Kohlberg (Württemberg)

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Wappen Deutschlandkarte
Kohlberg (Württemberg)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kohlberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 33′ N, 9° 20′ OKoordinaten: 48° 33′ N, 9° 20′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 476 m ü. NHN
Fläche: 4,38 km2
Einwohner: 2324 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 531 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72664
Vorwahl: 07025
Kfz-Kennzeichen: ES, NT
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 036
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Metzinger Straße 1
72664 Kohlberg
Website: www.kohlberg.de
Bürgermeister: Thomas Franz
Lage der Gemeinde Kohlberg im Landkreis Esslingen
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Karte
Blick vom Jusi auf Kohlberg

Kohlberg ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart. Kohlberg ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kohlberg liegt am Albtrauf in 357 bis 673 Metern Höhe.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde gehören außer dem Dorf Kohlberg keine weiteren Orte.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Kohlberg, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Esslingen bzw. zum Landkreis Reutlingen¹: Frickenhausen, Neuffen, Metzingen¹ und Grafenberg¹.

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spuren der Besiedelung im Raum Kohlberg reichen weit in die Zeit vor Christi Geburt zurück. Im Gewann Mittlerer Wasen wurden aus Jurahornstein gefertigte Werkzeuge geborgen, die aus der Jungsteinzeit, ca. 3000 bis 2000 v. Chr., datieren. Die gefundenen Werkzeuge lassen den Schluss zu, dass die Bewohner des Kohlberger Gemeindegebiets teils Viehhirten, Jäger und Sammler waren. Ein auf dem Jusi gefundenes Töpfchen aus der Spätbronzezeit beweist, dass der Kohlberger „Hausberg“ schon zwischen 1200 und 800 v. Chr. bewohnt war. Dies gilt auch für die Hallstattzeit (800–400 v. Chr.), aus der einige Grabhügel im oberen Autmuttal stammen.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 11. Jahrhundert gehörte Kohlberg zum Gebiet der Grafen von Achalm. Die Grafen Luitold und Kuno von Achalm verschenkten im Jahre 1098 mit dem Bempflinger Vertrag große Ländereien an das Kloster Zwiefalten. Der Zwiefaltener Abt Ulrich von Hürzbühl ließ im Jahre 1102 in Kohlberg eine Wohnstätte (domicilium) für Laienbrüder erbauen, die Weinberge anlegten und pflegten. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts besaß das Kloster Zwiefalten neben dem domicilium weitere Anwesen im Dorf Kohlberg. Zwei ritterliche Dienstmannen des Grafen von Achalm, Eberhard von Urach und Luitold, schenkten dem Kloster drei Huben und die freigeborene Gisela von Hiltensweiler überließ ihm zwei Huben mit dem angrenzenden Wäldchen Berinbolt.

In der Folgezeit gab es um das Kohlberger Gut erhebliche Streitigkeiten. Diese nahmen im 15. Jahrhundert fast kriegerische Formen an, als die Regierung Kaiser Friedrichs III. dem Vizekanzler Ulrich Welzli, einem gebürtigen Göppinger, den Hof als Erblehen verlieh. Dadurch wäre es 1461 fast zu einer Schlacht zwischen den Grafen von Württemberg und – im Auftrag des Kaisers – dem Pfalzgrafen Friedrich gekommen. Der völlig überraschende Tod Ulrich Welzlis machte eine friedliche Lösung möglich. Aufgrund eines Vergleichs des Klosters Zwiefalten mit dem Bruder und Erben Welzlis sprach das Rottweiler Hofgericht den Kohlberger Hof im Jahre 1465 wieder den Zwiefaltenern zu, die dafür 1000 Gulden an Welzli leisten und ihm auf Lebenszeit pro Jahr 100 Gulden zukommen lassen mussten. Im Jahre 1467 erklärte Friedrich III., dass der Kohlberger Hof des Klosters „Eigen“ und kein „Lehen“ sei und setzte es in seine alten Rechte wieder ein.

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1520 überließ das Kloster Zwiefalten Lehensbauern in Neuhausen an der Erms das frühere Gut. Ebenfalls im Jahre 1520 wurde Kohlberg zur selbständigen Pfarrei, nachdem es zuvor Filialgemeinde von Neuffen gewesen war.

Kohlberg 1683, Forstlagerbuch von Andreas Kieser

Die Pfründgefälle (Abgabenrechte), die Adelige und Pfarreien in Kohlberg hatten, kamen nach der Reformation, wie die des Klosters Zwiefalten 1750 an Württemberg. Die Gemeinde hatte im 16. Jahrhundert kein eigenes Gericht, sondern gehörte damals und wahrscheinlich von alters her in das Gericht der württembergischen Stadt Neuffen. Die hohe Gerichtsbarkeit übte seit 1475 unangefochten Württemberg aus.

Das wirtschaftliche Leben der Einwohnerschaft drehte sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich um die Landwirtschaft. Der noch auf das Kloster Zwiefalten zurückgehende Obst- und Weinbau hat sich bis heute gehalten. Leinenweberei wurde im Ort nachweislich seit dem 17. Jahrhundert betrieben.

Im 17. Jahrhundert zeigte der Kaiser nochmals Interesse an Kohlberg: Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Württemberger in der Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634 besiegt. Darauf nahm der Kaiser die ganze einstige Grafschaft Achalm, wozu auch Kohlberg gehörte, an sich und übergab den Besitz an die Erzherzogin Claudia von Vorderösterreich. Im Westfälischen Frieden des Jahres 1648 kehrte Kohlberg wieder in die Obhut Württembergs zurück.

