1924.[6]
- Vimariensia für Max Hecker. Überreicht zum 60. Geburtstag. Mit einem Vorwort von Julius Wahle. Weimar 1930.[7]
Zu Wahles sechzigstem Geburtstag erschien 1921 im Insel-Verlag Leipzig die Festschrift
- Funde und Forschungen. Eine Festgabe für Julius Wahle zum 15. Februar 1921 / dargebracht von Werner Deetjen.[8]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wahle wurde 1908 Professor. Am 30. Dezember 1910 wurde Julius Wahle als erste Person überhaupt mit der höchsten Auszeichnung der Goethe-Gesellschaft Weimar, der Goldenen Goethe-Medaille, geehrt.[9] Zu Wahles 60. Geburtstag veröffentlichten seine Kollegen um Werner Deetjen ihm zu Ehren die Festschrift Funde und Forschungen.[10][11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heike Liebsch: Der Goethe-Forscher Prof. Dr. Julius Wahle. In: Heike Liebsch (Hrsg.): Der Neue Israelitische Friedhof in Dresden. Herausgegeben von HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e. V. Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig, 2021, ISBN 978-3-95565-481-8, S. 216f.
- Jochen Golz: Wahle, Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 259 f. (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Julius Wahle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klassik-Stiftung Weimar: Provenienzforschung zu Buchschenkung Dr. Julius Wahles im Jahr 1936
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Klassik-Stiftung Weimar: Provenienzforschung zu Buchschenkung Dr. Julius Wahles im Jahr 1936
- ↑ DNB 362998809
- ↑ DNB 1030995478
- ↑ DNB 579986659
- ↑ DNB 579443159
- ↑ DNB 579986969
- ↑ DNB 577985051
- ↑ DNB 579427501
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ DNB 579427501
- ↑ DNB 579427501/04
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Wahle, Julius |
| KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-deutscher Literaturwissenschaftler und Herausgeber der Briefe Johann Wolfgang von Goethes |
| GEBURTSDATUM | 15. Februar 1861 |
| GEBURTSORT | Wien |
| STERBEDATUM | 7. November 1940 |
| STERBEORT | Dresden |