Kreis Château-Salins

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Basisdaten[1]
Bundesstaat Reichsland Elsaß-Lothringen
Bezirk Lothringen
Verwaltungssitz Château-Salins
Fläche 976 km² (1910)
Einwohner 45.303 (1910)
Bevölkerungsdichte 46 Einw./km² (1910)
Gemeinden 132 (1910)
Lage des Kreises Château-Salins

Der Kreis Château-Salins (anfänglich Kreis Salzburg) war von 1871 bis 1920 ein Landkreis im Bezirk Lothringen des Reichslandes Elsaß-Lothringen. Von 1940 bis 1944 war er unter dem Namen Landkreis Salzburgen als Teil des im besetzten Frankreich errichteten CdZ-Gebiets Lothringen nochmals eingerichtet. Das Gebiet des Kreises liegt heute im Arrondissement Sarrebourg-Château-Salins des französischen Départements Moselle.

Der Kreis Château-Salins im Deutschen Kaiserreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Elsaß-Lothringen durch den Frankfurter Friedensvertrag an das Deutsche Reich gefallen war, wurde 1871 aus dem bis dahin französischen Arrondissement Château-Salins der Kreis Salzburg gebildet.[2] Der Kreisdirektor hatte seinen Sitz in der Stadt Château-Salins. Damit gehörte der Kreis Château-Salins zum Bezirk Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen. Kurze Zeit später erhielten Kreis und Kreisstadt den französischen Namen Château-Salins zurück. Nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 war der Kreis Château-Salins mit 69,7 % – neben dem Landkreis Metz mit 57,1 % – einer der zwei Kreise des Reichslandes Elsaß-Lothringen, in denen eine Mehrheit der Bevölkerung Französisch als Muttersprache angegeben hatte.[3]

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Kreis 1918 von Frankreich besetzt, kam am 17. Oktober 1919 unter französische Verwaltung und gehörte mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 wieder als Arrondissement Château-Salins dem französischen Staat an.

Kreisdirektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landräte im Reichsland trugen die Amtsbezeichnung Kreisdirektor.

1871–187200Lambert Rospatt
1872–188000Sigismund von Kramer
1880–188200Karl Hack
1882–188600German Killinger
1886–189100Sengenwald
1891–189600Emil Kayser
1896–189700Eduard Knüppel
1897–190100Max Menny
1901–190300Freiherr von Türcke
1903–191200Georg Mahl
1913–191800Back[4]

Kommunalverfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst galt auch zu deutscher Zeit das französische Gesetz vom 18. Juli 1837 über die Gemeindeverwaltung weiter. Zum 1. April 1896 wurde aber die bisherige Kommunalverfassung abgelöst und die neue Gemeindeordnung für Elsaß-Lothringen vom 6. Juni 1895 eingeführt. Sie galt für alle Gemeinden und unterschied nicht zwischen solchen mit ländlicher oder städtischer Verfassung.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohner 1871 1890 1900 1910
Kreis Château-Salins[5] 52.774 48.956 46.894 45.303

Gemeinden mit mehr als 1000 Einwohnern (Stand 1910):[1]

Château-Salins 2402
Dieuze 5852
Vic-sur-Seille 1761

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1910 umfasste der Kreis Château-Salins 132 Gemeinden. Durch kaiserliche Verordnung vom 2. September 1915 erhielten 79 Gemeinden einen amtlichen deutschen Namen, wobei meist auf historische Namensformen oder Übersetzungen zurückgegriffen wurde.[6] Diese sind in Klammern gesetzt.

