Konstantin (Hohenzollern-Hechingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fürst Konstantin von Hohenzollern-Hechingen

Friedrich Wilhelm Konstantin Hermann Thassilo von Hohenzollern-Hechingen (* 16. Februar 1801 auf Schloss Sagan; † 3. September 1869 auf Schloss Polnisch Nettkau bei Grünberg) war der letzte (neunte) und dritte souveräne Fürst von Hohenzollern-Hechingen.

Seine volle Titulatur lautete vor seiner Verzichtserklärung am 27. Februar 1850 Wir Friedrich Wilhelm Konstantin, von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Hohenzollern-Hechingen, Burggraf zu Nürnberg, Herzog von Sagan, Graf zu Sigmaringen, Castelnovo und Villalva del alcor, Herr zu Haigerloch und Wehrstein etc. etc. etc.[1] Danach lautete sie Wir Friedrich Wilhelm Constantin, von Gottes Gnaden Fürst zu Hohenzollern-Hechingen, Burggraf zu Nürnberg, Herzog von Sagan, Graf zu Sigmaringen, Veringen, Castilnovo und Villalva del Alcor, Herr zu Haigerloch und Werstein etc. etc.[2] oder kurz: Friedrich Wilhelm Konstantin, Fürst von Hohenzollern-Hechingen, in Schlesien Herzog zu Sagan[3] (Anrede Hoheit).[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Wilhelm Konstantin war das einzige Kind des Fürsten Friedrich von Hohenzollern-Hechingen (1776–1838) aus dessen Ehe mit Prinzessin Pauline Biron von Kurland, Herzogin von Sagan (1782–1845). Er leitete wegen der Kränklichkeit seines Vaters seit 1834 die Regierungsgeschäfte und übernahm 1838 die Regierung.

Im selben Jahr fiel ihm eine reiche Erbschaft zu, die er zur Verschönerung seiner Residenz Hechingen verwendete, sowie um aus der Hofkasse einen Beitrag in die Landeskasse einzahlen zu lassen.[5] Die Erbschaft kam aus dem Nachlass des Fürsten Gavre d'Aysseau, Granden von Spanien, aus dessen Familie, dem niederländischen fürstlichen Geschlecht Gavre d'Aysseau, das zum ältesten Adel des Landes Brabant gezählt wurde,[6] die Großmutter väterlicherseits des Hechinger Fürsten stammte.[7]

Er folgte seiner Mutterschwester Wilhelmine von Sagan am 29. November 1839 im Herzogtum Sagan,[5] noch vor dem Tod seiner Mutter und von Dorothea von Sagan, der weiteren Schwester seiner Mutter, erhielt er am 13. April 1842[8] in Folge der Belehnung mit dem in Schlesien gelegenen Thronlehen Sagan durch den König von Preußen auch den Titel eines Herzogs von Sagan.[4] Damit war er auch der Chef des unter preußischer Oberhoheit stehenden herzoglichen Hauses Sagan, das aus seinen Verwandten mütterlicherseits bestand.[9] Allerdings gab es nach dem Tod seiner Mutter vertragliche Einigungen mit seiner Tante Dorothea von Sagan.[10]

Der Fürst zu Hohenzollern-Hechingen in den 1860er Jahren

Zusammen mit der väterlicherseits verwandten Linie Hohenzollern-Sigmaringen entsagte er infolge der Unruhen von 1848 (siehe auch: Revolution in Sigmaringen) durch Übereinkunft vom 7. Dezember 1849 der Regierung und überließ, proklamiert am 27. Februar 1850, vorbehaltlich der Rechte eines souveränen Fürsten, sein Fürstentum dem Chef des hohenzollerischen Hauses, dem König von Preußen, gegen eine Leibrente von 10.000 Talern. Seitdem lebte er mit den Prärogativen eines nachgeborenen Prinzen des preußischen Königshauses auf Schloss Hohlstein bei Löwenberg in Niederschlesien, wo er besonders die Musik pflegte und eine vortreffliche Kapelle hielt. Von seiner Mutter hatte er Nettkow (Rothenburg) geerbt, vormals im Besitz des alten Adelsgeschlechts von Rothenburg. (Dieser Name Rothenburg wurde späterhin auch seiner morganatischen Ehefrau und deren Kindern zugewiesen.)[11]

Als finanzieller Förderer war er maßgeblich beteiligt an der Gründung des Allgemeinen deutschen Musikvereins. Dieser hatte den Zweck, neuere sowie selten gehörte ältere größere Tonwerke zur Aufführung zu bringen und so gewissermaßen für die lebenden Komponisten das zu sein, was die Gemäldeausstellungen für die lebenden Maler sind. Der Verein hielt 1859 anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Neuen Zeitschrift für Musik in Leipzig seine erste Hauptversammlung ab.

