Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft

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Die Strecken der Königlich-Westfälischen Eisenbahn (blau)

Die Königlich-Westfälische Eisenbahn (KWE, auch WfE) war die staatliche Eisenbahngesellschaft der zum Königreich Preußen gehörenden Provinz Westfalen und bildete mit der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn sowie der Ostbahn den Grundstock der Preußischen Staatseisenbahnen. Das KWE-Streckennetz umfasste zuletzt etwa 315 Kilometer von Rheine über Hamm nach Warburg und von Welver nach Oberhausen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die KWE sollte zunächst nur die 32 Kilometer lange Lücke von Hamm nach Lippstadt zwischen der 1848 eröffneten Strecke Münster–Hamm (Münster-Hammer Eisenbahn-Gesellschaft) und der zur selben Zeit im Bau befindlichen Strecke der Köln-Minden-Thüringischen Verbindungs-Eisenbahn-Gesellschaft (KMTVEG) schließen. Letztere ging jedoch bereits 1848 in Konkurs und der preußische Staat übernahm mit der KWE den Weiterbau und den Betrieb.

Ursache des Konkurses der KMTVEG waren Schwierigkeiten beim Bau eines Tunnels, der unvollendet blieb: Sie hatte zur Vermeidung der Überbrückung des Beketals westlich von Altenbeken eine Linienführung konzipiert, die bei Willebadessen den Hauptkamm des Eggegebirges in einem 600 Meter langen Tunnel unterfahren sollte. Die Überreste dieser frühen InvestitionsruineAlte Eisenbahn“ sind noch heute sichtbar.

Die Stammstrecke der Westfälischen Eisenbahn verlief von Hamm über Soest, Lippstadt, Paderborn und Altenbeken nach Warburg. Der Streckenbau war zwischen dem Königreich Preußen und Kurhessen, das zwischen Westfalen und dem preußischen Kernland lag, beschlossen worden. Sie wurde am 4. Oktober 1850 bis Paderborn und am 21. Juli 1853 bis Warburg eröffnet. Die Strecke überquerte als erste westdeutsche Eisenbahn ein Mittelgebirge. Der Altenbekener Viadukt ist ein frühes Denkmal der Geschichte der Eisenbahn in Deutschland.

Nach Übernahme der Münster-Hammer Eisenbahn 1855 kam deren Strecke hinzu. Sie wurde 1856 bis Rheine weitergeführt, wo über die Emslandstrecke (Hannoversche Westbahn) eine Verbindung zu den Nordseehäfen Emden und Leer bestand. Diese Strecke der Hannöverschen Staatseisenbahnen war für das Königreich Preußen wegen der hohen Zölle der niederländischen Rheinhäfen sehr interessant. Nach dem Preußisch-Deutschen Krieg gelangten 1866 mit der Annexion des Königreichs Hannover auch dessen Staatseisenbahnen in preußische Hand und wurden zwei Jahre später an die Königlich-Westfälische Eisenbahn übergeben.

Vom Bahnhof Welver zwischen Hamm und Soest wurde 1876 eine schnurgerade Strecke über Unna-Königsborn nach Dortmund Südbahnhof gebaut, den auch die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft nutzte. Obwohl die Strecke als Emschertalbahn ab 1879 weiter Richtung Westen über Dorstfeld, Bodelschwingh, Mengede, Herne, Gelsenkirchen, Horst nach Osterfeld WfE verlängert wurde, konnte der Betrieb auf diesem Abschnitt nicht wirtschaftlich fortgeführt werden.

Streckennetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckennetz der KWE
Eröffnung Länge [km] Verlauf Bemerkung
1. Oktober 1850 76,1 Hamm–Paderborn
28. März 1851 4,6 Warburg–Haueda laut[1] verpachtet
22. Juli 1853 54,5 Paderborn–Warburg laut[1] von der Köln-Mindener Verbindungsbahn übernommen
laut[2] mit anderer Streckenführung bereits 1850 vom preußischen Staat gebaut
26. Mai 1848 34,9 Münster–Hamm durch Übernahme der Münster-Hammer Eisenbahn-Gesellschaft 1855 erworben
27. Juni 1856 39,0 Münster–Rheine
1. Oktober 1864 41,4 Altenbeken–Höxter
10. Oktober 1865 7,4 Höxter–Holzminden Anschluss an die Braunschweigische Südbahn nach Kreiensen/BörßumJerxheimOscherslebenMagdeburg
1. Januar 1868 178,4 Emden–Salzbergen/Rheine laut[1] Übernahme des Abschnitts Emden–Rheine, der „Hannoverschen Westbahn“ der vormals Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen
laut[3] erfolgte am 1. Mai 1867 „durch Tausch“ die Übernahme des Abschnitts Emden–Salzbergen an die „Königliche Direction der Westfälischen Eisenbahn“; ab 1. April 1881 sei die Verbindung Emden–Münster zur „Königlichen Eisenbahn-Direction Cöln (rechtsrh.)“ zugeordnet, offizielle Bezeichnung der Strecke sei „Westfälische Eisenbahn (Emden–Soest) im Bezirk der Kgl. Eisenbahndirektion Cöln (rechtsrh.)“
30. September 1875 60,3 Münster–Enschede nach[1] „im Betrieb der Königl. Westf. EB“
15. Mai 1876 35,8 Welver–Dortmund KWE
15. Januar 1878 64,0 Ottbergen–Northeim
1. September 1878 12 Dortmund KWE–Mengede
12. November 1879 ~35 Bodelschwingh–Osterfeld KWE
15. März 1880 ? Osterfeld KWE–Sterkrade KWE
15. Juni 1883 77,9 Emden – Norden – Esens – Wittmund/Landesgrenze zu Oldenburg laut[3] Streckenbau im Auftrag des preußischen Handelsministeriums, um für militärische Belange eine Verbindung Emden – Wilhelmshaven zu schaffen, die Vorarbeiten werden noch im September abgeschlossen
15. Juni 1883 10,5 Georgsheil–Aurich laut[3] Streckenbau im Auftrag des preußischen Handelsministeriums
Eisenbahnkarte von die Rheinprovinz & Westfalen (ca. 1880)

Stand der ehemaligen KWE-Strecken ab 1967[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1967 wurde der Verkehr zwischen Unna-Königsborn und Welver eingestellt, die Strecke abgebaut.

Auf dem Abschnitt Unna-Königsborn – Dortmund-Dorstfeld verkehrt heute die S-Bahnlinie S4 und auf dem Streckenteil von Dorstfeld nach Mengede die S 2.

Die Stammstrecke wurde zwischen Altenbeken und Willebadessen wegen geologischer Störungen neu gebaut und 2002 dem Verkehr übergeben. Im Zuge des Neubaues wurde auch der Eggetunnel mit einer Länge von 2.880 Metern unter dem Eggegebirge erstellt, der damit der längste Eisenbahntunnel in Westdeutschland ist.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Menninghaus, Günter Krause: Die Königlich Westphälische Eisenbahn. Uhle & Kleimann, Lübbecke 1985, ISBN 3-922657-40-0.
  • Wolfgang Klee: Eisenbahnen in Westfalen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aschendorff, Münster 2001, ISBN 3-402-05260-1.
  • Hans Walter Wichert: ... vom Streckenbau zum Schnellausbau. Eine Dokumentensammlung zur Köln-Minden-Thüringer Verbindungsbahn 1845–1849 und den Anfängen der Königlich-Westfälischen Eisenbahn. Flamm, Waldbröl 1994, ISBN 3-9802690-4-3.
  • Hans-Josef Jockel: Die Eisenbahn im Eggegebirge. Altenbeken 1983.
  • Josef Högemann, Peter Kristandt: Die Eisenbahn in Altenbeken. 150 Jahre! Eisenbahnviadukt Altenbeken. Vivat Viadukt. Kristandt, Hagen am Teutoburger Wald 2003, ISBN 3-935645-17-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d H. Kobschätzky: Streckenatlas der deutschen Eisenbahnen 1835–1892, Düsseldorf 1971
  2. Altenbekener Eisenbahnfreunde (Memento des Originals vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.altenbekener-eisenbahnfreunde.de
  3. a b c www.westbahn.de