Kloster Margrethausen

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Der Klosterkomplex heute

Das Kloster Margrethausen ist ein ehemaliges Franziskanerinnen-Kloster in Margrethausen, heute ein Ortsteil von Albstadt in Baden-Württemberg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach chronikalischer Überlieferung wurde 1298 eine Schwesternsammlung in Margrethausen errichtet.[1] Das Kloster Margrethausen wurde im Jahr 1338 durch den Ortsherren Konrad von Tierberg als Franziskanerinnen-Kloster gestiftet und im Folgejahr eingerichtet. Andere Experten sehen in diesem Zusammenhang die Erbauer vom Heubelstein, die Herren von Hausen. Da die Herren von Tierberg erst um 1300 als Ortsherren von Margrethausen auftraten.[2] Conrad von Tierberg stattete die kleine, 1339 wieder gegründete Klause mit Besitz und Gütern vor Ort aus, nahm sie in seinen Schutz und Schirm und befreite sie von allen Diensten. 1338/39, wird durch den Ortsherrn Konrad von Tierberg den Klausnerinnen ein an der Kirchmauer errichtetes Gebäude überlassen. 1339 erfolgte die Erlaubnis zum Bau eines Gangs von der Klause in den Chor der Kirche. Bald darauf konnte die Klause ihren Besitz noch mal wesentlich erweitern, indem sie von der Haiterbachlinie der Herren von Tierberg auf der Burg Meßstetten nacheinander eine Reihe von Meßstetter Hofgüter käuflich erwarben.[3] Der Klosterbesitz umfasste fünf Meßstetter Lehenshöfe, 168 Jauchert Ackerland und 104 Mannswahd Wiesen. Damit war das Kloster bis hin zur Reformation der größte Meßstetter Grund- und Lehnsherr, besaß also mehr Areal als die reichlich ausgestattete Meßstetter Stiftskirche St Lamprecht mit den drei Altären oder die Kaplanei.[4]

Bis ins 15. Jahrhundert hinein stand das Kloster unter der Schirmherrschaft der Herren von Tierberg. Hans Konrad von Tierberg verlangte die Bestrafung der Nonnen zu Margrethausen, weil sie sich mit den aufständischen Bauern auf eine Geldzahlung geeinigt haben.[5]

Nach dem Aussterben der Familie ging die Herrschaft der „Frawen zu St. Margarethen Husen“ über diverse Familien auf die Familie derer von Stauffenberg über.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde sowohl Dorf als auch Klosterkirche schwer zerstört. Die Pfarrei wurde aufgehoben und mit dem benachbarten Lautlingen vereinigt. Doch bereits 1707 wurde die Klosterkirche neu errichtet, 1723 erfolgte die Einweihung des Klosterneubaues, so dass das Klosterleben fortgesetzt werden konnte.

Im Laufe der Säkularisation ging die Herrschaft 1802 an Württemberg über, 1803 besetzte Napoleon das Land, 1805 erfolgte dann die Zuordnung zum württembergischen Amt Balingen. Das Kloster wurde 1811 aufgelöst, die Klostergebäude in der Folge als Schule, Lehrerwohnung und für die Ortsverwaltung genutzt. 1813 konnten die Meßstetter Lehensinhaber das Land der Klosterhöfe käuflich erwerben.[6]

Alte Klosterkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abbruch 1824

Apostelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bitz erhalten.[7]

Altäre, Orgel, Kanzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Profanierung wurden der Hochaltar, Altarblatt-Bild vom Erscheinungsfest, die beiden Seitenaltäre, die Orgel, die Kanzel und der Beichtstuhl aus dem Fonds säkularisierten Religionsgutes der neu geschaffenen Diözese Rottenburg-Stuttgart der neu errichteten Kirche in Ratshausen zugewiesen und sind dort erhalten.

Die beiden Seitenaltäre sind gute Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Altarblatt-Bild von der Erscheinung der Heilige Drei Könige wurde im Jahr 1744 vom Minoriten P. Heinrich Werner, Spiritual des Klosters Margrethausen, geschaffen.[8]

Neue Klosterkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Margareta

Von Schwester Oberin Meisterin Franziska Müller 1723 erbaut. Die Kirche konnte bis auf den Chorraum erhalten werden.

