Kapelle Langen Trechow

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Kapelle Langen Trechow

Die Kapelle Langen Trechow ist ein turmloser Fachwerkbau im Ortsteil Langen Trechow der heutigen Gemeinde Bernitt des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Detailansicht des Fachwerks und des historischen Portals

Die Stiftung der Kapelle erfolgte am 13. April 1329[1] durch das Bützower Kapitel, die Bestätigung durch den Bischof Johann von Schwerin. Die Kapelle wurde mutmaßlich vor dem Dreißigjährigen Krieg als Fachwerkkirche unter Walmdach mit dreiseitig geschlossenem Chor errichtet.[2] Es ist davon auszugehen, dass die mittelalterliche Kapelle durch den Dreißigjährigen Krieg und seinen Folgen zerstört wurde und deshalb der Neubau der heutigen Kapelle wohl um 1691 erforderlich wurde. Hinzu kam, dass Langen Trechow 1685 aus dem bischöflichen Patronat in das ritterschaftliches Patronat derer von Plüskow wechselte.[3] Der Wiederaufbau sollte in Ermangelung von Baumaterial und Bauleuten mit möglichst geringen Kosten und in kurzer Zeit erfolgen. So ergaben sich der einfache Rechteckgrundriss unter Verzicht auf einen Westturm und die Fachwerkbauweise mit Lehmausfachungen. Für die Eindeckung wurden Biberschwanzziegel genommen. In Langen Trechow wurde durch einen polygonalen Chorabschluss und die Ausmauerung der Gefache teils in dekorativen Zierverband das Äußere künstlerisch aufgewertet. Auch der schon anfängliche Raumabschluss mit einer Holztonne übertrifft den gewöhnlichen Standard ländlicher Fachwerkkirchen. Eine Bemalung des Tonnengewölbes war nicht vorgesehen. Die weiten Abstände der Dachgebinde lassen vermuten, dass anfangs eine Rohreindeckung vorhanden war. Bis 1841 blieb Langen Trechow in Besitz der Familien von Plüskow, danach war Regierungsrat Friedrich Albrecht von Oertzen Eigentümer, und ab 1847 ging der Besitz und das Kirchenpatronat bis 1945 an die Familien von Plessen über.

Nach 1965 wurde die Kapelle noch als Leichenkammer genutzt. Um 1970 hatte man durch den Einbau zweier Gemeinderäume die historisch gewölbte Holzdecke zu einem Drittel entfernt und den übrigen Bereich verkleidet. Mit dieser Umgestaltung wurden auch die Ausstattungen, wie der Altar und die Kanzel von 1788, entfernt.

1997 erhielt das Dach eine Notdeckung aus Wellbitumenplatten. Durch das Absacken der Umfassungswände infolge des überhöhten Geländes und der dadurch verfaulten Holzschwelle wurden 1999 an der Kapelle die Fachwerkschwelle und Ständer erneuert.

Die Ausführungen an den Fachwerkwänden erfolgten teils unsachgemäß, ohne baufachliche und denkmalpflegerische Begleitung. So wurden die barocken Zargenfenster ausgebaut, durch neue Einheitsfenster ersetzt und die zu starken Fugen zu den Stielen verschäumt.[4] Der Ablehnungsbescheid auf Zuwendung von Fördermitteln aus dem Sonderprogramm Dach und Fach erfolgte am 16. Juli 2003.[5]

2006 konnten die Instandsetzungsarbeiten an der Kapelle im Wesentlichen abgeschlossen werden. Dazu gehörten auch der Dachstuhl mit Dachdeckung, das Fachwerk mit seiner Ausfachung und die Tonnendecke aus Holzbrettern.[6] Die Innenausstattung fehlte vollständig und wurde in modernem Stil ersetzt. Schon am 1. Advent 2006 erfolgte die Neueinweihung. Zwei Nebenräume der Kapelle werden von der Kirchgemeinde für die Gemeindearbeit genutzt. Die kleine Kapelle ist von einem Friedhof umgeben.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Friedrich Schlie wurde die Kapelle als ein minderwertiger Ziegelfachwerkbau eingeschätzt.[7]

Die kleine, unverputzte Fachwerkkirche über rechteckigen Grundriss mit dreiseitig geschlossenen Chor. Den Chorabschluss des einschiffigen Kirchensaals bilden drei Wände, die wie bei einem regelmäßigen Achteck angeordnet sind. Die Außenwände sind in Fachwerkbauweise errichtet und die schmuckvollen Ziegelausfachungen in Fischgräten- und Staffelmuster ausgeführt worden. Das ursprüngliche Portal ist innerhalb der Fachwerkkonstruktion auf der Südseite der Kapelle noch deutlich zu erkennen. Das heutige moderne Westportal wurde auf der Westfassade vorgeblendet. Auf der Westseite der turmlosen Kapelle befindet sich eine kleine Glockenhaube mit einem Kreuz. Das doppelte Kehlbalkendach ist als Walmdach, im Osten sogar dreiseitig abgewalmt, ausgebildet und mit Biberschwanzdachziegeln eingedeckt.