Der Landkreis Salzburgen im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg stand Elsaß-Lothringen von 1940 bis 1944 unter deutscher Besatzung. Während dieser Zeit bildete das Gebiet des Arrondissements Château-Salins zunächst den Landkreis Salzburg. Zu seiner Verwaltung wurde ein deutscher Landkommissar in Château-Salins eingesetzt. Das Kreisgebiet wurde nicht im völkerrechtlichen Sinne annektiert, sondern war Teil des CdZ-Gebiets Lothringen, das dem Gauleiter für den Gau Saarpfalz (ab 1942 Westmark) in Saarbrücken unterstellt. Zur Unterscheidung vom gleichnamigen Landkreis im Reichsgau Salzburg wurde der Kreisname am 25. Januar 1941 in Landkreis Salzburgen geändert. Zum 1. April 1941 wurden die Kreisgrenzen geringfügig geändert. Die beiden Gemeinden Eschen bei Mörchingen und Pewingen wurden in den Landkreis Sankt Avold umgegliedert und die Gemeinde Nellingen wurde aus dem Landkreis Saargemünd in den Landkreis Salzburgen umgegliedert. Vom gleichen Zeitpunkt an wurde der Verwaltungschef wie im Deutschen Reich als Landrat bezeichnet. Zwischen 1940 und 1943 waren folgende Landräte eingesetzt:

Landkommissar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1940–999900Wagner (kommissarisch)

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1940–999900Wagner
1940–194100Theo Gauweiler (1909–1942)
1942–999900Leonhard Lorschneider (kommissarisch)
1942–194300Friedrich Kipp

Zwischen November und Dezember 1944 wurde das Kreisgebiet durch alliierte Streitkräfte zurückerobert und an Frankreich zurückgegeben. Von Frankreich wurden wieder das Vorkriegs-Arrondissement Château-Salins eingerichtet.

Kommunalverfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1. Januar 1941 galt für alle Gemeinden im Landkreis die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935.

Hierzu erging am 1. Februar 1941 eine Durchführungsverordnung, wonach aus mehreren Gemeinden Gemeinschaftliche Bürgermeistereien gebildet werden konnten. Am 1. April 1941 wurde die Kreisordnung für Lothringen vom 25. März 1941 eingeführt, wonach unter anderem die bisherigen Kantone aufgelöst wurden.

Das Kreisgebiet war zuletzt in die Städte Duß, Salzburgen, Salzmar und Wich und 17 weitere Gemeinden gegliedert. Diese Gemeinden bildeten – je nach Größe – eigene Ortspolizeibezirke oder waren zu Gemeinschaftlichen Bürgermeistereien zusammengefasst.

Eindeutschung von Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem 2. August 1940 wurden die 1918 gültigen amtlichen deutschen Ortsnamen zunächst wieder eingeführt. Am 25. Januar 1941 wurde für alle Ortsnamen „endgültig“ eine deutsche Fassung festgelegt, die teilweise von der im Jahre 1918 abwich, z. B.:

  • Château-Salins: 1918: Château-Salins, 1941: Salzburgen
  • Conthil: 1918: Conthil, 1941: Kontich
  • Dalhain: 1918: Dalheim, 1941: Dalheim (Westmark)
  • Delme: 1918: Delm, 1941: Delmen
  • Francaltroff: 1918: Altdorf (Freialtdorf), 1941: Freialtdorf
  • Lagarde: 1918: Gerden, 1941: Lagarde
  • Lucy: 1918: Lixingen, 1941: Lixingen bei Delmen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 167–184 (online)
  • Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1882, S. 103–110.
  • Michael Rademacher: Reichsland Elsaß-Lothringen – Landkreis Château-Salins. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
  2. Gesetz, betreffend die Einrichtung der Verwaltung vom 30. Dezember 1871
  3. Fremdsprachige Minderheiten im Deutschen Reich, Volkszählung vom 1. Dezember 1900 (Memento des Originals vom 14. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geschichte-on-demand.de
  4. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland. Abgerufen am 20. Januar 2013.
  5. Michael Rademacher: Els_chateau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Peter Paulin: Die Ortsnamenverdeutschung in Elsaß-Lothringen. In: Paul Langhans (Hrsg.): Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt. 62. Jahrgang. Justus Perthes, Gotha 1916, S. 127.