Karl-Heinz Mauermann

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Karl-Heinz Mauermann (2016)

Karl-Heinz Mauermann (* 1958) ist ein deutscher Künstler (Lehrer) und Kunstpädagoge. Seine Ausdrucksformen sind Zeichnung bis zum Video und zu Performances, wobei die Arbeiten teilweise in den Grenzbereichen zur Literatur und zur Musik angesiedelt sind.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstpädagogik und Grafik-Design in Bochum und Essen wurde er 1984 Mitglied des Kunsthaus Essen. Dort hatte er bis 2002 ein Atelier und war zeitweise Vorstandsmitglied. Seit Beginn der 1990er Jahre zeigt er seine Arbeiten in Ausstellungen und Projekten.[2][3] Mauermann arbeitete 1993–94 an der Kollegschule Kemnastraße in Recklinghausen als Deutschlehrer und weiter in der Erich Kästner-Gesamtschule in Essen als Lehrer für Deutsch und Kunsterziehung.[4]

Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelte er Projekte und Ausstellungen als eigenständige künstlerische Arbeiten, z. B. Hoch lebe das edle Handwerk der Schlächter!, Ausstellung im Hof einer ehemaligen Metzgerei in Kooperation mit dem Museum Folkwang, 2000[5] oder mit Matthias Schamp u. a. Der Helix-Studio Hochbau, Ereignisse zum erweiterten Kunstbegriff, Kunsthaus Essen, 1995.[6] Mit Schamp arbeitet er seither immer wieder projektbezogen zusammen. So entwickeln sie Metaperfomance-Miniaturen, ein Programm, in dem sie mit Handpuppen, die sie nach ihrem Ebenbild gebaut haben, das Schamperl und das Mauermännchen, klassische Performances der Kunstgeschichte aufführen.[7]

Seit 2003 arbeitet er mit Musikern und Klangkünstlern. Mit Frank Niehusmann entwickelte er Performances, die sie auch international zeigten, so z. B. in Maxis II, International Festival / Symposium of Sound and Experimental Music, 2003, University of Leeds,[8] in The State of Affairs: Exploring the Relationship Between Visual and Sonic Arts, 2003, Middlesex University, London,[9] in Profile Intermedia – Magnificent 7, Bremen, 2004 oder in ExtraSchicht 2010 im Gasometer Oberhausen.[10] Sein Hörspiel Maschinen wurde 2006 im Deutschlandradio Kultur uraufgeführt.[11]

Gemeinsam mit dem Bassisten Christoph Kammer führte Mauermann Live-Filme in der Lichtburg (Essen) und im Grillo-Theater auf. In diesen begleiten die beiden die von Mauermann vorproduzierten Filmbilder musikalisch sowie mit gesprochenen Texten und erzählen bzw. kommentieren so den Film. Mit dem Keyboarder und Musiktherapeuten Uli West erzählt er surreal anmutende, absurde Geschichten, in denen sie gemeinsam über Bilder und Klänge improvisieren. Mit Zeitmanipulation arbeitende Video-Performances sind seit 2013 das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Florian Walter. Zu Die Berechnung einer Kurve mit Hilfe der Beinmuskulatur, einem Tanztheaterprojekt des Choreographen Tim Čečatka in der Folkwangschule, entwickelte er klang- und bewegungsgesteuerte Live-Videoarbeiten.[12]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1986 Sonderpreis des Max-Ernst-Stipendiums der Stadt Brühl für das Video aren’t we drawing such lines whenever we move?
  • 2006 (zusammen mit Frank Niehusmann) Hörspielpreis „Phonurgia Nova“ für das Hörspiel Maschinen.[13]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Necmi Sönmez, Kurator für zeitgenössische Kunst am Museum Folkwang schrieb: „Mauermann spielt in dieser Arbeit (Goldener Tisch für den Oberbürgermeister der Stadt Essen) mit einer Bandbreite sich teilweise kommentierender, auch Widersprüche aufdeckender Konnotationen. Diese beginnen bei der sich im Essener Münsterschatz befindenden „Goldenen Madonna“ … Sie reichen über Anspielungen auf den Strukturwandel im Revier, über böse Kommentare zur Großmannssucht der Revierstädte, die sich gegenseitig zu übertreffen versuchen, über die Hommage an die Arbeiterschaft, auf deren Fleiß sich der ehemalige Wohlstand der Region gründete, bis hin zum Antagonismus, daß der Oberbürgermeister angesichts eines Millionenlochs in der Stadtkasse am goldenen Tische sitzt.“[14][15]

Die Kunsthistorikerin Karin Stempel schrieb: „Ja oder Nein, An oder Aus – der Benutzer von Mauermanns Automaten und Halbautomaten befindet sich in einer permanenten Entscheidungsneurose; mehr noch, die Logik der Automaten unterläuft die Logik des Benutzers, obwohl keine Betriebsstörungen vorkommen. Ganz im Gegenteil. … Geben Sie es zu: Mauermanns banale Apparate haben Sie ausgetrickst. Immer ist alles ganz anders als erwartet, auch wenn immer alles ganz so ist, wie man es hätte erwarten können.“[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sven Drühl, Tanz mit dem Tod, Kunstforum international, Bd. 153, 1/3 2001
  • Marcus Lütkemeyer, Tische der Kommunikation, Kunstforum international, Bd. 157, 11/12 2001
  • Jürgen Raap, Schlachten und Schlachtfeste, Kunstforum international, Bd. 160, 6/7 2002

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archiv Deutschlandradio Kultur, Klangkunst, Maschinen, ein Hörspiel von Frank Niehusmann und Karl-Heinz Mauermann
  2. Kunst für die Massen, Einzelausstellung im Städtischen Museum Gelsenkirchen, 1991, Katalog
  3. jede/r: Pavane, Choreografie für das Museum am Ostwall, Dortmund, 1996, Katalog
  4. Kollegium der EKS Essen (mit Bild)
  5. Sammelband Hoch lebe das edle Handwerk der Schlächter! Städtische Galerie im Museum Folkwang zu Gast im Hof einer ehemaligen Metzgerei, Abschlußdokumentation einer Ausstellungserie 1996 – 2000, Hrsg. Museum Folkwang und Kunsthaus Essen
  6. Website von Matthias Schamp
  7. http://www.lehmbruckmuseum.de/?ai1ec_event=plastikbar-das-schamperl-und-das-mauermaennchen-proudly-present-metaperformance-miniaturen
  8. Maxis II, Programm, School of Music, University of Leeds
  9. The State of Affairs: Exploring the Relationship Between Visual and Sonic Arts, symposium organised by the Sonic Arts Programme at Middlesex University@1@2Vorlage:Toter Link/www.web.mdx.ac.uk (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Veröffentlichung der Stadt Oberhausen
  11. Pressemitteilung, Deutschlandradio Kultur
  12. (Pina Bausch Theater, Folkwang Universität der Künste)@1@2Vorlage:Toter Link/www.folkwang-uni.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. palmarès 2006. phnurgia.org, abgerufen am 29. Januar 2019
  14. Hrsg. Museum Folkwang, Tische der Kommunikation (Katalog), Essen, 2001
  15. Artikel zur Ausstellung in der Zeitschrift Kunstforum international, 2001
  16. Karin Stempel, in: 4|4 die Dritte, Ausstellungskatalog, Hrsg. Kunsthaus Essen, 1994