Im Innern öffnet sich der Bau nach einem schmalen Flur zu einer schlichten Saalkirche, die von einer Holztonne überwölbt wird. Die Fachwerkkonstruktion ist innen glatt verputzt.

Der Chorbereich mit dem Altar ist durch zwei Stufen erhöht.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altar und Kanzel stammten aus 1788. Sie sind 1956 abhandengekommen.

In die drei Bleiglasfenster des Chores sind Wappen und Namen der Patronatsfamilien eingesetzt:

  • im linken und rechten die der von Plüskow, beginnend mit Hans Albrecht von Plüskow, der nach dem Dreißigjährigen Krieg ab 1659 Gut Trechow wieder aufbaute[8] und 1663 das Patronat für das Stück Land bekam, auf dem die Kapelle steht[9]
  • im mittleren die der von Plessen, beginnend mit Anna von Plessen, geb. von Carnap, die die Trechower Güter 1847 kaufte,[8] und endend mit Hennecke von Plessen und seiner Tochter Maria Therese (1925–2014), die die Fenster 2000–01 wiederherrichten und vervollständigen ließ.[9]

2007 wurde eine kleine Orgel aus der Güstrower Pfarrkirche nach Langen Trechow verlegt, die 1982 von der Orgelbaufirma Nußbücker in Plau gebaut wurde[10].

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Dömitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Brüel, Warin, Neubukow, Kröpelin und Doberan. Schwerin 1901, Neudruck 1993, ISBN 3-910179-08-8, S. 75–77. online auf archive.org
  • ZEBI e.V., START e.V.: Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Güstrow. 1997, S. 131.
  • Dörte Blum: Langen Trechow, Dorfkirche. In: Kirchen in Mecklenburg. 2013, S. 111–112.

Gedruckte Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungedruckte Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landeshauptarchiv Schwerin
    • 5.12-3/1 Mecklenburg-Schwerinsches Ministerium des Innern. Kurzen und Langen Trechow 1922–1930.
  • Landeskirchliches Archiv Schwerin
    • OKR Schwerin, Specialia Abt. 1. Nr. 102, Verhältnis der Bützowschen Prediger zu den eingepfarrten Dörfern Kurzen und Langen Trechow. 1808.
    • OKR Schwerin, Specialia Abt. 3. Nr. 403, Langen Trechow, 002 Verleihung der Kapitalien der Kapelle zu Langen Trechow 1822–1931. 003 Die Kapelle und der Kirchhof zu Langen Trechow 1793, 1846–1953. 004 Kirchhof und Kapelle 1959–1992.
  • Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern.
    • Landesdenkmalpflege, Archiv. Nr. 2017, Langen Trechow, Kirche 1964–2006.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MUB IX. (1875) Nr. 5046.
  2. Bettina Gnekow: Denkmalpflegerische Zielstellung. Schwerin 26. Februar 1998.
  3. Franz Schildt: Das Bisthum Schwerin in der evangelischen Zeit. MJB 47 (1882) S. 216.
  4. Protokoll der Ortsbesichtigung am 2. März 2000 durch das Landesamt für Denkmalpflege und die Bauabteilung des OKR Schwerin.
  5. Ablehnungsbescheid Kapelle Langen Trechow, Az. DF 03/15-13 vom 16. Juli 2003 vom Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern.
  6. Besichtigungsprotokoll des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege M-V zur Kapelle Langen Trechow vom 16. August 2006.
  7. Friedrich Schlie: Die Kapelle zu Langen Trechow. 1901, S. 75–77.
  8. a b http://www.gut-trechow.de/index-20922.html
  9. a b Nadine Schuldt: Hochzeit in Langen Trechower Kleinod. In: svz.de vom 7. September 2000 (abgerufen am 24. August 2015)
  10. Bernitt / Langen Trechow – Dorfkirche (Kapelle) – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (deutsch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kapelle Langen Trechow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 52′ 55,8″ N, 11° 56′ 30″ O