Kreuzerhöhungskirche (Jelenia Góra)

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Hirschberger Gnadenkirche

Die Kreuzerhöhungskirche ist ein heute römisch-katholisches, vormals als Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz evangelisches Kirchengebäude in Jelenia Góra (deutsch Hirschberg) in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht aus der Mitte des 18. Jahrhunderts

Die Kirche entstand als eines der sechs protestantischen Kirchengebäude, die auf die Altranstädter Konvention hin in Schlesien gebaut werden durften. Das Bauwerk wurde 1709–1718 nach einem Entwurf des aus Tallinn stammenden und in Liegnitz ansässigen Architekten Martin Frantz nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche errichtet. Der Grundstein wurde unter Oberpfarrer Johannes Neunherz gelegt.

1806 zerstörte ein Feuer die Türme des Treppenhauses sowie die Kirchenkuppel. Zwischen 1810 und 1811 wurden diese wieder aufgebaut.[1]

Am 25. Oktober 1957 wurde sie zur römisch-katholischen Kreuzerhöhungs­kirche umgewidmet. Die Kirche wurde am 10. Oktober 1963 unter der Nummer A/1995/996 in das Verzeichnis der Baudenkmäler der Woiwodschaft Niederschlesien eingetragen.[2] Seit dem Jahr 2006 ist sie durch die Überführung von Reliquien des Hl. Kreuzes eine Wallfahrtskirche des Bistums Liegnitz.

Bis zum Jahr 2012 diente die Kirche als Garnisonkirche und gehörte zum Schlesischen Militärdekanat.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde auf dem Grundriss eines gleicharmigen griechischen Kreuzes errichtet. Über der Vierung erhebt sich eine Kuppel, die von einem zweigeschossigen Turm gekrönt ist, der aber keine Laternenfenster hat. Das Tageslicht kommt aus vier halbkreisförmigen Fenstern in den Giebelwänden der Seitenschiffe sowie aus hohen, oben halbrunden Fenstern in den Seitenwänden. Hinter dem Altar wurde eine niedrige Sakristei angebaut. Neben der Kuppel befinden sich vier achteckige Türmchen.

Innenausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Innenraum ist mit hölzernen Emporen ausgestattet. Die Malereien in den Gewölben (u. a. Christi Himmelfahrt) schufen Felix Anton Scheffler und Johann Franz Hoffmann. In der Mitte der Kuppel befindet sich ein Zifferblatt mit Tierkreiszeichen.

Der barocke Hochaltar stammt aus dem Jahr 1727. Der darüberliegende Orgelprospekt wurde im selben Jahr von Johann Michael Röder gebaut.[3][4] Darin bauten Schlag & Söhne 1905 eine neue Orgel, die im Wesentlichen erhalten ist.[5]

Kanzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kanzel, gestiftet von Melchior Berthold, einem Kaufmann aus Görlitz, wurde 1717 aus einem Block Sandstein gemeißelt. Am Treppenaufgang zeigt sie zwei Reliefs, die die Erhöhung der ehernen Schlange durch Mose und die Kreuzigung Jesu in einer typologischen Deutung aufeinander beziehen.[6]

Historischer Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist vom Gnadenfriedhof mit historisch bedeutsamen 19 Grabkapellen Hirschberger Patrizierfamilien umgeben (A/1996/617, 1. September 1959). Neben der Kirche befindet sich das Kantor­haus (A/2149/1101/J, 10. Februar 1992).

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1896 bis 1928 war Adolf Schmarsow Oberpfarrer der Gnadenkirche.[7][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andrea Langer: Die Gnadenkirche „Zum Kreuz Christi“ in Hirschberg. Zum protestantischen Kirchenbau Schlesiens im 18. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-07470-8 (Zugl.: Mainz, Univ., Diss., 1996; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kreuzerhöhungskirche (Jelenia Góra) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Jelenia Góra – evangelische Kirche, heute Garnisonskirche zum Heiligen Kreuz, ul. 1 Maja. In: dolnyslask.pl/de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Oktober 2018; abgerufen am 4. Oktober 2018 (deutsch, Geschichte der Hirschberger Gnadenkirche).
  • Diecezja Legnicka: Sanktuarium w Jeleniej Górze. In: diecezja.legnica.pl. Diözese Liegnitz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2017; (polnisch, Porträt).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jelenia Góra – evangelische Kirche, heute Garnisonskirche zum Heiligen Kreuz, ul. 1 Maja. In: dolnyslask.pl/de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Oktober 2018; abgerufen am 4. Oktober 2018 (deutsch, Geschichte der Hirschberger Gnadenkirche).
  2. Verzeichnis der Baudenkmäler der Woiwodschaft Niederschlesien. 11. Juli 2013, S. 37 (polnisch; nid.pl [Memento vom 1. Juni 2020 im Internet Archive; PDF; 2,1 MB]; abgerufen am 6. Dezember 2013).
  3. Jelenia Góra, Polska (Województwo Dolnośląskie) – Kościół Łaski Pod Krzyżem Chrystusa (Kościół Garnizonowy). Orgel in Kreuzerhöhungskirche Jelenia Góra. In: Orgeldatabase, abgerufen am 19. Dezember 2021 (englisch, deutsch, französisch; Geschichte: niederländisch).
  4. Adolf Andrejew: Król instrumentów muzycznych czyli rzecz o organach w kościele Podwyższenia Krzyża Świętego Jeleniej Górze. (PDF; 225 kB) Książnica Karkonoska, Jelenia Góra 2009 (polnisch; ausführlich zur Geschichte der Orgel).
  5. Jelenia Góra Kościół garnizonowy Podwyższenia Krzyża Świętego. (Memento vom 29. November 2022 im Internet Archive) Polskie Wirtualne Centrum Organowe (Orgel in der Kreuzerhöhungskirche).
  6. Die biblische Grundlage dafür – und im weiteren Sinne für die Namensgebung der Kirche – bot das nächtliche Gespräch des Nikodemus mit Jesu, der die alttestamentliche Mose-Geschichte (Numeri 21,4–10 LUT) wie folgt auf sich deutet: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,13–17 LUT). So korrespondiert der sog. Typos (Ur-, Vorbild, Verheißung) mit dem Antitypos (Erfüllung); d. h. hier bildlich: Wie (damals) der Anblick der ehernen Schlange vor den tödlichen Wirkungen des Schlangenbisses schützte, so rettet (heute) die Kreuzesverehrung.
  7. Re: [SCI] Personalgeschichtliche Bücher von Schlesien/Pastoren von Hirschberg. (Memento vom 10. September 2018 im Internet Archive) In: genealogy.net. 10. August 2001, abgerufen am 4. Oktober 2018.
  8. Schmarsow war Angehöriger des Corps Masovia.

Koordinaten: 50° 54′ 14,7″ N, 15° 44′ 39,4″ O