Militär[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konstantin wurde am 10. Januar 1850 Oberst à la suite der Armee mit Armeeuniform gestellt. Am 4. April 1850 avancierte er zum Generalmajor und wurde am 29. April 1852 Chef des 7. Landwehr-Regiments. Seine Beförderung zum Generalleutnant erfolgte am 13. Juli 1854 und die zum General der Infanterie am 18. Oktober 1861. Er wurde am 22. März 1865 Chef des 2. Niederschlesischen Infanterie-Regiments Nr. 47.

Ehen und Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konstantin war vermählt mit der Prinzessin Eugénie de Beauharnais, Prinzessin von Leuchtenberg (1808–1847), Stiefenkelin des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte, die er am 22. Mai 1826 in Eichstätt geheiratet hatte, und nach deren Tod (September 1847) von 1850 bis zur Scheidung 1863 in morganatischer Ehe mit Amalie (1832–1897), Tochter des Freiherren Karl Friedrich Schenk von Geyern (Großmutter: Maria Helene Schenk von Geyern, geb. Hauck), die 1850 mit Gültigkeit vom Tag der Hochzeit vom König von Preußen zur Gräfin von Rothenburg erhoben wurde. Das dabei verliehene Wappen zeigt im Herzschild das Stammwappen Hohenzollern mit einer roten Burg wie im Wappen von des Fürsten Gutsbesitz, Rothenburg, als Beizeichen. Der Hauptschild weist im 1. und 2. Feld auf das Stammwappen der Schenk von Geyern, das 2. und 3. Feld weist auf die Helmzier der Schenk von Geyern, ist gleichzeitig aber auch ein halber preußischer und ein halber polnischer Adler.

Grafen von Rothenburg ab 1850[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Grafen von Rothenburg

Während der zweiten Ehe wurden folgende Kinder geboren:

  • Friederike Wilhelmine Elisabeth (1852–1914), Gräfin von Rothenburg
⚭ 23. April 1869 (Scheidung 1878) Arthur von Rosen (1838–1919)
⚭ 14. Juni 1879 Julius von Lübtow (1837–1905)
  • Friedrich Wilhelm Karl (1856–1912), Graf von Rothenburg
⚭ 29. April 1877 (Scheidung 1884) Dorothea Schirmer (1852–1898)
⚭ 14. April 1885 (Scheidung 1892) Elfriede Freiin von Krane (1861–1943)
⚭ 14. Mai 1892 Katharina Billig (1869–1934)
  • Wilhelm Friedrich Louis Gustav (1861–1929), Graf von Rothenburg. Sein leiblicher Vater war wohl eher der fürstlich Hohenzollern-Hechingen'sche Hofmarschall Gustav von Meske, von dem auch sein Vorname Gustav rührte.[12] Im Gegensatz zu seinen beiden (Halb-)Geschwistern wird dieser 1861 geborene Graf von Rothenburg auch nicht im 1869 erschienenen Gotha bei der Nachkommenschaft des Fürsten aufgeführt.[13] Nach der Scheidung von dem 1801 geborenen Friedrich Wilhelm Konstantin am 13. Februar 1863, dem Geburtstag ihrer Tochter, heiratete die 1833 geborene Gräfin von Rothenburg am 13. Juni 1863 auch den ehemaligen Hofmarschall und preußischen Rittmeister a. D. Gustav von Meske,[14] dessen Vater Ludwig Otto Meske erst 1843 einen preußischen Adelsbrief erhalten hatte (bezeichnenderweise mit dem Kopf eines gehörnten Tieres mit Nasenring im Schilde),[15]
⚭ 6. Mai 1894 Freda Marie Gräfin zu Dohna-Schlodien (1873–1959), Tochter von Adolf zu Dohna-Schlodien.