Im Herzogtum Württemberg gehörte Kohlberg zunächst zum altwürttembergischen Amt Neuffen. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Kohlberg dem Oberamt Nürtingen zugeordnet.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ersten Weltkrieg wurden 226 Männer aus Kohlberg zum Kriegsdienst überwiegend in die Württembergische Armee eingezogen. Das Kriegerdenkmal am Südportal der Kirche verzeichnet 52 Gefallene und 13 Vermisste. Während der NS-Zeit in Württemberg wurde das ehemalige Oberamt im Jahr 1938 in den neuen Landkreis Nürtingen überführt. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden 236 Männer aus Kohlberg in die Wehrmacht eingezogen. 55 Soldaten aus Kohlberg fielen und 21 wurden vermisst. Die Gemeinde blieb von Luftangriffen und dergleichen fast völlig verschont. Ab dem 23. April 1945 war die Gemeinde durch Truppen der 7. US-Armee eingenommen und somit vom NS-Regime befreit. Die Grenze zwischen der amerikanischen und französischen Besatzungszone verlief mitten durch die Gemeinde. Dies wurde später korrigiert und die Trennlinie verlief dann identisch mit der Markungsgrenze zu Metzingen. Die Gemeinde war fortan unter amerikanischer Besatzung und gehörte zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, seit 1952 zu Baden-Württemberg. Mit der Kreisreform von 1973 wurde der Ort in den Landkreis Esslingen integriert.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1824: 0759 Einwohner
  • 1848: 0887 Einwohner
  • 1939: 1.072 Einwohner
  • 1950: 1.381 Einwohner
  • 1961: 1.504 Einwohner
  • 1970: 1.753 Einwohner
  • 1980: 2.106 Einwohner
  • 1990: 2.225 Einwohner
  • 1995: 2.259 Einwohner
  • 2000: 2.291 Einwohner
  • 2005: 2.321 Einwohner
  • 2010: 2.277 Einwohner
  • 2015: 2.268 Einwohner
  • 2020: 2.345 Einwohner

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Kohlberg hat zwölf Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
60
50
40
30
20
10
0
47,61 %
52,39 %
Gewinne/Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
−8,59 %p
+8,59 %p
FWV Freie Wählervereinigung 47,61 6 56,2 7
UWV Unabhängige Wählervereinigung 52,39 6 43,8 5
gesamt 100,0 12 100,0 12
Wahlbeteiligung 68,98 % 52,18 %

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1924–1945: Eugen Schäfer
  • 1945: Hermann Schaich
  • 1945–1948: Richard Arnold
  • 1948–1956: Eugen Schäfer
  • 1956–1993: Rolf Winkler
  • 1993–2008: Frank Buß
  • 2008–2016: Klaus Roller
  • 2016–2023: Rainer Taigel
  • seit 2024: Thomas Franz

Franz wurde am 3. Dezember 2023 mit 70 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt und trat das Amt am 1. März 2024 an.[3][4]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: In geteiltem Schild oben in Blau zwei silberne (weiße) Lilien nebeneinander, unten in Silber (Weiß) ein blauer Rebzweig mit blauer Traube und zwei blauen Blättern.

Der im Schultheißenamtssiegel erstmals 1820 erkennbare Rebzweig ist ein Hinweis auf den seit Jahrhunderten betriebenen Weinbau in Kohlberg. Die beiden Lilien entstammen dem Wappen des Conrad von Achalm, der zeitweise die Reichsvogtei über den Kohlberghof ausübte. Die Gemeindeflagge hat die Farben Weiß-Blau (Silber-Blau). Das Wappen wurde 1952 von der Landesregierung, die Flagge 1973 vom Innenministerium verliehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kohlberg liegt an der Württemberger Weinstraße mit vielen Sehenswürdigkeiten.
    Evangelische Kirche Kohlberg
  • Regelmäßig stattfindende Dorffeste sind das Kirschenfest und das Kohlberger Weinfest.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Jusi ist 673 m hoch. Von dort hat der Wanderer einen einmaligen Panoramablick über Schwaben. Vom Hohenzollern bis zu den Kaiserbergen reicht der Blick weit über das Neckartal, den Schwäbischen Wald und die Filder bis zum Schwarzwald.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Winkler, Kohlberger Bürgermeister von 1957 bis 1993

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Kohlberg.
  3. Bürgermeisterwahl in Kohlberg: Thomas Franz ist neuer Rathauschef in Kohlberg. In: esslinger-zeitung.de. 3. Dezember 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  4. Thomas Franz fängt am 1. März als Bürgermeister in Kohlberg an. In: ntz.de. 15. Dezember 2023, abgerufen am 16. Dezember 2023.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kohlberg. In: August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Nürtingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 25). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1848, S. 170–173 (Volltext [Wikisource]).
  • Hans Schwenkel: Heimatbuch des Kreises Nürtingen. Band 2. Würzburg 1953, S. 539–555.
  • Rolf Winkler et al.: Kohlberg – Perle am Jusi. Geiger, Horb 1991, ISBN 3-89264-640-6.
  • Andreas Schmauder (Hrsg.): Kohlberg – Geschichte und Gegenwart. Gemeinde Kohlberg, 1993.
  • Der Landkreis Esslingen. – Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 2, Seite 95.
  • Gemeinde Kohlberg: Kohlberg – Dorf zwischen Berg und Tal. Ein halbes Jahrhundert in Bildern. Geiger-Verlag, Horb 1984.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kohlberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien