Kammerwahl 2023

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2018Kammerwahl 20232028
Endergebnis[1]
 %
30
20
10
0
29,84
19,15
18,15
9,55
8,31
6,66
3,62
2,58
1,23
0,53
0,38
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+0,94
+1,65
+1,38
+0,99
−6,74
+0,05
−1,42
+2,58
+1,23
−0,61
−0,05
Sitzverteilung
2
11
4
3
14
21
5
11 14 21 
Insgesamt 60 Sitze

Die 25. Kammerwahl (luxemburgisch Chamberwal) in Luxemburg fand am 8. Oktober 2023 statt. Die 60 Mitglieder der Abgeordnetenkammer wurden für fünf Jahre neu bestimmt.

Wahlrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlbezirke mit der Anzahl an Sitzen

Wahlpflicht besteht für alle Luxemburger ab 18 Jahren. Davon ausgenommen sind Wahlberechtigte über 75 Jahren und nicht-ansässige wahlberechtigte Luxemburger.

Die Verfassung schreibt eine Verhältniswahl vor und legt die Einteilung des Landes in vier Wahlbezirke fest, nämlich den Süden, das Zentrum, den Norden und den Osten. Die Verteilung der insgesamt 60 Sitze auf die Wahlbezirke wird durch ein Gesetz bestimmt, das von der Kammer mit Zweidrittelmehrheit angenommen werden muss.

Wahlbezirk Sitze Kantone des Wahlbezirks
Süden 23 Capellen und Esch/Alzette
Zentrum 21 Luxemburg und Mersch
Norden 9 Clerf, Diekirch, Redingen, Vianden und Wiltz
Osten 7 Echternach, Grevenmacher und Remich

Die Sitze werden ohne Sperrklausel nach dem D’Hondt-Verfahren verteilt. Die Wähler haben so viele Stimmen, wie im Wahlkreis Abgeordnete zu wählen sind. Sie können maximal zwei Stimmen demselben Kandidaten geben. Innerhalb der Liste werden die Sitze mit den stimmenstärksten Bewerbern besetzt.[2]

Kandidaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neun Parteien treten in allen vier Wahlbezirken an. Weitere vier Parteien treten in zwei oder drei Wahlbezirken an.

Die Nummerierung der Listen wurde am 10. August 2023 von Pierre Calmes, Präsident des Staatsbezirksgerichts, festgelegt. Die Listennummern der Parteien, die auch bei den Kommunalwahlen im Juni angetreten waren, wurden beibehalten. Die Partei Mir d’Vollek tritt bei der Kammerwahl nicht an, so dass die Nummer 8 frei bleibt. Die Nummern der weiterer Parteien wurden gelost.[3]

Liste Partei Ausrichtung Spitzenkandidat Wahlbezirk Mandate vor der Wahl
1 LSAP sozialdemokratisch Paulette Lenert[4] alle
10/60
2 DP – Demokratesch Partei liberal Xavier Bettel[5] alle
12/60
3 déi gréng grün Sam Tanson[6] alle
9/60
4 CSV – Chrëschtlech-Sozial Vollekspartei christdemokratisch Luc Frieden[7] alle
21/60
5 déi Lénk links Gary Diderich alle
2/60
6 ADR – Alternativ Demokratesch Reformpartei nationalkonservativ Fred Keup[8] alle
3/60
7 Piraten Piratenbewegung Sven Clement[9] alle
2/60
9 Fokus zentristisch Frank Engel alle
10 Volt europaföderalistisch Phillipe Schannes Süden, Osten
11 KPL, d’Kommunisten kommunistisch Ali Ruckert Süden, Osten, Zentrum
12 Liberté/Fräiheet rechtspopulistisch Roy Reding alle
1/60
13 Déi Konservativ, d’Fräiheetspartei konservativ Joe Thein[10] Norden, Süden

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Wahl 2018 blieb die CSV trotz Verlusten von fünf Prozent stärkste Kraft. Leichte Verluste mussten auch die LSAP und DP hinnehmen, während Gréng und Pirate starke und ADR und Lénk leichte Gewinne verzeichnen konnten.

Nach der Wahl kam es zur erneuten Koalition von LSAP, DP und Gréng unter Premierminister Xavier Bettel.

Umfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stimmenanteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle: [11])

Institut Datum CSV LSAP DP Gréng ADR Pirate Lénk KPL Dem. DK Volt Fokus Sonst.
Kammerwahl 2023 08.10.2023 29,2 % 18,9 % 18,7 % 8,6 % 9,3 % 6,7 % 3,9 % 0,6 % 0,2 % 0,2 % 2,5 % 1,1 %
Ilres 04.09.2023 28,3 % 19,8 % 17,4 % 10,7 % 6,9 % 9,9 % 5,0 % 0,4 % 0,1 % 0,3 % 1,1 %
TNS 20.04.2023 27,1 % 17,9 % 17,1 % 12,8 % 7,5 % 10,0 % 4,3 % 0,5 % 0,3 % 0,4 % 2,0 %
TNS 05.12.2022 23,3 % 20,7 % 18,4 % 12,1 % 7,7 % 9,6 % 5,8 % 0,5 % 0,3 % 0,1 % 0,1 % 1,5 %
TNS 07.06.2022 23,0 % 18,0 % 18,1 % 13,7 % 7,6 % 9,7 % 5,6 % 0,4 % 0,3 % 0,2 % 0,5 % 2,9 %
TNS 19.11.2021 21,6 % 20,2 % 16,2 % 12,4 % 11,3 % 11,1 % 5,0 % 0,8 % 0,6 % 0,5 % 0,3 %
TNS 21.06.2021 24,6 % 17,8 % 19,3 % 13,4 % 7,6 % 8,0 % 7,0 % 1,0 % 0,6 % 0,2 % 0,5 %
TNS 24.11.2020 25,7 % 19,8 % 19,9 % 11,5 % 9,6 % 5,9 % 5,8 % 0,9 % 0,5 % 0,3 % 0,1 %
TNS 24.06.2020 27,5 % 16,4 % 20,6 % 13,4 % 8,2 % 4,8 % 7,3 % 1,1 % 0,3 % 0,2 %
TNS 23.12.2019 30,1 % 15,0 % 16,6 % 15,9 % 10,5 % 5,4 % 5,5 % 0,8 % 0,1 % 0,2 %
Kammerwahl 2018 14.10.2018 28,3 % 17,6 % 16,9 % 15,1 % 8,3 % 6,5 % 5,5 % 1,3 % 0,3 % 0,3 %

Sitzverteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Institut Datum CSV LSAP DP Gréng ADR Pirate Lénk
Kammerwahl 2023 08.10.2023 21 11 14 4 5 3 2
Ilres 04.09.2023 19 13 11 7 3 5 2
TNS 20.04.2023 17 12 11 8 4 6 2
TNS 05.12.2022 15 13 12 8 4 6 2
TNS 07.06.2022 16 12 12 8 4 6 2
TNS 19.11.2021 15 12 9 8 7 7 2
TNS 21.06.2021 17 11 13 8 4 4 3
TNS 24.11.2020 17 12 14 8 5 2 2
TNS 24.06.2020 19 10 15 8 4 1 3
TNS 23.12.2019 20 9 11 10 6 2 2
Kammerwahl 2018 14.10.2018 21 10 12 9 4 2 2

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stimmenstärkste Parteien nach Gemeinden

Die Ergebnisse nach Wahlbezirken und landesweit:[12]

Wahlbezirk Süden Wahlbezirk Osten Wahlbezirk Zentrum Wahlbezirk Norden Luxemburg insgesamt
Anzahl % Sitze Anzahl % Sitze Anzahl % Sitze Anzahl % Sitze Anzahl %
unge-
wichtet
%
ge-
wichtet*
Sitze
(+/− zu
2018)
Wahlberechtigte 111.884 40.246 81.687 52.922 286.739
Wähler 98.327 87,9 35.609 88,5 68.615 84,0 47483 89,7 250.034 87,20
Gültige Stimmzettel 89.832 91,4 33.484 94,0 64.114 93,4 43.913 92,5 231.343 92,52
Gültige Stimmen 1.904.069 226.107 1.255.820 377.404 3.763.400
Sitze insgesamt 23 7 21 9 60
CSV 529.283 27,8 7 69.210 30,6 3 376.078 29,9 7 124.965 33,1 4 1.099.536 29,22 29,84 21 (±0)
DP 268.591 14,1 4 51.810 22,9 2 317.194 25,3 6 66.110 17,5 2 703.705 18,70 19,15 14 (+2)
LSAP 467.088 24,5 6 39.049 17,3 1 148.046 11,8 3 57.693 15,3 1 711.876 18,92 18,15 11 (+1)
ADR 199.903 10,5 2 21.404 9,5 1 82.230 6,5 1 45.422 12,0 1 348.959 9,27 9,55 5 (+1)
Déi Gréng 134.590 7,1 2 17.282 7,6 144.834 11,5 2 25.193 6,7 321.899 8,55 8,31 4 (−5)
PPLU 131.708 6,9 1 11.071 4,9 81.668 6,5 1 29.110 7,7 1 253.557 6,74 6,66 3 (+1)
Déi Lénk 82.914 4,4 1 5.687 2,5 49.481 3,9 1 9.758 2,6 147.840 3,93 3,62 2 (±0)
Fokus 41.966 2,2 5.685 2,5 34.323 2,7 11.858 3,1 93.832 2,49 2,58
Liberté - Fräiheet! 16.736 0,9 3.457 1,5 16.535 1,3 5.925 1,6 42.653 1,13 1,23
KPL 17.715 0,9 898 0,4 5.431 0,4 24.044 0,64 0,53
déi Konservativ 7.126 0,4 1.370 0,4 8.496 0,23 0,21
VOLT 6.449 0,3 554 0,2 7.003 0,19 0,17
* 
Stimmenanteile unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Stimmenzahlen pro Wähler in den einzelnen Wahlbezirken

