Kintsugi
Kintsugi (japanisch 金継ぎ „Goldverbindung, -flicken“) oder seltener Kintsukuroi (金繕い, „Goldreparatur“)[1] ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Keramik. Keramik- oder Porzellanbruchstücke werden mit Urushi-Lack geklebt, fehlende Scherben werden mit einer in mehreren Schichten aufgetragenen Urushi-Kittmasse ergänzt, in die feinstes Pulvergold oder andere Metalle wie Silber und Platin[1] eingestreut werden. In Anlehnung an Streubilder (maki-e) entstehen die für Kintsugi charakteristischen Dekorationseffekte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor dem Hintergrund des sich stärker verbreitenden Zen-Buddhismus entwickelte sich im Japan des 16. Jahrhunderts auf Betreiben einiger Teemeister trotz des Widerstandes der wohlhabenden Klasse, welche die Teezeremonie als Tradition zur Vorführung von Glanz und Luxus betrieb, ein neues ästhetisches Prinzip – Wabi Sabi. Die japanische Wabi-Sabi-Ästhetik reicht von einer metaphysischen Basis über geistige Werte, moralische Vorschriften bis hin zur stofflichen Qualität, die auch in der Teekunst zum Ausdruck kommt und sich auf viele Bereiche der Kunst und Kultur auswirkt. Die Einfachheit und die Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit stehen im Zentrum dieser Anschauung. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich Kintsugi – die Goldverbindung, die den Makel hervorhebt.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der Verfilmung Chemical Hearts, nach einem Roman von Krystal Sutherland, wird diese Reparaturmethode gezeigt, sowohl für Keramik als auch symbolisch für andere „zerbrochene“ Dinge.
- Miku Sophie Kühmel verwendet Kintsugi als Titel für ihren 2019 erschienenen Roman, der von der Reparatur einer Beziehung handelt.
- Ein Titel des Rappers Cr7z trägt den Namen Kintsugi.
- Im Film The Golden Thread[2] wird Kintsugi als Prinzip, symbolisch die unterschiedlichen „Teile“ eines Lebens im Guten zu verbinden, gezeigt.
- Der europäische Beruf des Geschirrflickers wird aufgrund günstiger werdender industriell hergestellter Keramik seit dem 20. Jahrhundert kaum noch ausgeübt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- U. A. Casal: Japanese Art Laquers. Sophia University, Tokio 1961. (Monumenta Nipponica Monographs 18)
- Stefan Drescher: kintsugi Technik – kintsugi Technique, 2. Auflage – Deutsch / English, 2014, Korest Restaurierungsbedarf, ISBN 978-3-00-045016-7.
- Museum für Lackkunst: FLICKWERK The Aesthetics of mended Japanese Ceramics. Ausstellungskatalog, Englisch, 2008, Münster, ISBN 978-3-930090-21-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blake Gopnik: ‘Golden Seams: The Japanese Art of Mending Ceramics’ at Freer. Washington Post, 3. März 2009, archiviert vom am 7. November 2012; abgerufen am 28. März 2021 (englisch).
- The Japanese art of fixing broken pottery (BBC Reel) auf YouTube, 5. August 2020, abgerufen am 12. August 2023 (japanisch; mit englischen Untertiteln; Laufzeit: 5:46).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b 金継ぎ. In: デジタル大辞泉 bei kotobank.jp. Abgerufen am 4. Januar 2013 (japanisch).
- ↑ Filmpodium: The Golden Thread. Abgerufen am 9. Februar 2022 (Schweizer Hochdeutsch).