Klaus Croissant

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Klaus Croissant (* 1931 in Kirchheim unter Teck; † 28. März 2002 in Berlin) war ein deutscher Rechtsanwalt, RAF-Sympathisant und Agent des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Croissant kandidierte erfolglos für die Alternative Liste als Bürgermeister von Kreuzberg und trat 1990 in die PDS ein.

Die Zeitung "Freitag" beschreibt Croissants Einstellung: Klaus Croissant war ein Rechtsanwalt, der Justiz als etwas politisches begriffen hat und für den deswegen die Grenze zwischen Verteidigung seiner Mandanten und politischem Engagement nie scharf gezogen war. Er verteidigte unter anderem Ulrike Meinhof und Andreas Baader in ihren Prozessen und war der Testamentsvollstrecker Meinhofs. Croissant half, wie andere Anwälte der RAF auch, das interne Kommunikationssystem zwischen den Terroristen durch die Weiterleitung von Zellenzirkularen aufrecht zu erhalten. Die Polizei verhaftete ihn am 23. Juni 1975, sein Haftbefehl wurde jedoch gegen Sicherheitsleistung außer Vollzug gesetzt, worauf Croissant am 11. Juli 1977 nach Frankreich floh und dort Politisches Asyl beantragte. In Frankreich wurde Croissant am 30. September 1977 festgenommen und am 17. November 1977 an die Justizbehörden der Bundesrepublik ausgeliefert. Schließlich wurde er wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von 2 1/2 Jahren verurteilt.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis begann er für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zu arbeiten, das ihn 1981 als Inoffizieller Mitarbeiter „IM Thaler“, Reg. Nr. XV/5231/81 verpflichtete. Seine Lebensgefährtin, die taz-Redakteurin und spätere Europaabgeordnete der Partei Die Grünen, Brigitte Heinrich, warb er selbst als Agentin für das MfS an und führte sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1987. 1992 wurde seine Stasitätigkeit öffentlich. Er verlor dadurch die meisten seiner Kontakte und Freunde in der Szene. Er selbst hat nie verstanden, warum die Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst des für ihn besseren Deutschlands innerhalb der linken Szene auf so große Ablehnung stieß.

In "Erinnerung an einen Freund oder Die Amsterdamer Gewissenserforschung" erzählt Croissants Jugendfreund Gaspard Dünkelsbühler von gemeinsamen Heidelberger Studienjahren und entscheidenden Weichenstellungen im Leben des "Klaus Cr.". Der Text ist Hauptteil des 2003 erschienenen Buches „Fern und nah, Gesichter, Stimmen 1950 - 70“.

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