Kommunalisierung

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Kommunalisierung bezeichnet die Übertragung von bisher von anderen Hoheitsträgern wahrgenommenen öffentlichen Aufgaben auf kommunale Verwaltungsträger (z. B. Landkreise, Städte und Gemeinden) sowie Umwandlung von Landeseigentum in städtisches Eigentum, Letzteres z. B. durch den vollständigen Verkauf eines Landesbetriebs an eine Stadt. Eine alternative Bezeichnung ist Verstadtlichung.

Kommunalisierungsgrad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Anteil der Gemeindeausgaben an den gesamten öffentlichen Ausgaben wird auch als Kommunalisierungsgrad bezeichnet.[1] Hinsichtlich des Kommunalisierungsgrades befindet sich die föderal gegliederte Bundesrepublik Deutschland im europäischen Mittelfeld, deutlich vor dem zentralistischen Frankreich, aber weit hinter dem unitarischen, zugleich aber stark dezentralisierten Schweden.[2]

Formen der Kommunalisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von einer echten Kommunalisierung wird gesprochen, wenn die Aufgabenübertragung dazu führt, dass die Zuständigkeit für die Aufgabe in rechtlicher Hinsicht auf den kommunalen Verwaltungsträger übergeht. Im Rahmen einer Funktionalreform kommt auch eine Übertragung von Aufgaben auf Landräte und Bürgermeister im Wege der Organleihe in Betracht. In diesem Fall bleibt die Landesverwaltung in rechtlicher Hinsicht zuständig.

Beispiele für Kommunalisierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hessen wurde zwischen 2002 und 2005 die ehemals landeseigenen Kurbetriebe des Landesbetriebs Hessische Staatsbäder in Bad Nauheim, Schlangenbad, Bad Schwalbach und anderen Kurorten in kommunale Betriebe umgewandelt.[3]

Nach der Wende wurde durch die Treuhandanstalt die Kommunalisierung im Energiebereich durchgeführt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jörg Bogumil und Sabine Kuhlmann: Kommunalisierung, Regionalisierung, Kooperation – die „neue Welle“ subnationaler Verwaltungsreform, in: Bogumil/Kuhlmann (Hg.): Kommunale Aufgabenwahrnehmung im Wandel, Wiesbaden, 2010, S. 17
  2. Hellmut Wollmann: Das deutsche Kommunalsystem im europäischen Vergleich – Zwischen kommunaler Autonomie und „Verstaatlichung“?, in: Bogumil/Kuhlmann (Hg.): Kommunale Aufgabenwahrnehmung im Wandel, Wiesbaden, 2010, S. 223–252
  3. Franziska Hartleb: Hauptverwaltung der Hessischen Staatsbäder.@1@2Vorlage:Toter Link/digitalisate.hadis.hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Findbuch Bestand 568; S. X ff. REPERTORIEN DES HESSISCHEN HAUPTSTAATSARCHIVS Wiesbaden, August 2006. (PDF; 922 kB)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Burgi: Kommunalisierung staatlicher Aufgaben – Möglichkeiten, Grenzen und Folgefragen aus rechtlicher Sicht, S. 23–46.
  • Falk Ebinger: Kommunalisierungen in den Ländern – Legitim? Erfolgreich? Gescheitert?, S. 47–66.
  • Philipp Richter: Kommunalisierung der Schulaufsicht – Erfahrungen aus der baden-württembergischen Verwaltungsstrukturreform, S. 67–88.