Kanarenzilpzalp

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kanarenzilpzalp

Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Überfamilie: Aegithaloidea
Familie: Laubsängerartige (Phylloscopidae)
Gattung: Laubsänger (Phylloscopus)
Art: Kanarenzilpzalp
Wissenschaftlicher Name
Phylloscopus canariensis
(Hartwig, 1886)
Verbreitung des Kanarenzilpzalps (Phylloscopus canariensis)
Ei des Kanarenzilpzalps in der Sammlung des Museum von Toulouse

Der Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis) ist eine Singvogelart aus der Gattung der Laubsänger (Phylloscopus) in der Familie der Laubsängerartigen (Phylloscopidae). Er galt ursprünglich als Unterart des Zilpzalps (Phylloscopus collybita), wurde jedoch 1996 als eigenständige Art anerkannt.[1] Es werden zwei Rassen unterschieden, die Nominatform Phylloscopus canariensis canariensis von den Inseln La Palma, El Hierro, Gomera, Teneriffa und Gran Canaria und der Lanzarote-Zilpzalp (Phylloscopus canariensis exsul) von Lanzarote.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kanarenzilpzalp erreicht eine Körperlänge von 12 bis 14 cm. Er ist ein mittelgroßer, eher schlicht aussehender Laubsänger mit kurzen Flügeln. Die Nominatform hat einen weißen Überaugenstreif und einen dünnen Augenring, der mit einem dunklen Augenstreif kontrastiert. Die Wangen und die Ohrdecken sind olivbraun. Oberkopf und Oberseite sind bräunlich-oliv. Der Unterrücken und die Oberschwanzdecken sind hell grünlich-oliv. Die Schwungfedern und die äußeren Schwanzfedern haben feine hellgrüne Fransen. Kinn und Kehle sind schmutzig weiß. Die Unterkehle und die Brust sind stumpfgelb. Die Unterbrust und der Bauch sind stumpf gelbbraun getönt. Die Flanken sind lebhaft gelbbraun. Bürzel und Unterschwanzdecken sind hell gelblich weiß. Die Unterflügeldecken und die Achselfedern sind gelblich. Die Iris ist dunkelbraun und der Schnabel ist dunkelhornbraun. Die Färbung der Beine ist variabel und reicht von grünlich bis graubraun oder gelbbraun. Vom sehr ähnlichen Zilpzalp unterscheidet er sich hauptsächlich durch seinen weißeren und etwas längeren Überaugenstreif, durch die dunklere Oberseite, durch die stärker gelbbraun getönte Unterseite, durch den etwas längeren und dunkleren Schnabel, durch die helleren Beine und durch kürzere und stärker abgerundete Flügel. Die Geschlechter sehen gleich aus. Die Jungvögel ähneln den Altvögeln, jedoch ist bei ihnen im Allgemeinen die Unterseite heller gelb. Die Unterart Phylloscopus canariensis exsul ist etwas kleiner als die Nominatform, heller und weniger intensiv olivbraun und die Schenkel sind nahezu schwarz.

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ruf der Nominatform besteht aus einem scharfen und klaren hwit, huit, huii, tuit oder wheet, ähnlich dem Ruf des Zilpzalps. Der Ruf der Unterart P. canariensis exsul ist etwas länger und härter. Der Gesang, der sich wie dschi-dsche-sche-schi-sche-schi-schi anhört, hat häufig einen lauten und explosiven Beginn und beschleunigt sich zum Ende hin. Es kann auch ein kurzes, abruptes Tuk, che oder chk vorausgehen, das dem des Zilpzalps ähnelt, jedoch schneller sowie reicher und tiefer im Timbre ist. Der Kanarenzilpzalp reagiert nicht auf den Gesang des Zilpzalps. Über den Gesang der Unterart P. canariensis exsul gibt es keine Informationen.

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nominatform bewohnt Gärten, Sträucher, die Ränder von Anbauflächen, Buschland, Kiefernwälder (Pinus) und gemischtes Waldland vom Meeresspiegel bis zur Baumgrenze. Der Lebensraum der Unterart P. canariensis exsul umfasst Anbauflächen, Euphorbien, Kakteengestrüpp, Feigenbäume (Ficus) und Sträucher.

Nahrungsverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Nahrungsverhalten ähnelt dem des Zilpzalps. Er ernährt sich von Blattläusen, Mottenschildläusen, Larven und gelegentlich auch Beeren. Mücken erbeutet er, indem er mit schnellem Flügelschlag im Mückenschwarm „stehen bleibt“. Daher wird er auch „mosquitero“ genannt. Bei der Bestäubung von exotischen Pflanzen mit großen Blüten spielt er eine ähnliche Rolle wie der Kolibri.[2]

Fortpflanzungsverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fortpflanzungszeit geht von Ende Januar bis Juni. Das Nest besteht hauptsächlich aus Gräsern, Blütenblättern, trockenen Blättern, Pflanzenfasern, Tierhaaren und Federn. Es wird in Bäumen, Palmen, in hohen Büschen (z. B. Lorbeer (Laurus)), in Kletterpflanzen, manchmal unter Dachgesimsen, jedoch sehr selten am Boden errichtet. Das Gelege besteht aus bis zu vier Eiern. Über die Brutdauer und die Schlüpfperioden liegen keine Informationen vor.

Status[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IUCN stuft den Kanarenzilpzalp in die Kategorie „nicht gefährdet“ (least concern) ein. Die Nominatform ist häufig und weit verbreitet, mit einer Population, die auf 100.000 bis 150.000 Paare geschätzt wird. Die Unterart P. canariensis exsul war auf das Haria-Tal auf Lanzarote beschränkt, wo zuletzt im Jahr 1986 ein Nest gefunden wurde. Möglicherweise ist diese Form bereits ausgestorben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • David A. Bannerman: The birds of Gran Canaria. In: Ibis. Band 24, Nr. 6, 1912, S. 557–627.
  • Peter Clement, Andreas J. Helbig: Taxonomy and identification of chiffchaffs in the Western Palearctic. In: British Birds. Vol. 91, September 1998, S. 361–376.
  • Peter Clement: Canary Chiffchaff (Phylloscopus canariensis). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, D. A. Christie, E. de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona. (Abgerufen von HBW Alive am 31. Januar 2017).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kanarenzilpzalp – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. A. J. Helbig, J. Martens, I. Seibold, F. Henning, B. Schottler, M. Wink: Phylogeny and species limits in the Palearctic Chiffchaff Phylloscopus collybita complex: mitochondrial genetic differentiation and bioacoustic evidence. In: Ibis. Band 138, Nr. 4, 1996, S. 650–666.
  2. Kanarenzilpzalp, Abruf 31. März 2016.