Ausführung der Bauarbeiten: Baumeister Joseph Beer, gen. Bruder Ulrich (Franziskaner), Baumeister Georg Lieb Vandans

Die Orgel stammt von den Gebrüdern Späth aus dem Jahr 1968.[9]

Nonnenstube[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im lutherischen Ebingen stand den Klausnerinnen das Bürgerrecht zu. Die Abgaben waren 1 Pfd. 10 Hlr für das Burgrecht und 5 fl Schirmgeld an den Herzog von Württemberg.[10] Dort gab es im Spital eine Nonnenstube der Schwestern. Das Ebinger Spital diente als Altersheim, Sozialstation, Waisenhaus und Darlehnskasse. Die Fürsorgetätigkeit des Spitals richtete sich vorwiegend auf Kinder. 1603 werden etliche Kinder aus der Stadt alle Tage zweimal im Spital gespeist. Zu der Versorgung gehörte nicht nur Essen und Trinken, sondern auch die ärztliche Betreuung. Für die geistige Betreuung dienten eine kleine Kapelle und ein eigener Kaplan.[11] Es handelt sich dabei um den Heilig Geist Altar.[12] Das Sammeln von Beeren, Hagebutten, Schlehen, Wurzeln und insbesondere von Teepflanzen die bei Krankheit oft die einzige Hilfe bedeuteten. Die Vitaminversorgung war also in jener Zeit wohl besser als heute.[13] Von Franziskanerinnen in Ebingen wird 1567 berichtet: Sie hätten die Kranken und Armen mit Essen und Trinken versorgt, Arzneien zubereitet und die Wunden der Pestkranken geätzt und verbunden.[14]

Klostergarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Margrethausen konnte die Mauer und das Tor des Klostergartens erhalten werden. Die örtliche Heilkräuterversorgung oblag einst den Klostergärten in Margrethausen, Ebingen, Meßstetten und Wannental.[15]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den ehemals vier Flügelbauten des Klosters ist heute nur noch der Ostflügel für kirchliche Zwecke verfügbar, der direkt an die Pfarrkirche stößt. Der Westflügel beherbergt die Feuerlöschgeräte der Freiwilligen Feuerwehr.[16]

Das Klostergebäude beherbergt auch eine Bildungsstätte mit drei mietbaren Räumen.[17]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman Die Sünden der Äbtissin von Peter Thaddäus Lang beschreibt das Liebesleben und die Ermordung der Äbtissin des Klosters Margrethausen.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margrethausen. In: Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Balingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 60). W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 434–446 (Volltext [Wikisource]).
  • Pfarrkirche St. Margareta, Albstadt-Margrethausen. 2001.
  • Adalbert Baur: Die ehemalige Klosterkirche von Margrethausen. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen, 14. Jahrgang, Nr. 8 v. 30. August 1967. S. 657 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kloster Margrethausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franziskanerinnenkloster Margrethausen bei leo-bw.de
  2. Günter Schmitt: Burgenführer Schwäbische Alb, Band 5 – Westalb: Wandern und entdecken zwischen Reutlingen und Spaichingen, S. 310
  3. Oberbadisches Geschlechterbuch, S. 223. Digitalisat, UB Uni Heidelberg
  4. So spannend kann Geschichte sein. Vortrag von Heinrich Stopper über „Die Meßstetter Hofgüter des Klosters Margrethausen“ – Einladung des Bürgertreffs. In: Südkurier vom 14. Mai 2009
  5. Fritz Scheerer: Der Bauernkrieg. Heimatkundliche Blätter 1975. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  6. Heinrich Stopper: Meßstetter Hofgüter des Klosters Margrethausen. Heimatkundliche Blätter 2001. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  7. Fritz Scheerer: Die Apostelbilder in Bitz. Heimatkundliche Blätter 1981. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  8. Georg Riedle: Der lange Weg zum Kirchenbau. Heimatkundliche Blätter 1988. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen, S. 650.
  9. Albstadt / Margrethausen – St. Margareta – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 15. Februar 2022 (deutsch).
  10. Heinrich Stopper: Meßstetter Hofgüter des Klosters Margrethausen. Heimatkundliche Blätter 2001. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  11. Walter Stettner: von schwäbischen Spitälern und dem Ebinger Spital im besonderen. Heimatkundliche Blätter 1955. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  12. Peter Thaddäus Lang: Vorreformatorische Geistliche. Heimatkundliche Blätter 1988. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen, S. 646.
  13. Peter Wegenast: Was haben die Bauern im Mittelalter gegessen. Heimatkundliche Blätter 1956. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen.
  14. Walter Stettner: Ebingen – Die Geschichte einer württembergischen Stadt. Jan Thorbecke, Sigmaringen 1986, S. 263.
  15. Fritz Scheerer: Vom Killertal. Heimatkundliche Blätter 1980. Hrsg.: Heimatkundliche Vereinigung. Balingen, S. 287.
  16. Margrethausen: Feuer im Klostersaal, Schwarzwälder Bote vom 6. September 2017
  17. Veranstaltungsflyer Bildungsstätte Kloster Margrethausen Programm Herbst / Winter 2018, auf kloster-margrethausen.de
  18. Stippvisite im Mittelalter, Schwarzwälder Bote vom 11. Juni 2010

Koordinaten: 48° 13′ 47,1″ N, 8° 57′ 59″ O