Karl Heinz Bartels
Karl Heinz Bartels, in Druckwerken auch Karlheinz Bartels (* 6. November 1937; † 17. Juli 2016)[1] war ein deutscher Apotheker, Pharmaziehistoriker und Heimatforscher.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bartels studierte Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Mit einer Doktorarbeit bei Rudolf Schmitz an der Philipps-Universität Marburg promovierte er im Fach Pharmaziegeschichte zum Dr. phil.[2] Er wirkte in Lohr am Main von 1965 an als Inhaber der elterlichen Marien-Apotheke, die er im Jahr 2005 an seine Tochter übergeben konnte.
Pharmaziegeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seine pharmaziegeschichtliche Qualifikation schlägt sich in annähernd einhundert Veröffentlichungen und Vorträgen nieder.[3][4][5] Bis 2004 hielt er mehrere Lehraufträge an den pharmazeutischen Instituten der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (1972–1993) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1973–2004).
Heimatgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sein heimatgeschichtliches Interesse zeigt sich in einer großen Zahl von Veröffentlichungen über die Lohrer und Neustadter Geschichte[6][7].
Märchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 13. April 1985 veröffentlichte Karlheinz Bartels einen Artikel „Neue Erkenntnisse über Hänsel und Gretel“, im Main Echo/Lohrer Echo. 22 Jahre nach einem Buch von Hans Traxler mit dem Titel „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“, griff Bartels erneut den Inhalt von Traxler aus dem Jahr 1963 auf. Er tat so, als ob das immer noch der aktuelle Wissenstand über Hänsel und Gretel ist. Jedoch wurde schon am 7. Juli 1964 die erfundene Traxler-Geschichte in der Zeitschrift „Der Spiegel“ aufgedeckt. Gleichzeitig gab er die Gründung eines Arbeitskreises Fabulologie, auf Basis der Erkenntnisse von Traxler, bekannt. Die historischen Vereine von Marktheidenfeld, Wertheim, Miltenberg und Aschaffenburg schlossen sich sofort an.
Große Aufmerksamkeit erreichte er mit seiner ersten Veröffentlichung: War Schneewittchen eine Lohrerin? mit dem Untertitel Zur Fabulologie des Spessarts. Sie erschien in der Zeitschrift Schönere Heimat des Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V. 75. Jahrgang 1986/Heft 2, S. 392–396. Die zweite Veröffentlichung war sein 80-seitiges Buch Schneewittchen – Zur Fabulologie des Spessarts, diesmal ohne Fragezeichen nach Schneewittchen, von 1990 und ein 84-seitiges Buch von 2012.[8] In allen drei Veröffentlichungen stellte der passionierte Märchenfreund die These auf, dass Schneewittchen, wenn es tatsächlich gelebt hat, die 1729[9] geborene Lohrerin Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal gewesen sein müsste. Er bewies dies auch im Wege der Deduktion, dem methodischen Kern seiner „Fabulologie des Spessarts“, einer scherzhaften Wortneuschöpfung für eine speziell auf den Spessart angelegte Märchenwissenschaft, die schon von Hans Traxler 1963 publizierte wurde. Aber schon am 7. Juli 1964 wurde die Traxler-Geschichte in der Zeitschrift Der Spiegel aufgedeckt. Dementsprechend hat Bartels die handelnden Personen des Märchens – stets mit einem Augenzwinkern – mit historischen Fakten belegt und nach Lohr im Spessart verortet.
Karl Heinz Bartels beendete in allen drei Veröffentlichungen seine Arbeit mit der gleichen Aussage: „Somit ist mit Schrift[10] und Bild[11] belegt: Schneewittchen war eine Lohrerin! Vivat Fabulologia!!“[12]
Heute gilt Bartels als Vater des „Lohrer Schneewittchens“.[13] Im Mai 2016 verlieh ihm die Stadt Lohr am Main unter anderem auch für seine Schneewittchen-Geschichte die Ehrenbürgerschaft.
Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bundesverdienstkreuz am Bande (28. Januar 1991)[14]
- Mitglied der Academie Internationale d'histoire de la Pharmacie (1987)
- Verleihung der Schelenz-Plakette der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (2007)
- Ehrenbürgerschaft der Stadt Lohr am Main (12. Mai 2016)[15]
Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg. Frankfurt am Main 1966 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie. Band 8).
- Deutsche Apothekerbiographie. Band 1–2 und Ergänzungsbände 1–2. In: Wolfgang-Hagen Hein, Holm-Dietmar Schwarz (Hrsg.): Veröffentlichung der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Stuttgart 1975–1986.
- Flurdenkmäler im ehemaligen Landkreis Lohr (= Schriften des Geschichts- und Museumsvereines Lohr. Band 10). Lohr 1977.
- mit Wolf-Dieter Jahncke: Medizin und Pharmazie in der Benediktiner-Abtei Neustadt a. Main (= Schriften des Geschichts- und Museumsvereines Lohr. Band 11). Lohr 1978.
- Neue Erkenntnisse über Hänsel und Gretel. Ein Beitrag zur Fabulologie des Spessarts und zum Jahr der Gebrüder Grimm. In: Main Echo – Lohrer Echo, 13. April 1985.
- War Schneewittchen eine Lohrerin? Zur Fabulologie des Spessarts. In: Schönere Heimat, Bayerischer Landesverband für Heimatpflege e.V. 75. Jahrgang, 1986, Heft 2, S. 392–396.
- Nürnberg und die Pharmazie. In: Pharmazeutische Zeitung. Band 132, 1987, S. 1612–1615.
