KDStV Thuringia Würzburg

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KDStV Thuringia
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: Würzburg
Hochschule/n: Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Gründung: 21. Januar 1902
Korporationsverband: CV
Nummer im Verband: 34
Kürzel: Th
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze: rotes Hinterhauptcouleur
Art des Bundes: Männerbund
Religion / Konfession: katholisch
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Vorwärts und Aufwärts!
Mitglieder insgesamt: 300 (2010)
Website: www.kdstv-thuringia.de

Die KDStV Thuringia zu Würzburg ist eine farbentragende, nichtschlagende katholische deutsche Studentenverbindung, die am 21. Januar 1902 gegründet wurde. Sie gehört dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) an. Die Mitglieder der KDStV Thuringia werden „Thüringer“ genannt.

Geschichte der KDStV Thuringia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte der Gründung und Brauchtum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der KDStV Thuringia wurde möglich gemacht durch die Aufhebung der bis 1899/1900 geltenden internen CV-Bestimmung, dass es an einem Hochschulort nur eine Cartellverbindung geben solle. Daher wurde seitens der KDStV Markomannia am 2. Dezember 1901 einstimmig die Teilung der aktiven Verbindung beschlossen, um eine Tochterverbindung zu gründen.

Die Namenswahl der Verbindung bezieht sich auf die Siedlungsgeschichte des mainfränkischen Raumes. Personelle Beziehungen bestanden vor allem nach Paderborn.[1] Als Farben wurden Rot-Grün-Schwarz für die Burschen und Rot-Schwarz für die Füxe gewählt, jeweils mit goldener Perkussion. Der eigentliche Gründungstag ist der 21. Januar 1902.[2] Als Kopfcouleur wird seit 1912 ein rotes Hinterhauptcouleur getragen, das die Farben als Band oberhalb des Mützenschirmes in umgekehrter Reihenfolge zeigt. Bis 1912 wurde eine mittelgroße Tellermütze getragen.

Der Text des Bundesliedes der KDStV Thuringia „Ich bin Thuringe, kennt ihr meine Farben? …“, wurde von Bernhard Pedraglia verfasst und ist an das Preußenlied „Ich bin ein Preuße …“ angelehnt.

Der Wahlspruch Thuringiae lautet „Vorwärts und Aufwärts“. Er stammt aus der Feder des Würzburger Rektors Herman Schell, der im Jahre 1904 Ehrenmitglied der Verbindung wurde. Hermann Schell stiftete auch die noch heute über der Neuen Universität am Sanderring zu lesenden Widmung „Veritati“ (lat. „Für die Wahrheit“).

Gründungsjahre bis zum Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit des Ersten Weltkrieges waren 139 von 148 Thüringern an allen Fronten bis zur Demobilisierung eingesetzt und das Verbindungsleben in dieser Zeit nur sehr eingeschränkt möglich. Im Frühjahr 1919 waren Bundesbrüder Thuringias gemeinsam mit allen anderen Würzburger Studentenverbindungen bei Freikorps und damit an der militärischen Niederschlagung des Spartakusaufstands beteiligt.

1920er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter der Leitung Thuringias kam es am 17. Januar 1919 zur Wiederbegründung des Zusammenschlusses der Würzburger Katholischen Corporationen zum „Katholischen Corporationen Convent“ (KCC). Ebenso konnte unter maßgeblicher Beteiligung Thuringias der in Deutschland damals einmalige „Zweckverband der Würzburger Studentenkorporationen“ gegründet werden, der zum Spannungsabbau zwischen nichtschlagenden und schlagenden Verbindungen beitrug und die Gründung eines AStA für Würzburg voranbrachte.[3] Als Vorsitzender des im Sommersemester 1919 neu geschaffenen AStA wurde der Thüringer Hermann Hagen gewählt, der außerordentlich aktiv war. Mit Beginn des Wintersemesters 1919 übernahm Thuringia den Vorort des Cartellverbandes unter seiner Leitung und richtete die 50. Cartellversammlung in Würzburg aus. Durch Hermann Hagens maßgebliche Beteiligung als Vertreter des Cartellverbandes konnte das am 30. Juni 1921 unterzeichnete Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen schließlich zum Erfolg gebracht werden.

In den 1920er Jahren war ein Thüringer-Damenbund aktiv, dessen Ehrenvorsitz Elisabeth Helene von Thurn und Taxis übernahm. Sie war Frau von Friedrich Christian von Sachsen (1893–1968), einem Thüringer Philister. Die Zeit um das 25. Stiftungsfest wird als ein Höhepunkt der Entwicklung der Verbindung gesehen.

Thuringia während des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1930er Jahren erfolgte die Gleichschaltung des Verbindungswesen. Der Philistersenior Andreas Balling hatte um 1930 verbindungsintern vor einer „Bedrohung durch die nationalsozialistische Welle“ gewarnt. Die Cartellversammlung, welche 1935 in Würzburg tagte, beschloss ihre Selbstauflösung. Thuringia vollzog diesen Schritt zusammen mit dem Verband und wurde im Gefolge enteignet.

Wiederbegründung nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umzug über die Alte Mainbrücke plenis coloribus (lat. „in vollen Farben“), Würzburg 2012

Am 13. April 1948 wurde die Wiederbegründung zunächst des Altherrenverbande Thuringia e. V. durch die amerikanische Militärregierung von Bayern genehmigt, so dass am 7. Dezember 1948 auch der Eintrag in das Vereinsregister möglich wurde.

Als nächstes Ziel wurde die Lizenzierung der aktiven Verbindung an der Universität Würzburg vorangetrieben, was mit dem Genehmigungsschreiben des Rektors Rösser vom 12. Dezember 1949 erfolgreich abgeschlossen wurde. Schon vor der offiziellen Genehmigung hatte die Korporation im Mai an den Beisetzungsfeierlichkeiten für Bischof Matthias Ehrenfried sowie an der Fronleichnamsprozession teilgenommen und war damit erstmals wieder öffentliche aufgetreten. Da das in den 30er Jahren enteignete Haus nicht zur Verfügung stand, wurden die ersten Veranstaltungen im Hotel Franziskaner abgehalten.

Mit dem Kauf einer Baracke im Jahr 1951 und der Errichtung auf einem vom Philistersenior Andreas Balling zur Verfügung gestellten Grundstück unterhalb des Würzburger Käppele am Nikolausberg, konnte die Korporation wieder ein Haus ihr eigen nennen. 1952 war damit die Feier des 50-jährigen Bestehens in angemessenem Rahmen möglich, wobei Vertreter aller in Würzburg ansässigen Corporationsformen teilnahmen.

Verbindungsgeschichte seit 1959[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ende der 1950er Jahre das 1911 erworbene Haus wieder zurück in den Besitz der Verbindung kam, wurde das alte Gebäude als Wohnraum, das 1959 neu errichtete Haus für Veranstaltungen genützt. Das Haus von 1911 wurde 1986 veräußert. Das 1959 errichtete Gebäude wurde mit dem Erlös 1994 grundlegend renoviert. Die für die Verbindung bedeutsamen Ausstattungsgegenstände fanden dort einen angemessenen Platz. 1979 stellte die KDStV Thuringia zum zweiten Mal den Vorort des Cartellverbandes. In dieses Jahr fällt auch die Gründung einer Tochterverbindung, der KDStV Bergisch-Thuringia Wuppertal. An Pfingsten 2002 feierte die KDStV Thuringia ihr 100. Stiftungsfest. Ende 2014 hat sich die lange im Technischen Cartell-Verband beheimatete KDStV Guelfia im Wege der Fusion der KDStV Thuringia angeschlossen. Zuvor (2012) umfasste die KDStV Thuringia etwa 300 Bundesbrüder, davon etwa 30 Studenten.

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marcus Baldy: 100 Jahre KDStV Thuringia zu Würzburg im CV 1902–2002. Festschrift; Würzburg 2002.
  • Rolf-Joachim Baum et al. (Hrsg.): Studentenschaft und Korporationswesen an der Universität Würzburg 1582–1982. Würzburg 1982, S. 265–267.
  • Martin Blaschke: Die KDStV Thuringia (1902/1902). In: Bernhard Grün (Hrsg.): Zwischen Korporation und Konfrontation. Beiträge zur Würzburger Universitäts- und Studentengeschichte. Festschrift zur 113. Cartellversammlung des CV vom 3.-5. Juni 1999 Köln 1999; S. 306–321.
  • Fred Neumann: Geschichte der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Thuringia zu Würzburg im CV 1902–1977. Würzburg 1977.
  • Thomas Sauer, Winfried Stadtmüller (Hrsg.): Geschichte der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Markomannia. Vierow 1996.
  • Siegfried Schieweck-Mauk: Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen. Köln 1997.
  • Josef Ströder: Angeklagt wegen Polenfreundschaft. Als Kinderarzt im besetzten Krakau; mit einem Vorwort von Berthold Beitz. Herder, Freiburg 1985.
  • KDStV Thuringia (Hrsg.): Satzung, Bandbestimmungen, Geschäftsordnung und Kneip-Komment der katholischen deutschen Studentenverbindung Thuringia in Würzburg (als Handschrift gedruckt) von KDStV Thuringia. Fränkische Gesellschafts-Druckerei GmbH, Würzburg 1919.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul-Werner Scheele: Würzburg und Paderborn – Zeugen und Zeugnisse einer 1200-jährigen Verbundenheit. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 67, Würzburg 2005, S. 109.
  2. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 116.
  3. Bettina Köttnitz-Porsch: Novemberrevolution und Räteherrschaft 1918/19 in Würzburg. (= Mainfränkische Studien Nr. 35); zgl. Diss. phil.; Würzburg 1985; S. 76.
  4. Weiskorn, Richard (Hg.): Gesamtverzeichnis des CV 2015. Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Aktiven; Seite V-623; Bad Honnef 2015.
  5. Fred Neumann: Geschichte der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Thuringia zu Würzburg im CV 1902–1977. Würzburg 1977; S. 55.
  6. Weiskorn, Richard (Hg.): Gesamtverzeichnis des CV 2015. Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Aktiven; Seite V-623; Bad Honnef 2015.
  7. Weiskorn, Richard (Hg.): Gesamtverzeichnis des CV 2015. Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Aktiven; Seite V-623; Bad Honnef 2015.
  8. https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/VWH/Riedner,_Otto#lang-de
  9. Weiskorn, Richard (Hg.): Gesamtverzeichnis des CV 2015. Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Aktiven; Seite V-623; Bad Honnef 2015.
  10. https://www.uni-wh.de/detailseiten/news/uni-wittenherdecke-trauert-um-prof-hilmar-milde-6901/
  11. Fred Neumann: Geschichte der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Thuringia zu Würzburg im CV 1902–1977. Würzburg 1977; S. 111.
  12. Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (Hg.): Gesamtverzeichnis des CV 1961. Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Studierenden; München 1961; S. 472.
  13. Mainpost: Geschichtsforscher aus Leidenschaft; 26. Juli 2013
  14. Vgl. Andreas Lawatky et al. (Hrsg.): Deutsch-Polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart. Bibliographie, Band 2, Wiesbaden 2000, S. 1067.