Kommissar Zufall

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Kommissar Zufall ist ein im Presse- und Rundfunk-Journalismus verwendeter Begriff, der häufig bei einer überraschenden Aufklärung eines Verbrechens im Verlauf der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit verwendet wird. Besonders wird er zitiert, wenn die Ermittlungen vorher trotz großem Aufwand keine Erfolge brachten und die klärenden Indizien zeitlich und örtlich entfernt von den eigentlichen Ermittlungsbemühungen auftauchen beziehungsweise entdeckt werden. Seltener findet man den Begriff im Zusammenhang mit der Unterhaltungsliteratur im Sinne von Deus ex machina.

Frühe Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff ist ein auf den deutschen Sprachraum beschränktes rhetorisches Stilmittel, das ein unerwartetes Ereignis (Indizfindung) in einem definierten Zusammenhang (polizeiliche Fahndung) als Personifizierung (Kommissar) eines Prinzips (Zufall) darstellt. Eine der ersten Erwähnungen und gleichzeitig kritische Hinterfragung des schlagwortartigen Begriffs findet sich in einem Buch von Hendrik van Bergh Anfang der 1960er Jahre.[1]

Mitwirkung von Kommissar Zufall bei bekannten Ermittlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders bei spektakulären, langwierigen Kriminalfällen, bei denen die ermittelnde Polizei oder eine eigens formierte Sonderkommission unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Medien stehen und trotz Großfahndung über längere Zeit keine Erfolge vermelden können, wird bei überraschender Veränderung der Indizienlage Kommissar Zufall zitiert:

Verwendung im Krimi-Genre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der vom Autor konstruierten Handlung eines Kriminalromans oder eines Kriminalfilms ist Kommissar Zufall ein stilistisches Mittel, um eine verfahrene Situation doch noch überraschend aufzulösen. Diese Methode wird von Kritikern auch als Deus ex machina bezeichnet.[5]

Parallele Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Bezug auf Naturwissenschaften findet sich in ähnlicher Verwendung – bei überraschenden Entdeckungen,[6] in Feuilletonartigem,[7] im Roman[8] – der Begriff Professor Zufall, wenn Entdeckungen oder Erfindungen ihren Ursprung in Zufallsbeobachtungen haben.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hendrik van Bergh: ABC der Spione: Eine illustrierte Geschichte der Spionage in der Bundesrepublik Deutschland seit 1943. Ilmgau Verlag, 1963: „Man spricht daher oft vom "Kommissar Zufall". Das ist ein falscher Vergleich. Der Zufall ist kein "Kommissar"“.
  2. Die Entführer haben uns überlistet. In: Spiegel. Nr. 53, 27. Dezember 1976.
  3. Der alte Mann und die RAF. In: Focus. 20. September 1999.
  4. Kommissar Zufall löst Polizistenmord und Döner-Mordserie. In: Focus. 11. November 2011.
  5. Egotrip Online-Magazin: „Weiterhin muss der "deus ex machina" oder "Kommissar Zufall" helfen, um die verschiedenen Erzählstränge schließlich zusammenzuführen.“ (Memento vom 11. Januar 2011 im Internet Archive)
  6. Gudrun Schury: Wer nicht sucht, der findet: Zufallsentdeckungen in der Wissenschaft. Campus Verlag, 2006, ISBN 978-3-593-37799-5, S. 4 (google.com).
  7. Phil Humor: Vorhang auf für Philosophie und Humor: Storys Theaterstücke Gedichte Drabbles Philosophisches. BookRix, 2014, ISBN 978-3-7309-8560-1, S. 10 (google.com).
  8. Alpha O'Droma: Die Neandertaler von morgen. epubli, 2014, ISBN 978-3-7375-0317-4, S. 19 (google.com).
  9. Rudolf Öller: Professor Zufall; Welt der Naturwissenschaften (Scientific Medley).