Analysen des Wahlausgangs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die seit zehn Jahren regierende Dreierkoalition, eine rot-blau-grüne „Gambia-Koalition“ aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen, verlor ihre knappe parlamentarische Mehrheit. Sie konnte statt der bisherigen 31 Sitze nur noch 29 gewinnen. Die Hauptverluste lagen bei den Grünen, die ihren Mandatsanteil von bisher 9 auf 4 Mandate mehr als halbierten. Dieser Verlust konnte auch durch die leichten Hinzugewinne der Sozialdemokraten (+1) und Liberalen (+2) nicht wettgemacht werden. Die konservative Christlich-Soziale Volkspartei konnte zwar keine Mandate hinzugewinnen, wurde aber klar stärkste Partei. Die rechtsgerichtete ADR konnte ein Mandat hinzugewinnen und erreichte damit Fraktionsstärke. Die Piratenpartei gewann ebenfalls ein Mandat hinzu.

Über die Ursachen des starken Verlustes der Grünen, die ihr schlechtestes Ergebnis bei Parlamentswahlen seit 1984 erzielten, wurde spekuliert. Es wurde argumentiert, dass die Grünen bei der vorangegangenen Kammerwahl 2018 mit 15,1 Prozent und neun Sitzen ihr Potential maximal ausgeschöpft hätten und dementsprechend nur noch hätten verlieren können. Möglicherweise habe auch das „ausgeprägte Grünen-Bashing“ aus Deutschland nach Luxemburg herübergewirkt und zum Ergebnis beigetragen.[13]

Regierungsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnell zeichnete sich eine Koalition aus CSV und DP ab. Die neue Regierung aus Mitgliedern dieser Parteien trat ihr Amt am 17. November 2023 an. Neuer Premierminister wurde Luc Frieden (CSV), sein Vorgänger Xavier Bettel (DP) wurde Außenminister.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Offizielle Internetseite der Wahlen im Großherzogtum Luxemburg. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  2. Wahlgesetz (PDF; 823 KB)
  3. Chamberwalen: En Donneschdeg goufen d'Lëschtennummere fir déi eenzel Parteie gezunn. Abgerufen am 26. August 2023 (luxemburgisch).
  4. LSAP-Neijoerschpatt: Paulette Lenert geet am Oste mat an d'Walen an ass prett fir d'Spëtzekandidatur. Abgerufen am 3. Februar 2023 (luxemburgisch).
  5. Wahlen in Luxemburg: Osten – Déi Gréng veröffentlichen die letzten Kandidaten. 10. Juli 2023, abgerufen am 10. Juli 2023.
  6. Déi Gréng: Walkommissioun eestëmmeg fir d'Sam Tanson als national Spëtzekandidatin. Abgerufen am 23. März 2023 (luxemburgisch).
  7. CSV-Konvent: Luc Frieden unanime zum Spëtzekandidat fir d'Chamberwale designéiert. Abgerufen am 25. März 2023 (luxemburgisch).
  8. ADR-Kongress: Fred Keup eestëmmeg zum Spëtzekandidat fir d'Chamberwalen designéiert. Abgerufen am 26. März 2023 (luxemburgisch).
  9. Walslogan vun der Piratepartei: “Gerecht Léisunge fir haut a muer”. Abgerufen am 10. März 2023 (luxemburgisch).
  10. Chamberwalen: D'Lëscht fir den Norden vun Déi Konservativ steet fest. Abgerufen am 26. August 2023 (luxemburgisch).
  11. Luxemburg: Aktuelle Wahltrends & Sonntagsfragen. Abgerufen am 16. August 2022.
  12. Luxemburgische Regierung: Offizielle Ergebnisse
  13. Stefan Kunzmann: Wahlanalyse / Luxemburg auf Rechtskurs. In: Tageblatt. 10. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  14. Luxemburger Wort: CSV-DP-Regierung ist seit Freitag im Amt