Klaus Rühlmann

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Klaus Rühlmann, 2004

Klaus Rühlmann (* 8. November 1929 in Neumark im Geiseltal) ist ein deutscher Chemiker (Siliziumorganische Chemie) und emeritierter Professor der Technischen Universität Dresden.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur in Halle studierte er ab 1948 Biologie und ab 1949 Chemie an der Martin-Luther-Universität seiner Heimatstadt. Rühlmann diplomierte dort 1953 unter Anleitung seines Lehrers Wolfgang Langenbeck, nachdem er bereits 1952 eine Assistentenstelle am Institut für Organische Chemie angetreten hatte. 1956 promovierte er am gleichen Institut. Diplom- und Promotionsarbeit hatten Themen der organischen bzw. bioorganischen Chemie zum Inhalt. Bis 1961 betreute er als Oberassistent Diplomanden von Friedrich Asinger.

Internationale Bekanntheit erlangte Rühlmann zu Beginn seiner Forschungsarbeiten mit der bis dahin unbekannten Silylierung und gaschromatographischen Trennung von Aminosäuren. Ab 1960 befasste er sich mit der Acyloinsynthese durch Umsetzung von Carbonsäureestern mit Natrium (Bouveault-Blanc-Kondensation) und anschließender Hydrolyse. Neu war, dass er als Abfangreagenz Trimethylchlorsilan einsetzte.[1] Dadurch konnten basekatalysierte Nebenreaktionen vermieden werden, die Ausbeuten am gewünschten Produkt stark erhöht sowie die Anwendungsbreite der klassischen Bouveault-Blanc-Kondensation erweitert werden. Später ging diese Reaktion als Rühlmann-Kondensation in Bücher ein.

1961 habilitierte er sich zu diesen Themenkreisen und wurde noch nicht ganz 32-jährig als Professor an die Hochschule für Verkehrswesen nach Dresden berufen. Ein Jahr später folgte der Ruf auf eine Professur an das II. Chemische Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. In Berlin befasste sich Rühlmann vor allem mit optisch und biologisch aktiven Siliziumverbindungen.

Mit der Hochschulreform und den damit verbundenen Umprofilierungen kam Rühlmann an die Technische Universität nach Dresden und konnte hier an Traditionen auf dem Gebiet der Silikonchemie anknüpfen. Richard Müller hatte an der Technischen Hochschule von 1954 bis 1968 Vorlesungen zu diesem Gebiet gehalten. Müller ist zusammen mit Eugene G. Rochow aus den USA Erfinder der „Direkten Synthese“ von Chlormethylsilanen aus Chlormethan und Silizium. Müller ist es zu verdanken, dass in Dresden-Radebeul das Institut für Silikon- und Fluorcarbonchemie gegründet und im Schwerchemikalienwerk der ehemaligen Chemischen Fabrik von Heyden in Nünchritz (später VEB Chemiewerk Nünchritz) eine Silikonproduktion in Gang gesetzt wurde.

Die schon seit 1959 währende Zusammenarbeit mit dem Institut in Radebeul und dem Chemiewerk in Nünchritz wurde nun durch die örtliche Nähe weiter verstärkt, was auch eine Hinwendung zur industrienahen Forschung brachte.

1978 wurde dann unter seiner Leitung ein Problemlabor des Chemiewerkes Nünchritz an der TU Dresden gegründet. Hauptforschungsthemen in Dresden waren: kinetische Untersuchungen zu Basisreaktionen der Silikonproduktion, Kinetik und Stereochemie der nukleophilen Substitutionen siliziumorganischer Verbindungen, siloxangebundene Polymerstabilisatoren, schwefelhaltige Silanhaftmittel, Herstellung telecheler Siloxane mit C- und Si-funktionellen Gruppen, Synthese von Polycarbosiloxanen und -silazanen als Precursoren zur Herstellung keramischer Verbundwerkstoffe und in letzter Zeit auch wieder die Synthese und Testung von biologisch aktiven Siliziumverbindungen.

Nach der Wende erlaubte die jahrelange Beschäftigung mit angewandter Chemie Kooperationsverträge mit der Goldschmidt-AG, Bayer, Bosch und Ciba-Geigy. Dazu kamen Projekte, die vom BMFT, DFG und der VW-Stiftung gefördert wurden.

Rühlmann hat 45 Doktoranden und 2 Habilitanden betreut, fast 150 Veröffentlichungen und 40 Patente verfasst und die deutsche Auflage des Buches von Michail G. Voronkov „Silizium und Leben“ sowie zwei Tagungsbände (Silikonekolloquium, KOSIL) herausgebracht.

Rühlmann ist verheiratet und hat 3 Töchter.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K. Rühlmann: Reaction of carboxylic acid esters with sodium in presence of trimethylchlorosilane. In: Synthesis – International Journal of Organic Chemistry. 5(1971), S. 236 ff.