Kommando der Schutztruppen

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Das Oberkommando der Schutztruppen, seit Mai 1907 Kommando der Schutztruppen war die zentrale Militärverwaltungsbehörde der deutschen Kaiserlichen Schutztruppe und bildete als vierte Abteilung (M) einen Teil des Reichskolonialamts. Die amtliche Bezeichnung ist irreführend, da der Behörde keinerlei tatsächliche Führungsfunktionen zustand. Die militärische Befehlsgewalt lag bei den Gouverneuren der jeweiligen deutschen Kolonie.[1]

Siegelmarke des Oberkommandos der Schutztruppen

Gliederung und Unterstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kommando gliederte sich ab 1908 in Sektionen für Organisation, Dienstvorschriften, Personalfragen, Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung, Invaliden- und Ersatzangelegenheiten sowie Justiz-, Sanitäts-, Verwaltungs- und Transportwesen.[2] In den Kolonien wurden die Verwaltungsgeschäfte der Schutztruppe unter der Aufsicht des Gouverneurs und der Oberleitung des Kommandeurs der Schutztruppe durch die Intendantur wahrgenommen. Ihr waren die unteren Verwaltungsbehörden der Schutztruppe wie Magazinverwaltungen, Garnisonverwaltungen, Militärbauverwaltungen, Bekleidungsdepots, Lazarettverwaltungen sowie die Kassenverwaltungen unterstellt. Die Verwaltungsvorschriften der Schutztruppen lehnten sich an die Vorschriften für die Heeresverwaltung an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Oberkommando der Schutztruppen seit 1896
(Mauerstraße 45/46)

Nach und nach wurden in den seit 1884 begründeten deutschen Kolonien bewaffnete Einheiten geschaffen, mit denen die Herrschaftsansprüche der Kolonialgesellschaften bzw. des Deutschen Reiches durchgesetzt wurden. In den meisten Fällen handelte es sich um Polizeieinheiten.[3] In den Kolonien Deutsch-Ostafrika[4], Deutsch-Südwestafrika und Kamerun[5] war der Widerstand der einheimischen Bevölkerung so stark, dass hieraus militärische Verbände wurden, die „Schutztruppe“ genannt wurden. Diese unterstanden von 1891 bis 1896 zunächst dem Reichsmarineamt, später dann dem Reichskolonialamt unter dem Dach des Auswärtigen Amtes. Ein kaiserlicher Erlass vom 17. Mai 1907 bestimmte, „daß die bisher mit dem Auswärtigen Amte verbundene Kolonialabteilung nebst dem Oberkommando der Schutztruppen fortan eine besondere, dem Reichskanzler unmittelbar unterstellte Zentralbehörde unter der Benennung Reichs-Kolonialamt zu bilden hat“.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Oktober 1919 die Auflösung der Schutztruppen verfügt und damit auch die des „Kommandos der Schutztruppen“.[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. 3 Bände, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, (Nachdruck. Suppes, Wiesbaden 1996, ISBN 3-9804954-0-X).
  • Die Kolonialverwaltung der europäischen Staaten. (= Reichstag. Drucksache. Legislatur-Periode 13, Session 1, 1912/13, Nr. 1356, ZDB-ID 1119141-7). Nach amtlichen Quellen. Carl Heymann, Berlin 1914.
  • Joachim Zeller, Jürgen Zimmerer: Das Oberkommando der Schutztruppen. Die Zentrale des deutschen Kolonialmilitärs. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonialmetropole Berlin. Eine Spurensuche. Berlin-Edition, Berlin 2002, ISBN 3-8148-0092-3, S. 35–42.
  • Arne Schöfert: Schutztruppen-Offiziere im Reichs-Kolonialamt. In: Zeitschrift für Heereskunde. Bd. 78, Nr. 451, 2014, S. 37–45.
  • Wolfgang Reith: Die Kaiserlichen Schutztruppen. Deutschlands Kolonialarmee 1889–1919, Windhoek 2017, ISBN 978-99916-909-6-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kommando der Schutztruppen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schutztruppe. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. 3 Bände, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, (Nachdruck. Suppes, Wiesbaden 1996, ISBN 3-9804954-0-X).
  2. Michael Salewski, Heiner Timmermann: Armeen in Europa – europäische Armeen: von den Kreuzzügen bis ins 21. Jahrhundert. LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7546-6, S. 102.
  3. vgl. Schutztruppe#Entstehung und Rechtsverhältnisse
  4. vgl. Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung
  5. sog. Dahomeaufstand 1893 - siehe Golf Dornseif, Aufbaujahre der Schutztruppe Kameruns und ihre Folgen (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive) (PDF; 973 kB)
  6. Uwe Schulte-Varendorff: Schutztruppe. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonialismus hierzulande. Eine Spurensuche in Deutschland. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-269-8, S. 386–390 (hier: S. 389).