Des Weiteren hinterließ Friedrich Wilhelm Konstantin eine vorehelich geborene Tochter mit Sophie Scherer:

  • Ludovika Sophia (1824–1884) ⚭ 30. Mai 1842 Rudolf Gfrörer von Ehrenburg (1820–1899), Hofforstmeister; Mutter des preußischen Geheimen Regierungsrats und Landrats Maximilian Gfrörer von Ehrenberg[16]

Da die Söhne (Grafen von Rothenburg) aus seiner zweiten Ehe nicht erbberechtigt waren, erlosch mit Konstantins Tod die fürstliche Linie Hohenzollern-Hechingen und wurde von Hohenzollern-Sigmaringen beerbt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(unvollständig)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton-Heinrich Buckenmaier, Michael Hakenmüller: Friedrich-Wilhelm Constantin. Der letzte Fürst. Glückler, Hechingen 2005.
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B (Briefadel) 1960, Band II, Band 23 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1960, S. 354–357. ISSN 0435-2408
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 6, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1938], DNB 367632810, S. 168 Nr. 1791.
  • Gustav Schilling: Geschichte des Hauses Hohenzollern, in genealogisch fortlaufenden Biographien aller seiner Regenten von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, nach Urkunden und andern authentischen Quellen. F. Fleischer, 1843, S. 257 ff.

Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Preußischer Statsanzeiger, Berlin, Montag, den 15. April 1850, Hohenzollern-Hechingen, Erlasse des Fürsten Friedrich Wilhelm.
  2. Ordensstatuten Statuten und Ausführungsbestimmungen aller deutschen Orden und Ehrenzeichen, Statuten des Fürstl. Hausordens von Hohenzollern, gegeben Schloss Hohlstein und Neisse, den 16. Februar 1852, königlich preußisch bestätigt Charlottenburg, den 20. März 1852.
  3. Adolph Feantz: Der Preußische Staat: Handbuch der Statistik, Verfassung, Band 1, Quedlinburg und Leipzig 1854, S. 78.
  4. a b Eduard Schwarzmann: Karl I., Graf zu Hohenzollern-Sigmaringen und Veringen, Sigmaringen 1859, S. 1104.
  5. a b Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände, Band 5, Leipzig 1847, S. 452.
  6. Eugen Schnell: Die geschichtlichen Beziehungen des fürstlichen Hauses Hohenzollern zu den Niederlanden, Sigmaringen 1867, S. 6 f.
  7. Carl-August Espe: Conversations-Lexikon der Gegenwart, Band 2, Leipzig 1839, S. 230.
  8. Fürst Konstantin von Hohenzollern-Hechingen (Abgerufen am 5. November 2021.)
  9. Berliner Kalender auf das Gemein. Jahr 1841. Hrsg. Königl. Preuss. Kalender Deputation, Trowitzsch & Sohn, Berlin 1841. S. 71 f.
  10. Johann Georg Heinrich Hassel: Genealogisch-historisch-statistischer Almanach, Band 24, Weimar 1848, S. 519.
  11. Otto Wolff: Geschichte der Stadt Grünberg in Niederschlesien, Teil 5, Grünberg 1848, S. 163.
  12. Wie die Hohenzollern-Hechinger auf die Rothenburger kamen
  13. Gothaischer Hofkalender. Jg. 106, Justus Perthes, Gotha 1869, S. 79 f.
  14. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser. Jg. 62, Justus Perthes, Gotha 1889, S. 843 f.
  15. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon: (Loewenthal - Osorowski), Leipzig 1865, S. 254.
  16. GHdA, Adelige Häuser B, Band XXI (Band 108 der Gesamtreihe), Limburg an der Lahn 1995, S. 115 (Artikel Gfrörer v. Ehrenberg).
  17. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden 1847. S. 47.
  18. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden 1847. S. 32.
  19. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1866. S. 30.
  20. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1866. S. 54.
VorgängerAmtNachfolger
FriedrichFürst von Hohenzollern-Hechingen
1838–1849
zum Königreich Preußen
(Friedrich Wilhelm IV.)