- Schneewittchen. Zur Fabulologie des Spessarts. Buchhandlung von Törne, Lohr 1990, ISBN 3-9800281-4-3.
- Die Verbreitung der Nürnberger Pharmakopöe. In: Geschichte der Pharmazie. Band 44, 1992, S. 17–23.
- 350 Jahre Marien-Apotheke Lohr am Main 1650–2000 (= Schriften des Geschichts- und Museumsvereines Lohr am Main. Band 34). Lohr 2000.
- Das Apothekenwesen im östlichen Unterfranken, insbesondere im Hochstift Würzburg. In: Peter Dilg, Karl Heinz Bartels (Hrsg.): Pharmazie in Würzburg – historische und aktuelle Aspekte. Hrsg. im Auftrag der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Berlin 2004 (= Stätten pharmazeutischer Praxis, Lehre und Forschung. Band 3), S. 18–53.
- Die Würzburger „Pharmakopöen“. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 25, 2006, S. 75–112.
- Die Breslauer Medizin-Statuten aus der Mitte des 14. Jahrhunderts- In: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau XLVII. Band 38, 2006/2007, S. 11–26.
- Schneewittchen. Zur Fabulologie des Spessarts (= Schriften des Geschichts- und Museumsverein Lohr. Band 52). 2012, ISBN 978-3-934128-40-8.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Der Apotheker, der Lohr zur Schneewittchen-Stadt machte Deutsche Apotheker-Zeitung vom 19. Juli 2016
- ↑ Dissertation: Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg. Das Eindringen italienischer Elemente in die deutsche Apothekengesetzgebung als Folge des Drogenhandels und anderer Verbindungen zwischen Venedig und Nürnberg. Frankfurt am Main 1966 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, 8).
- ↑ Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich: Bibliografie. In: Geschichte der Pharmazie, Beilage der Deutschen Apothekerzeitung. Band 68, Nr. 4 (November), 2016
- ↑ War die Königin von Saba eine Apothekerin? Ein Querschnitt durch die Geschichte des Arzneidrogenhandels, Festvortrag auf dem Bayerischen Apothekertag 1987, Nürnberg, veröffentlicht in
- ↑ Karlheinz Bartels: Aromata et Species – Arzneidrogen-Fernhandel im Altertum. In: Klaus Meyer (Hrsg.): Die Schelenzstiftung IV 1989–2003. (= Veröffentlichungen zur Pharmaziegeschichte. Band 4), Stuttgart 2004, S. 193–210
- ↑ Flurdenkmäler im ehemaligen Landkreis Lohr, Schriften des Geschichts- und Museumsvereines Lohr, Folge 10, 1977
- ↑ Karlheinz Bartels, Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Medizin und Pharmazie in der Benediktiner-Abtei Neustadt a. Main (= Schriften des Geschichts- und Museumsvereines Lohr. Folge 11). >1978.
- ↑ Schneewittchen. Zur Fabulologie des Spessarts. 2. Auflage. 2012 (= Geschichts- und Museumsverein Lohr. Folge Band 52), ISBN 978-3-934128-40-8.
- ↑ Bartels hat dreimal das Jahr 1729 veröffentlicht, obwohl Maria Sophia von Erthal im Jahr 1725 geboren wurde.
- ↑ In der Schrift werden der sprechende Spiegel - der wilde Wald und der Frischling - die Zwerge und die Berge - der gläserne Sarg – und die eisernen Pantoffeln mit den wissenschaftlichen Methoden der Fabulologie detailliert untersucht. Aber die Fakten vom Vater, der Mutter und Stiefmutter, und die vom ‚Lohrer Schneewittchen‘ Maria Sophia, wurden in der Schrift nur sehr oberflächlich betrachtet, und nicht mit den Aussagen im Grimm-Märchen verglichen. So: „Und wie das Kind geboren war, starb die Königin.“ und „Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin.“
- ↑ Das Bild (Gemälde) von 1759 zeigt nicht Maria Sophia von Erthal aus Lohr. 1759 war sie 34 Jahre alt. Es zeigt die zwei Kinder von Georg Philipp Valentin von Erthal – Herr auf Leuzendorf und Gochsheim
- ↑ Mit der Fußnote 30, in der folgendes steht: Und wenn wir wieder Windeier aufschlagen, laden wir sie wieder zum Essen ein.
- ↑ Wolfgang Vorwerk: Das 'Lohrer Schneewittchen': Zur Fabulologie eines Märchens. In: Christian Grandl, Kevin J. McKenna (Hrsg.): Bis dat, qui cito dat. Gegengabe in Paremiology, Folklore, Language and Literature. Honoring Wolfgang Mieder on His Seventieth Birthday. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2015, ISBN 978-3-631-64872-8, S. 491–503 (Digitalisat (PDF)).
- ↑ Auskunft des Bundespräsidialamtes
- ↑ Lohr a.Main – Ehrenbürger (Memento des Originals vom 1. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 1. August 2016
Personendaten | |
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NAME | Bartels, Karl Heinz |
ALTERNATIVNAMEN | Bartels, Karlheinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Apotheker und Pharmaziehistoriker |
GEBURTSDATUM | 6. November 1937 |
STERBEDATUM | 17. Juli 2016 |
- Apotheker (20. Jahrhundert)
- Apotheker (21. Jahrhundert)
- Pharmaziehistoriker
- Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
- Hochschullehrer (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
- Heimatforscher (Bayern)
- Person (Lohr am Main)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
- Deutscher
- Geboren 1937
- Gestorben 2016
- Mann